Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
Vom Netzwerk:
hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war – lag sie in seinen Armen, und er hob sie hoch, presste sie an sich, und sie fielen übereinander her, küssten, bissen sich, saugten allen Sauerstoff aus dem Raum.
    »Ich will heute Nacht nicht allein sein«, keuchte Hadley. »Ich will nicht allein sein.«
    »Nein. Nein.«
    Sie schlang Arme und Beine so fest um ihn, dass sie ihm fast das Blut abschnürten. »Trag mich ins Schlafzimmer. Jetzt.«
    »Ja, o ja.« Er taumelte den Flur entlang, und dann waren sie in seinem Zimmer, rissen sich die Kleider vom Leib, waren in seinem Bett, und – oh, mein Gott – sie war heißer, weicher, feuchter, süßer als alles, was er sich hatte vorstellen können. Er hätte sich fast verloren, weil er sie überall gleichzeitig berühren wollte, aber sie bremste ihn, sagte »hier« und »so bitte« und »o ja, das tut gut«. Lass dir von ihr zeigen, was ihr gefällt, hatte er gelesen, und so machte er es. Er war gut darin, Anweisungen auszuführen, verdammt gut, und dann bog sie den Rücken durch, ihre Stimme erstickte an seiner Halsbeuge, und er war voller Staunen und Macht und Zärtlichkeit, alles zur selben Zeit. Dann zog sie ihn auf sich, schlang ihre Beine um ihn, und er stieß, und in diesem Moment konnte sie das alles offensichtlich in seinem Gesicht lesen, denn sie lachte und flüsterte: »Drin wie Flynn.«
    XVII
    Auf der Intensivstation war nicht genug Platz, um kniend zu beten. Ein komisches Versehen, dachte Clare. Alle anderen Spielarten lebensrettender Maßnahmen waren in den fensterlosen Raum gequetscht. Es gab nur einen Sessel, den sie, Margy und Janet abwechselnd benutzten, bis Janet nach Hause zu ihren Kindern und Kühen musste und Margy auf dem breiten Sofa im Wartezimmer der Intensivstation einschlief. Clare zerrte den Fußschemel des Sessels an das Fußende von Russ’ Hightech-Bett und kniete nieder. Ein wenig götzendienerisch vielleicht, als würde sie zu dem großen, geschundenen Körper beten, der bleich und reglos unter der Decke lag.
    Sie wusste, dass sie um Gottes Willen beten sollte, nicht um den ihren. Sie wusste, dass schlimme Ereignisse keine Prüfungen oder Strafen waren. Sie wusste, dass Gott kein himmlischer Kaugummiautomat war und es weder Worte noch Rituale gab, die Gottes ehrfurchtgebietende Hand lenken konnten.
    Aber die Verzweiflung siegte über ihr Wissen, und sie betete wie ein kleines Kind.
    Bitte, Gott, bitte, bitte, lass ihn nicht sterben. Ich mache alles. Bitte lass ihn nicht sterben.
    Nachdem sie Schwester Lucia am Reha-Zentrum abgesetzt hatte, war sie zur Kirche gefahren und hatte ihre Besuchstasche geholt. Die alte Frau hatte Clares Gesicht mit beiden Händen umschlossen und gesagt: »Ich werde ohne Unterlass beten. Für ihn und für Sie.«
    Jetzt, um drei Uhr morgens, gab sie Russ die Krankensalbung. »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes lege ich meine Hände auf dich«, psalmodierte sie, »und flehe unseren Herrn Jesus Christus an, dir Kraft zu verleihen …« Eigentlich war die Krankensalbung als äußeres, sichtbares Zeichen gemeint, aber in ihren rutschigen Händen wurde sie zum Talisman, zum Siegel, zur Warnung an Gott, ihn ihr nicht wegzunehmen, jetzt, da sie ihn schützte. Sie hätte den Raum unter Weihwasser gesetzt, Kreuze an sein Beatmungsgerät und Heiligenmedaillons an den Überwachungsmonitor gehängt, wenn sie geglaubt hätte, sie käme damit durch. Magie. Glauben. Ihr Wille. Gottes Wille.
    Bitte, Gott, bitte, bitte, lass ihn leben …
    Das Eintreten der Schwester weckte sie. Als sie sich vom Fußende des Bettes aufrichtete, waren ihre Arme taub und ihre Beine verkrampft. Sie versuchte, vom Schemel aufzustehen, und fiel hin.
    »Du lieber Himmel, Reverend, sind wir eingenickt?« Die Schwester zog sie auf die Beine und schickte sie ins Wartezimmer. »Wir müssen jetzt ein bisschen Platz machen«, flötete die Schwester. »Warum holen wir uns nicht etwas zu essen und schnappen ein wenig frische Luft?«
    »Warum nicht«, murmelte Clare. Sie kollabierte auf dem Sofa gegenüber der schlafenden Margy und versuchte, die stechenden Schmerzen des wieder einsetzenden Blutkreislaufs in ihren Gliedern zu ignorieren. Vom Sofa aus sah sie direkt auf die offene Tür und hatte so einen ausgezeichneten Blick auf Lyle MacAuley, der dem Aufzug entstieg. Er trug eine frische Uniform – sie hoffte, er hatte die andere verbrannt –, aber seine Augen waren gerötet und eingesunken vom Schlafmangel.
    »Du siehst schrecklich

Weitere Kostenlose Bücher