Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
beeindruckt. Tina war bisexuell, deshalb, so nahm ich an, hatte sie Macht über Männer und Frauen. »Gute Arbeit! Ich wusste gar nicht, dass du Grippe heilen kannst.«
»Danke. Schrubber?«
»Gleich neben der Toilette. Aber mal ernsthaft, das ist doch zu traurig. Du musst Besseres zu tun haben, als mein Badezimmer zu putzen. Es ist fast Wochenende, um Gottes willen.«
Tina zuckte zusammen, als ich Gott erwähnte. Vampire waren ja so empfindlich, was Kirchliches betraf. »Eigentlich wollte ich Euch etwas erzählen.«
35
»Sinclair ist zu Asche zerfallen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Äh . . . nein. Aber lustig, dass Ihr das sagt. Wir bekommen Berichte von zahlreichen Pfählungen.«
»Und was geht mich das an?«
Sie sah mich an.
»O nein«, jammerte ich, »es geht mich tatsächlich etwas an?«
»Ihr seid die Königin.«
»Ach, und deshalb muss ich die Vampire der ganzen Stadt beschützen?«
»Die Vampire der ganzen Welt, wenn man es genau nimmt«, sagte sie freundlich.
Glücklicherweise stand ich neben der Badewanne, denn plötzlich verspürte ich das Bedürfnis, mich hinzusetzen.
36
4
»Also läuft jemand herum und tötet Vampire?«
»Genau. Wahrscheinlich mehr als nur ein einziger Jemand. Wir denken eher an eine Killertruppe.«
»Wir heißt du und Sinclair.«
»Ja.«
Ich stand auf, um mir noch eine Tasse Tee zu machen.
Das Badezimmer strahlte wie in einem Werbespot für Toi-lettenreiniger. Tina konnte putzen wie der Teufel. Putzte der Teufel überhaupt? Ich nahm mir vor, es bei Gelegenheit herauszufinden.
»Sieh mal, Tina, ich meine es nicht böse, aber ich bin mir nicht sicher, dass das unbedingt schlecht sein muss.«
»Natürlich, Ihr meint es nicht böse«, sagte sie trocken.
»Ich bin einfach nicht davon überzeugt, dass es meine Aufgabe ist, alle Vampire der Stadt zu beschützen, das ist alles. Bisher habe ich die Stadt vor ihnen geschützt. Anständige Zecken müssen ihr Essen nicht quälen, oder?«
Sie starrte in ihre Tasse und schwieg.
»Gerade gestern gehe ich nichts Böses ahnend meines Weges, und schon muss ich wieder einen Blutsauger von seiner Mahlzeit wegziehen. Er hatte nicht nur sein Essen zusammengeschlagen, sondern auch ein Taxi umgekippt und dem Fahrer eine Todesangst eingejagt. Und warum?
Weil er es konnte.«
37
Tina sagte immer noch nichts. Ich wusste, dass ihre Blutspender hundertprozentig einverstanden waren, aber es war immer peinlich, wenn man mit den bösen Jungs in einen Topf geworfen wurde.
Ich brach das Schweigen. »Also, ich denke ja, dass diese Killertruppe, oder was immer es ist, ein Hühnchen mit Untoten zu rupfen hat. Oder etwa nicht? Und jetzt soll ich mich da einmischen? Warum sollte ich das tun?«
Für einen langen Moment schwieg Tina weiterhin, dann sagte sie: »Ihr seid jung.«
»Ach Gott, jetzt kommt das wieder.«
Aber sie hatte recht. Vier Monate zuvor war ich noch ein lebendiger Niemand gewesen. Jetzt war ich eine tote Regentin. Aber ich konnte mich immer noch gut daran erinnern, wie es war, draußen im Tageslicht herumzulau-fen, zu atmen und zu essen. Hätte es mir damals etwas ausgemacht, wenn jemand Vampire gekillt hätte?
Kaum.
Um ganz ehrlich zu sein: Die meisten Vampire waren Widerlinge. Unzählige Menschen hatte ich davor bewahrt, ausgesaugt zu werden, nur weil Vampire sich als ewige Opfer fühlten. Denn kaum waren sie von den Toten auferstanden, dachten sie nur daran, sich für den Mord an der eigenen Person zu rächen.
»Ich nehme an, Ihr fühlt Euch . . . zerrissen«, sagte Tina.
»Eher genervt und sauer.«
»Aber Tatsache ist, dass jemand Eure Leute tötet.«
Ich sagte nichts. Leider verstand Tina den Wink nicht und fuhr fort: »Wir müssen dem ein Ende setzen. Sofort.«
38
Ich setzte mich ihr gegenüber, in der Hand meine frische Tasse Tee. »Oje«, seufzte ich, »lass mich darüber nachdenken, okay? Ich habe gerade einen neuen Job gefunden, meine Mitbewohnerin ist krank, mein Vater hat Angst vor mir, mein Auto braucht einen Ölwechsel, wir haben wahrscheinlich Termiten, Jessica sucht bereits hinter meinem Rücken ein neues Haus, und es ist fast Wochenende. Ich bin gerade wirklich sehr beschäftigt.«
»Ihr geht arbeiten?«
»Ja-ha.« Ich versuchte bescheiden auszusehen. Nicht jedem war es vergönnt, seinen Traumjob zu finden. »Ich verkaufe Schuhe bei Macy’s.«
Eine weitere lange Pause. »Ihr arbeitet in einer Mall?«
Tina war nicht so beeindruckt und begeistert, wie ich erwartet hatte. Merkwürdig. »Nicht in
Weitere Kostenlose Bücher