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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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einer der Kunstgalerien hervor. In der Ferne bellt ein Hund. Irgendwo schreit ein Baby. Es fühlt sich zu viel an, als würde ich bei dem Versuch, alles aufzunehmen, explodieren. Und es ist viel zu hell. Auf einem Baum in dem Park hinter uns sitzt ein kleiner schwarzer Vogel, zwitschert und bläht das Gefieder gegen die Kälte auf. Wie kann ich das sehen, wenn es hinter mir stattfindet? Aber ich spüre den Blick der scharfen schwarzen Vogelaugen auf mir; ich sehe, wie der Vogel den Kopf zur Seite dreht, mich beobachtet, einfach beobachtet, bis er sich plötzlich von dem Baum abstößt und sich in den weiten, offenen Himmel erhebt wie eine kleine Rauchfahne und dann in der Sonne verschwindet.
    «Clara», flüstert Jeffrey mit drängendem Unterton nah bei meinem Ohr. «He!»
    Ich stürze wieder auf die Erde zurück. Jackson Hole. Jeffrey. Mama. Die Dame mit dem Fotoapparat. Alle starren mich an.
    «Was ist denn los?» Ich bin verwirrt, orientierungslos, als sei ein Teil von mir immer noch hoch oben im Himmel mit dem Vogel.
    «Dein Haar, das … das leuchtet irgendwie», flüstert Jeffrey. Er sieht weg, als sei es ihm peinlich.
    Ich schaue an mir runter, auf mein Haar, das mir über die Schultern fällt, und schnappe nach Luft. Leuchten ist nicht so ganz das richtige Wort. Mein Haar ist ein einziger schillernder Ausbruch von Farbe und Licht, der von silbern bis golden reicht. Es steht in Flammen. Es fängt das Licht ein, wie ein Spiegel die Sonne reflektiert. Ich streiche mit der Hand die warmen, lichthellen Strähnen nach hinten, und mein Herz, das vor wenigen Augenblicken noch so langsam zu schlagen schien, pocht inzwischen schmerzhaft schnell. Was passiert hier nur mit mir?
    «Mama?», rufe ich mit schwacher Stimme. Ich schaue hoch in ihre weit geöffneten blauen Augen. Im nächsten Moment dreht sie sich zu der Frau um, vollkommen beherrscht.
    «Ist das nicht ein herrlicher Tag?», fragt Mama. «Sie kennen doch bestimmt diesen Spruch: Wenn Ihnen das Wetter in Wyoming nicht gefällt, warten Sie einfach zehn Minuten.»
    Geistesabwesend nickt die Frau und starrt dabei unverwandt auf mein übernatürlich strahlendes Haar; möglicherweise versucht sie, einen Zaubertrick hinter dem Ganzen zu entdecken. Mama kommt zu mir und packt mit der Hand in einer raschen Bewegung mein Haar wie ein Stück Seil. Sie stopft es in den Kragen meiner Kapuzenjacke und zieht mir die Kapuze über den Kopf.
    «Bleib ganz ruhig», flüstert sie, dann nimmt sie wieder den Platz zwischen Jeffrey und mir ein. «Na schön. Wir wären dann so weit.»
    Die Frau blinzelt ein paarmal und schüttelt den Kopf wie in dem Versuch, wieder klar zu werden. Mein Haar ist jetzt bedeckt, deshalb scheint alles wieder normal zu sein, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen. Als hätten wir uns das alles nur eingebildet. Die Frau hebt den Fotoapparat.
    «Bitte alle mal ‹cheese› sagen», weist sie uns an.
    Ich gebe mir alle Mühe zu lächeln.

    Wir landen schließlich im Mountain High Pizza Pie zum Abendessen, denn das Restaurant ist ganz in der Nähe und deshalb am bequemsten für uns. Jeffrey schlingt seine Pizza runter, während Mama und ich in unserem Essen nur herumstochern. Wir reden nicht. Ich fühle mich wie bei etwas Schrecklichem ertappt. Bei etwas, wofür ich mich schämen sollte. Die ganze Zeit lasse ich meine Kapuze auf dem Kopf, sogar im Auto, als wir langsam zum Haus zurückfahren.
    Als wir zu Hause ankommen, geht Mama sofort in ihr Arbeitszimmer und macht die Tür hinter sich zu. Jeffrey und ich haben nichts Besseres zu tun und setzen uns deshalb gemeinsam vor den Fernseher. Jeffrey sieht mich die ganze Zeit an, als würde ich jeden Moment in Flammen aufgehen.
    «Hörst du vielleicht jetzt endlich mal auf mit dem Geglotze?», frage ich schließlich. «Du gehst mir allmählich total auf die Nerven.»
    «Das war ganz schön unheimlich, das vorhin. Wie hast du das gemacht?»
    «Ich hab überhaupt nichts gemacht. Es ist einfach so passiert.»
    Mama erscheint im Mantel auf der Türschwelle.
    «Ich muss noch mal weg», sagt sie. «Bitte bleibt im Haus, bis ich wieder da bin.» Und bevor wir ihr Fragen stellen können, ist sie auch schon verschwunden.
    «Na klasse», brummelt Jeffrey.
    Ich werfe ihm die Fernbedienung zu und ziehe mich in mein Zimmer zurück. Ich habe noch eine Menge auszupacken, aber in Gedanken kehre ich immer wieder unter diesen Bogen zurück, zu dem Moment, in dem es sich so anfühlte, als wollte die ganze Welt in meinen Kopf

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