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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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»Nein.«
    Er erklärte ihr, wie man zu seiner Wohnung in Fort Henry gelangte. Er bewohnte die obere Hälfte eines Arbeiterhauses aus den dreißiger Jahren, schlicht und einfach, aber die Straße war ruhig und schattig, und er hatte eine Garage für seinen Aztec.
    »Schön.« Hadley parkte vor dem Haus und verschloss ihre Waffe in dem Schließfach unter dem Sitz. Oben zeigte er ihr die Küche und entschuldigte sich dann, um seine eigene Waffe wegzuschließen. »Zieh dich um«, sagte sie. »Glaub mir, wenn ich aus diesen verdammten Klamotten rauskönnte, ich würde es tun.«
    Er schloss seine 44er ein und tauschte die Uniform gegen weite Shorts und ein T-Shirt. Ein seltsames Gefühl, sich auszuziehen, während sie in der Küche war. Als er zurückkehrte, hatte sie schon den Ofen vorgeheizt, seinen Biervorrat entdeckt und vier tiefgefrorene, gefüllte Kartoffeln ausgewickelt. »Weißt du«, sagte sie. »Die kann man ganz leicht selber machen. Man braucht nur ungefähr fünf Minuten pro Kartoffel.«
    Er streckte ihr ein T-Shirt und eine Sporthose entgegen. »Willst du die anziehen? Ich meine, sie sind dir zu groß, aber die Shorts haben ein Zugband.« Sie starrte die Kleidungsstücke an. Er spürte, wie er errötete. Im Schlafzimmer war es ihm noch wie ein guter Einfall vorgekommen.
    »Ja«, antwortete sie schließlich. »Will ich.«
    Er zeigte ihr das Bad. Schob die Kartoffeln in den Ofen. Strengte sich an, sich nicht vorzustellen, wie sie sich auszog. Öffnete ein Bier. Wenigstens fühlte er sich nicht mehr so hundserbärmlich. Es war schwierig, gleichzeitig deprimiert und verlegen zu sein.
    Er hörte die Toilettenspülung. Sie lachte. Ach Scheiße. Die Tür zum Bad öffnete sich. »Flynn«, sagte sie. »Innen an deinem Toilettendeckel kleben die Vorschriften zur Beweissicherung.« Sie lachte noch heftiger. »Das ist so ziemlich das Schrägste, was ich jemals gesehen habe.«
    »Die hängen da schon ewig«, protestierte er. »Ich hab gelernt. Ich hab vergessen, sie abzunehmen.«
    Sie griff nach ihrem Bier. Sein T-Shirt hing an ihr herab wie ein Strandkleid. »Ich wette, du hängst da jede Woche was Neues auf.« Sie grinste ihn an. »Vielleicht sollte ich das bei Hudson probieren. Er hat Probleme mit Bruchrechnung.« Sie wanderte zum anderen Ende der Küche, wo ein Tisch und vier Stühle sein kleines Wohnzimmer von der verglasten Veranda trennten. »Wow. Du hast ja Unmengen Bücher. Vielleicht sollte ich Hudson einfach zu dir schicken. Dann kannst du ihm was beibringen.«
    »Klar«, sagte er. »Ich mag Kinder.« Er zog die Glastür zur Veranda auf.
    Sie stellte ihre Flasche auf einem der Bücherregale ab. »Weil du selbst eines bist.«
    Er griff nach ihrem Bier. »Komm mit raus auf die Veranda. Da ist es kühler.«
    Sie saß auf dem Rattansofa, das früher seinen Eltern gehört hatte, und er setzte sich in einen Adirondack-Sessel, den sein ältester Bruder im Werkunterricht gezimmert hatte. Sie legten ihre Füße auf den Couchtisch aus Rattan. Eine abendliche Brise seufzte durch die Fliegenfenster. Schweigend saßen sie da und tranken ihr Bier. Hadley studierte die Kondenswassertropfen, die an dem bernsteinfarbenen Glas herabrannen.
    »Ich quittiere den Dienst«, sagte sie.
    Er starrte sie an. »Was?«
    »Heute hab ich es begriffen«, sagte sie. »Was der Chief mir gesagt hat. Das ist nicht wie die Arbeit bei einer Versicherung oder in einem Restaurant. Das ist, als wäre man Soldat. Menschen kommen um.«
    »Seit 1979 ist kein einziger Polizist in Millers Kill im Dienst gestorben.«
    »Danke, Kevin«, erwiderte sie. Ihre Stimme wurde hart. »Die Statistik kann sich jeden Moment ändern.«
    Er stemmte sich aus dem Sessel hoch. Er konnte nicht gleichzeitig reden und ruhig sitzen blieben. »Der Chief wird wieder gesund.«
    »Das wissen wir nicht! Selbst wenn er überlebt, könnte er behindert sein oder einen Hirnschaden haben, weil sein Herz so oft stehengeblieben ist, oder …«
    »Nicht.« Er lief von einem Fenster zum anderen.
    »Tut mir leid.« Sie stand jetzt auch auf und stellte sich ihm in den Weg. »Es tut mir leid.« Sie sah zu ihm auf. »Für dich ist es anders. Für dich ist es immer noch so eine Art Räuber-und-Gendarm-Spiel.«
    »Nein«, widersprach er. »Ist es nicht.«
    Sie senkte den Blick. »Nein«, sagte sie. »Ist es nicht. Entschuldige.«
    Er trat einen Schritt auf sie zu. »Und ein für alle Mal, ich bin kein Kind mehr.«
    »Nein.« Sie sah zu ihm hoch. »Nein, das bist du nicht.«
    Plötzlich – er

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