Und wieder Carmel
mit Sekt werden gereicht und Alex spricht einen Toast aus: „Auf das
Ehepaar Wallenstein, mögen sie auch weiterhin viele Jahre gemeinsam verleben.
Vierzig Ehejahre sind eine lange Zeit und nicht jedem ist es vergönnt, auch die
goldene Hochzeit zu erleben. Zum Wohl!“
„Zum Wohl!“, rufen wir im Chor und meine Mutter lächelt gequält .
„Sind Sie auch verheiratet?“, fragt meine Tante, die nicht ganz mitbekommen
hat, dass Alex zu mir gehört.
Alex sieht erst mich an und dann meine Mutter. „Ich hoffe, so bald wie möglich,
wenn Anna mich will?“ Ich fühle, wie er meine Hand fest umschließt und sehe
meine Mutter, wie sie mit den Zähnen knirscht.
„Das wussten wir ja gar nicht Anna, herzlichen Glückwunsch.“ Meine Tante umarmt
mich voller Freude und stößt damit eine Welle von Glückwünschen der anwesenden
Verwandten und Freunde an. Alex und ich bedanken uns freundlich. Plötzlich
zieht mich meine Mutter am Arm hinaus auf den Flur. Alex folgt mir.
„Was soll das?“, giftet sie mich an .
„Anna trifft keine Schuld“, mischt sich Alex ein und stellt sich beschützend
vor mich .
„Natürlich, sie hat Sie mitgebracht. Ihr jungen Leute kennt einfach keinen Anstand
mehr.“
„Anstand?“, Alex lächelt meine Mutter überlegen an. „Ich hätte mir gewünscht,
dass Anna den damals nicht gehabt hätte.“
„Das diskutieren wir jetzt nicht, ebenso wenig eure Ehe-Pläne. Geht rein und
setzt euch an den Tisch.“
„Ich denke, das werden wir nicht tun“, widerspricht Alex .
„Herr Walker, das ist unsere Feier und Sie sind hier Gast …“ beginnt sie und
Alex unterbricht sie. „Ich bin nicht offiziell eingeladen worden und wie ich
diesem Gespräch hier entnehmen muss, bin ich ebenso wenig willkommen.“ Er sieht
mich an und spricht weiter: „Begleitetest du mich?“
„Ja“, antworte ich ohne Umschweife.
„Anna, du bleibst hier“, fordert meine Mutter barsch .
„Nein, dieses Mal nicht“, entgegne ich ihr, greife nach Alex ausgestreckter
Hand und verlassen mit ihm das Restaurant. Ich strahle vor Stolz, dass Alex
meiner Mutter so gekonnt die Meinung gesagt hatte.
„Wo wollt ihr hin?“, ruft meine Mutter über den Flur, als wir unsere Jacken
anziehen .
„Entschuldigen Sie uns bitte. Anna und ich haben viel zu besprechen und dieses
Mal brauchen wir Ihre Erlaubnis nicht.“ Alex verbeugt sich höflich und wir
gehen, ohne ein weiteres Wort abzuwarten, durch die Tür.
Auf der Straße hält er an und fragt mich aufgeregt:
„Zu dramatisch?“
„Nein“, sage ich und schüttle nachdrücklich den Kopf. „Ganz im Gegenteil. Sie
hat es nicht anders gewollt.“
„Sie hat es provoziert. Eigentlich hatte ich vor, sie und deinen Vater erneut
höflich um Erlaubnis zu bitten, aber unter diesen Umständen hatte ich keine
Wahl.“
„Ich weiß. Ich kenne meine Mutter, ich habe auch nie eine Wahl. Und, was machen
wir jetzt?“
„Keine Ahnung, es ist deine Stadt.“
„Nein, ich meine, was machen wir jetzt, zusammen?“
Alex grinst mich an. „Endlich das beginnen, was wir vor zwölf Jahren schon
beginnen wollten. Ob nun hier oder in L.A., mir ist es gleich. Willst du
heiraten und Kinder?“
„Kinder?“
„Ja, es wird Zeit für normale „Walker-Kinder.“
Ich kichere. „Aber hier geht es nicht.“
„Warum nicht, wegen deiner Eltern?“, fragt er überrascht.
„Nein, meine Wohnung ist zu klein“, antworte ich und grinse .
„Stimmt, ein Zimmer mehr wäre nicht schlecht.“
„Ein Haus mit Terrasse aber auch nicht.“
Er küsst mich zärtlich und sagt: „Ich habe ein Haus mit Terrasse. Möchtest du
zurück nach Kalifornien?“
„Ja, wieder nach Carmel.“
Ende
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