Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
Wenn wir doch nur eine Minute 258
früher gekommen wären . . . Wir hätten dich retten können!
Dich retten müssen!«
Sie war noch jung.
»Ich kann das nicht noch mal«, weinte Jessica, »ich sollte das nicht noch einmal mit dir durchmachen. Du musst damit aufhören, du darfst nicht mehr sterben.«
»Vergiss es«, sagte Marc plötzlich. Er legte seine Hän-de um den Pflock, der zwischen Betsys Brüsten steckte.
Jon streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten, aber Marc schüttelte so heftig den Kopf, dass seine Tränen spritzten.
»Ich kann sie nicht so sehen, wie ein Käfer auf einen verdammten Pappkarton genagelt. Das ist nicht richtig, und ich werde es nicht zulassen.«
Und dann zog er mit einem Grunzer den Pflock aus ihrer Brust.
Betsy schlug die Augen auf. Was uns natürlich alle er-schreckte.
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Ich fühlte ein heftiges Brennen in meiner Brust, hörte, wie mein T-Shirt riss, und öffnete die Augen, um wem auch immer meine Meinung zu sagen.
»He!«, beschwerte ich mich. »Verdammt, das war ein neues T-Shirt!«
Es gab einen dumpfen Laut, als Sinclair mich fallen ließ.
Warum er mich gehalten hatte, weiß ich nicht – ich hatte es aufgegeben, ihn zu verstehen. Zu zahlreich waren seine kleinen Geheimnisse. »Elizabeth«, sagte er, und ich erschrak über seine weißen Lippen.
»He! Noch einmal! Warum hast du das gemacht?« Ich rieb mir den Hinterkopf. »Warum starrt ihr mich alle an, Leute? Ihr macht mir Angst.« Und das taten sie wirklich!
Ich blickte in eine Wand von Gesichtern, und allen stand der Mund weit offen. Wenn ich blieb, wo ich war, würde man wohl bald auf mich sabbern.
»Buh«, sagte Jon.
»Ja, schon gut. Was ist passiert? Wo ist diese hinterhältige Kuh Monique? Wartet, bis ich die in die Finger kriege!
Die ist geliefert! Sie hat mich reingelegt. Hat mich hier-hergelockt, um Party zu machen. Schöne Party! Sie hat mich gepfählt! Ich meine, wer tut denn so was? Und es hat höllisch wehgetan! Und warum habt ihr denn so lange 260
gebraucht? Warum liege ich auf diesem ekligen Boden?
Sinclair, hilf mir auf. Sofort.«
»Buh«, sagte Jon noch einmal. Was hatte der Junge nur für ein Problem? Aber gerade jetzt hatte ich Wichtigeres zu tun.
»Du lebst«, platzte Jessica heraus. »Wieder.«
»Sieh dir das Loch in meinem T-Shirt an«, beschwerte ich mich. »Baumwolle wächst doch schließlich nicht auf Bäumen! Moment mal, da wächst sie wirklich, oder? Oder wächst sie an Büschen? Wie auch immer . . . hmmmmpf!«
Ich trommelte gegen Sinclairs Schulter, bis er aufhörte, mich zu küssen. »Junge, Junge. Weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, wenn du verstehst, was ich meine. Jetzt hilf mir auf.«
Er riss mich auf die Füße, und Jon umarmte mich so stürmisch, dass ich ins Stolpern geriet. Dann zog Sinclair ihn von mir runter und gab wieder dieses komische Knurr-geräusch von sich, und Jon knurrte zornig zurück. Jessica fuhr sie an, sie sollten mit dem Scheiß aufhören, aber mir war das egal, weil ich Monique entdeckt hatte, die in einer Ecke stand, mit einer Schwertspitze an ihrer Kehle, mit der Empfehlung meiner besten Freundin, Tina.
»Ha!«, sagte ich und riss Marc den Pflock aus der Hand.
Der schrie auf und zog sich einen Splitter aus der Hand.
»Du wagst es, mir in die Brust zu stechen? Und mein Shirt zu ruinieren?«
Ich marschierte rüber zu Monique, die doch tatsächlich erstaunt aussah, aber zugleich auch sauer. »Falsche Königin«, sagte sie herausfordernd, als Tina zur Seite trat. Das machte mich ein bisschen nervös. Ich hatte gehofft, dass 261
die Schwertspitze weiter auf sie zielen würde. »Du wirst niemals herrschen.«
»Tss, tss. Da hat aber jemand seine Lektionen aus dem Buch der Toten nicht gelernt. Es scheint, als würde ich bereits herrschen. Nur ein paar Loser wie du haben das immer noch nicht geschnallt.«
»Du redest zu viel«, sagte sie, »wie immer.«
»Ach, das hat aber gesessen. Monique! Du hast mich verletzt. Hier.« Ich berührte das Loch in meinem T-Shirt.
»Wo bleibt denn da die Liebe? Ach, wo ich gerade daran denke, du hast etwas verloren.« Ich wog den Pflock in meiner Hand. »Ich denke, ich gebe es dir wieder. Wenn es dir nichts ausmacht.«
»Das wagst du . . . uff.«
»Igitt, wie widerlich«, schrie Jessica und drehte sich weg.
»Sorry«, sagte ich, trat einen Schritt zurück und betrachtete die gepfählte Monique. Ich muss zugeben, ich war stolz auf mein Werk. »Was soll ich sagen? Der Tod ist nun mal schmutzig. Und
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