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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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ist christlich, aber nicht sonderlich willkommen. Insbesondere nicht, wenn ein großes konservatives Element der Diözese der Überzeugung ist, dass man alle ohne Papiere zusammentreiben und nach Mexiko zurückschicken sollte.«
    »Was machen Sie denn eigentlich genau?« Clare wischte sich den Mund ab. »Ich meine, es klingt, als hätten Sie mehr im Sinn, als diesen Menschen zu einer spanischsprachigen Messe zu verhelfen.«
    »Wir fangen mit grundlegenden Hilfen an, wie Transporte zu und von den Farmen und Übersetzern, die bei dem Umgang mit den Behörden helfen. Außerdem fungieren wir als Rechtsbeistand. Gastarbeiter haben kein Anrecht auf Arbeitsunfähigkeits-oder Arbeitslosenversicherung, auf Überstundenbezahlung oder auch nur einen Ruhetag. Die Männer, die ohne Papiere hier sind, gehen nicht zum Arzt, melden keine Verletzung der Sicherheitsbestimmungen, beklagen sich nicht, wenn man sie um ihren Lohn betrügt, weil sie Angst vor den Behörden haben. Sie bewahren ihren Lohn in bar auf, weil sie keinen Ausweis besitzen, mit dem sie ein Bankkonto eröffnen könnten, und wenn einer von ihnen einem Verbrechen zum Opfer fällt, geht er nicht zur Polizei. Einige von ihnen leben unter erbärmlichen Bedingungen in uralten Wohnwagen, die nicht mal 1958 die Sicherheitskontrollen bestanden hätten, acht oder neun Männer in einem Raum.«
    »Puh.« Clare schob ihren Teller weg, damit sie ihre Ellbogen auf den Tisch stützen konnte, eine schlechte Angewohnheit, die sie nie abgelegt hatte. »Das klingt erstaunlich anspruchsvoll. Und lohnenswert.«
    Schwester Lucia nickte. »Es freut mich, dass Sie das erkennen. Jetzt muss ich nur noch Kirchengemeinden finden, die mit mir zusammenarbeiten.«
    »Werden Sie denn nicht finanziell von Ihrem Orden unterstützt?«
    »Ich bekomme eine bescheidene Summe. Und mit bescheiden meine ich verhüllt von einer Burka, unsichtbar für das menschliche Auge.«
    Clare lachte.
    »Nein, das Problem ist, dass wir hier oben im Norden nur sehr wenig Geld haben. Kleine Gemeinden, jeder Priester betreut zwei oder drei auf einmal, Spendenrückgang … Ohne die Unterstützung des Bischofs wird der geringe Bedarf meiner Mission immer ganz unten im Stapel zerquetscht.«
    »Ich möchte Ihnen helfen.«
    Die Nonne setzte sich zurück. »Wie bitte?«
    »Ich habe Freunde beim Entwicklungsfonds der Episkopalkirche. Das klingt ganz nach ihrem Geschmack: klein, Basisarbeit, handfeste Hilfe für einzelne Personen.«
    Schwester Lucias Miene spiegelte eine Mischung aus Interesse und Zweifel. »Die Arbeit hat auch einen spirituellen Aspekt, wissen Sie. Und der ist definitiv katholisch. Spanischsprachige Messen und so weiter.«
    Clare grinste. »Keine Sorge. In der Episkopalkirche sind wir ganz scharf auf die Ökumene. Wirklich, sogar sehr scharf.«
    Die Kellnerin ersetzte ihre leeren Teller durch dicke Stücke Käsekuchen. »Kaffee?« Sie hielt eine Kanne hoch.
    »Unbedingt«, erwiderte Clare. Schwester Lucia lehnte ab und sah dann amüsiert zu, wie Clare Tütchen um Tütchen Zucker in ihre Tasse leerte. »Vielleicht kann ich auch ein paar Helfer für Sie auftreiben.« Clare griff nach ihrem Löffel. »Die Zahl unserer Mitglieder ist im letzten Jahr leicht gestiegen, jüngere Leute« – älter konnten sie auch kaum sein, da das Durchschnittsalter von St Alban’s bei ihrer Ankunft bei siebenundfünfzig gelegen hatte –, »die noch keinen Platz in unserem gegenwärtigen Freiwilligenprogramm gefunden haben. Ich denke, Ihre Mission wäre genau das Richtige.« Ihr Löffel klirrte in der Tasse, während sie erst im, dann gegen den Uhrzeigersinn umrührte. »Als ich Geistliche wurde, machte ich mir Sorgen, ich könnte nicht fähig sein, jemanden dazu zu bringen, sich um die Randexistenzen unter uns zu kümmern. Mittlerweile glaube ich, dass die Menschen nicht unwillig sind, sondern dass sie sie einfach nicht sehen. Schauen Sie mich an. Ich lebe schon seit zwei Jahren hier und hatte bis gerade eben nicht die geringste Ahnung von diesen Arbeitern.« Sie sah die Nonne vertrauensvoll an. »Eigentlich wollte ich gar nicht zu diesem Mittagessen kommen. Jetzt bin ich froh, dass ich hier bin.«
    Schwester Lucia lächelte. »Stürzen Sie sich immer so … entschlossen in die Dinge?«
    »Darauf können Sie wetten«, antwortete Clare. »Ich weiß nicht, ob das eine Tugend oder ein Makel ist, aber nach sechsunddreißig Jahren habe ich allmählich gelernt zu akzeptieren, was ich bin.« Sie trank einen Schluck Kaffee und seufzte, als

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