Und verfluche ihre Sünden
Daten, Nummern.
»Tut mir leid«, sagte sie und nahm es ihm weg. »Das ist das Ergänzungsheft zum Taufregister.« Sie ging zurück ins Hauptbüro und zog einen ledergebundenen Folianten aus der Regalmitte. »Wir müssen wieder einen kaufen, aber sie sind aberwitzig teuer.« Sie schlug ihn auf. »Siehst du? Name des Getauften, Paten oder Sponsoren, Datum, Alter zum Zeitpunkt der Taufe. Die Initialen des Täufers.« R. H. D.TH. bei dem Eintrag, auf den sie zeigte. »Robert Hames, Doktor der Theologie«, erklärte sie.
Er betrachtete das Heft. Es war identisch eingeteilt, obwohl die Namen ohne das Beispiel des gebundenen Taufregisters wie ein Code wirkten. »C. F. M.TH.«, las sie vor. »Clare Fergusson, Magistra der Theologie.«
»Warum schreibst du nicht einfach deinen Namen? Oder Rev. C. F.?«
»Keine Ahnung. Ich führe zum ersten Mal ein Taufregister. Ich habe es einfach genauso gemacht wie mein Vorgänger.«
Er schnaubte. »Das ist vermutlich der Grund für die Hälfte der Traditionen, auf die ihr Episkopalen so abfahrt. Einfach nachmachen, was der Vorgänger getan hat.«
»Hm. Was nicht besonders beeindruckend klingt, bis man versucht, es anders anzupacken. Wie viele Episkopale braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?«
»Keine Ahnung? Wie viele?«
»Was? Die Glühbirne wechseln?«
Er lachte, was sie erfreulich fand, denn der Witz war uralt. »Ich habe nichts gefunden«, fuhr sie fort. »Im Spielzimmer steht noch einiges herum. Soll ich dort auch noch nachsehen?«
»Ich schätze schon.« Er stellte den schweren alten Lederfolianten und dann das billige Spiralheft zurück. Er behandelte beide mit derselben Sorgfalt.
»Du schätzt?«
Er räusperte sich. »Ich will nichts übersehen. Aber seien wir mal ehrlich: Dass eine Liste mit Drogenhändlern an einer Stelle versteckt wurde, an der ein Dreijähriger sie vielleicht in ein Kunstprojekt verwandelt, ist nicht besonders wahrscheinlich.« Er trat einen Schritt zurück, um das gesamte Bücherregal noch einmal zu überfliegen, und stieß sie dabei fast um. Er drehte sich um und packte sie an den Schultern. »Das hier war unsere beste Chance. Jede Menge Unterlagen. Es wäre einfach für ihn gewesen, hier etwas dazwischenzuschieben. Hätte deine Sekretärin es zufällig gefunden, hättet ihr es einfach zurückgelegt, wenn es nicht das gewesen wäre, wonach ihr gesucht habt.«
Er hatte recht. Sie sah Amado vor sich, der staubsaugte und Regale und Holzflächen mit einem Staubtuch abwischte. In seine Tasche griff und etwas zwischen die Unterlagen schob. Vor aller Augen und gut sichtbar versteckt. Sie richtete ihren Knoten. Mühte sich, die unaussprechliche Wahrheit in Worte zu fassen. »Es sieht für Amado nicht gut aus, oder? Ich meine, wenn er etwas versteckt hat, das für seinen Entführer wichtig ist.«
Er sah sie an. »Nein, das tut es nicht.«
Sie rieb sich den Arm. Hin und wieder wünschte sie, Russ würde die Dinge für sie rosafarben malen. »Warum ist er nicht einfach zur Polizei gegangen, wenn er etwas Illegales beobachtet hat? Oder zu mir gekommen? Ich hätte ihm helfen können.« Sie betrachtete ihre Hände. Verschränkte sie fest. »Ich hätte ihm geholfen.«
Russ lächelte ein wenig. »Du hast alles getan, was du konntest, Liebling. Du hast ihm einen Job gegeben und ein Dach über dem Kopf, und du hast die Christies grün und blau geprügelt, als sie versucht haben, ihn zu überfallen.«
»Das war Notwehr«, sagte sie. Sie hob die Fäuste, Knöchel nach oben und unten, als hielte sie eine unsichtbare Eichenstange. »Ich wünschte, ich wäre hier gewesen, als wer auch immer hier eingedrungen ist.« Sie sah zu Russ auf. »Wenn ich nur eine Stunde früher nach Hause gekommen wäre. Oder auch nur eine halbe.«
Sie erschrak, als er ihre Hand nahm und mit der seinen umschloss.
»Gott sei Dank, dass du nicht hier warst. Weil ich dich kenne und weiß, dass du versucht hättest zu kämpfen. Und wer immer ihn hat, Clare, ist ein schlechter Mensch. Ich weiß nicht, ob du ihn mit einem Kreuz und einer Kerze hättest vertreiben können.« Er ließ ihre Hand sinken, ohne sie loszulassen. Zog sie näher heran. »Aber wenn es überhaupt jemand könnte …«
»Was machst du da?« Sie klang wie ein Schulmädchen unter der Tribüne, atemlos und naiv.
Er fing ihre andere Hand ein. Bog ihre Arme so mühelos hinter ihren Rücken, dass es schien, als wäre es ihr eigener Einfall, als streckte sie unsichtbare Flügel aus, machte sich bereit zu fliegen. Sie
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