Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
diesem Stil.«
»Ich war überzeugt, dass Tina sich geirrt haben musste.«
»Ich hole Ihnen gerne weitere Modelle aus dem Lager.«
»Also bin ich in dieses kapitalistische Dreckloch gekommen, um es mit eigenen Augen zu sehen.«
Ich drehte mich um. »Wenn es dir nichts ausmacht . . . ?
Ich . . . uff.« Mit der üblichen geisterhaften Geschwindigkeit war er zu mir herübergekommen, und als ich mich umdrehte, kollidierte ich fast mit seiner Brust.
»Das kann ich nicht akzeptieren.«
»Und du weißt noch nicht alles, mein Freund«, sagte ich zu seinen Hemdknöpfen. Ich legte beide Hände auf seine 46
breite Brust – du lieber Himmel! – und stieß ihn zurück.
»Hau ab, ich arbeite.«
»Meine Königin«, sagte er und starrte zornig auf mich herunter, »arbeitet nicht.«
»Diese hier schon«, sagte ich kurz angebunden. »Und wie du klingst! Jesses, ich wusste ja, dass du ein altmodisches Arschloch bist, aber selbst du musst wissen, dass Frauen heutzutage arbeiten gehen können. Und verdammt! Jetzt habe ich wegen dir ›Arschloch‹ am Arbeitsplatz gesagt!«
»Keine meiner Gemahlinnen geht für den Mindestlohn mit Schuhwerk hausieren«, bellte er. »Hol deine Sachen, sofort. Du kommst jetzt zu mir, zu uns nach Hause. Das hättest du schon vor drei Monaten tun sollen.«
»Was für ein Zuhause? Soweit ich mich erinnere, liegt deine Villa in Schutt und Asche.« Schuldgefühle wallten kurz in mir auf, die ich aber ignorierte. Sinclairs Dreißigzimmer-Zufluchtsort war niedergebrannt in ebenjener Nacht, als ich entführt und fast enthauptet worden war. Dann hatte ich den Bösen getötet und mit Sinclair gevögelt. Wie ich schon sagte, es war eine verrückte Woche gewesen. »Du kannst unmöglich in drei Monaten alles wieder aufgebaut haben.«
»Das ist richtig«, gab er zu. »Ich habe eine Suite im Marquette für Tina und die anderen gemietet.«
»Vampire steigen im Marquette ab?«
»Der Service dort ist exzellent«, verteidigte er sich. »Und dein Platz ist an meiner Seite. Du solltest nicht . . . Touristen bedienen, hier, in diesem Tempel der Kaufsucht.«
»Wer bist du, der Fred Feuerstein unter den Vampiren?
Anscheinend treffen wir uns heute das erste Mal, oder du 47
hast alles vergessen, was du von mir wusstest.« Ich griff nach seiner Hand und schüttelte sie wie eine Republika-nerin. Und das war ich ja auch. »Hallo, ich bin Betsy. Ich bin eine Feministin, ich arbeite für meinen Lebensunterhalt und lasse mir ungern etwas von Mistkerlen mit langen Zähnen befehlen. Nett, dich kennengelernt zu haben.«
Ich sah einen Ausdruck auf seinem Gesicht, der mir bekannt vorkam. Eine Mischung aus Ärger und Belustigung.
»Elizabeth . . . «
Ich unterdrückte einen Schauder. Niemand sprach meinen Namen so aus wie er. Zuerst einmal nannte mich niemand Elizabeth – und schon gar nicht auf diese volltönende Art, mit der er jede Silbe auf der Zunge zergehen ließ. So wie Diabetiker von riesigen Eisbechern mit Karamellsauce sprechen.
Während ich noch seine Hand schüttelte, nahm er meine fest zwischen seine beiden Hände. Das war, gelinde gesagt, nervenaufreibend. Ich konnte ein Auto einfach in die Hö-
he stemmen und hatte es auch schon getan. Sinclair war mindestens doppelt so stark wie ich. »Elizabeth, sei doch vernünftig.«
»Das steht nicht in meiner Arbeitsplatzbeschreibung. Geh weg.«
»Du hast doch erreicht, was du wolltest. Ich bin zu dir gekommen. Du hast gewonnen. Jetzt komm mit mir und . . . «, er zog mich näher, und ich tauchte ein in die Tiefe seiner dunklen Augen, ». . . wir reden über alles.«
Ich versuchte ihm meine Hand zu entziehen. Ohne Erfolg.
Am liebsten hätte ich mich mit dem Fuß an seinem Knie abgestützt, um mich mit einem Ruck zu befreien.
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»Mein Bedarf an Gesprächen mit dir ist gedeckt«, quiekte ich entschieden und hoffte, nicht so verunsichert zu klingen, wie ich mich fühlte. Habe ich schon erwähnt, dass Sinclair zu allem Überfluss auch noch sehr gut reden konnte? Gespräche unter vier Augen in beiderseits völlig entkleidetem Zustand waren seine Spezialität. »Du hast mich ausge-trickst und mich benutzt. Ich kann dich nicht ausstehen.
Und die Tatsache, dass ich hier arbeite, hat gar nichts mit dir zu tun, du Macho.«
»Aber warum bist du dann hier?«, fragte er, ehrlich verblüfft.
Der Mann war unmöglich. »Weil ich Geld verdienen muss, du Idiot! Ich muss Rechnungen bezahlen.«
Er ließ meine Hand los und richtete sich auf. Ich war erleichtert, denn
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