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Unerwartet (German Edition)

Unerwartet (German Edition)

Titel: Unerwartet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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dazwischen schiebt.
    Es ist mein neuer Nachbar. Er riecht frisch geduscht und sieht verboten gut aus. Und ich sollte darauf wirklich nicht so genau achten.
    „Wir schließen gerade. Die Kaffeemaschine ist schon gereinigt für heute.“
    Mir entgeht nicht, wie gut sich sein schwarzes Shirt an den trainierten Oberkörper schmiegt und wie tief seine Jeans auf den Hüften sitzt. Auch die Tatsache, dass er die ganze Zeit auf meinen Mund starrt, bleibt mir nicht verborgen. Seine Augen sind von einem tiefen und satten Braun. Die Farbe ist so intensiv, dass es fast künstlich wirkt.
    „Auf Kaffee kann ich verzichten, aber etwas Essbares wäre großartig.“
    Er hat eine raue, tiefe Stimme, die mir direkt ins Höschen fährt. Ich habe keine Ahnung, was heute mit mir los ist. Das muss am heißen Wetter liegen.
    „Ich hab wirklich nicht mehr viel da“, sage ich, lasse ihn aber trotzdem an mir vorbeigehen. Damit sich nicht noch mehr Gäste eingeladen fühlen, schließe ich hinter ihm die Tür ab.
    „Ich schau mal nach, ob noch etwas von der Quiche übrig ist. Ist grüner Tee okay, oder lieber etwas Kaltes?“
    „Grüner Tee ist perfekt.“ Lässig lehnt er sich an den Tresen und beobachtet jede meiner Bewegungen. „Ich bin übrigens Jakob. Wie ich gehört habe, sind wir direkte Nachbarn.“
    Ich beschäftige meine Hände mit dem Aufwärmen der Quiche. Der Typ macht mich auf einer Ebene nervös, die ich so noch nie erlebt habe. Dennoch bin ich dumm genug, mich mit ihm im Laden einzuschließen. Mit bebenden Händen gieße ich kochendes Wasser auf den Teebeutel.
    „Ich heiße Katharina“, sage ich und stelle ihm eine dampfende Tasse hin. Warum habe ich das jetzt gesagt? Niemand nennt mich Katharina, alle sagen Kati. Ich stelle mich auch sonst nie als Katharina vor, solange es nicht gerade etwas Geschäftliches ist.
    „Aber die meisten Leute sagen Kati.“ Ein eher magerer Versuch, mit zitternder Stimme die Kurve zu kriegen. Mein Gott, Kati. Reiß dich zusammen.
    „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Katharina“, sagt er in einer tiefen Stimme, die mir die Knie weich macht. Jakob nimmt seinen Tee und setzt sich an den nächsten Tisch. Ich bringe ihm seine Quiche und verschwinde wieder hinter der Theke, um weiter sauber zu machen. Wenige Momente später klopft der Herr von der Tafel an die Vordertür des Coffeeshops. Ich übergebe ihm die Kiste mit Kuchen und belegten Baguettes, um gleich wieder hinter ihm abzuschließen. Da ich nicht unhöflich sein und meinen neuen Nachbarn rausschmeißen will, rufe ich Ben an, um ihn ins Bett zu schicken.
    „Hmf…“, begrüßt er mich mit verschlafener Stimme.
    „Geh ins Bett, Ben. Es ist spät und du sollst nicht immer auf der Couch einschlafen. Du bist schon lange zu schwer, um dich ins Bett zu tragen.“
    Ich werfe einen Blick in den Shop und erwische Jakob dabei, wie er mich beobachtet.
    „Ja, Mama“, erwidert mein Bruder trotzig und drückt mich weg. Seine pampige Art treibt mich immer mehr in den Wahnsinn. Ich stelle das Telefon auf die Ladestation neben der Kasse und setze ein Lächeln auf.
    „Möchtest du noch einen Tee?“, frage ich Jakob mit Blick auf seine Tasse.
    Er winkt ab.
    „Nein, ich lass dich jetzt abschließen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dich vom Feierabend mit deinem Sohn abhalte, dann hätte ich mich nicht so aufgedrängt.“
    „Es ist schon in Ordnung. Er ist alt genug, um alleine ins Bett zu gehen. Ben ist nicht mein Sohn, sondern mein Bruder.“
    Auch wenn ich nicht näher auf die Umstände eingehen werde, finde ich doch, dass er das als direkter Nachbar ruhig wissen kann.
    „Okay“. Nickend nimmt er diese Info einfach zur Kenntnis. „Ich sollte trotzdem gehen. In der Wohnung ist noch einiges zu tun und der Tag war lang genug.“
    Er bringt mir seinen Teller und Tasse und stellt sie auf die Theke.
    „Das war wirklich gut. Danke, Katharina.“
    Die Art, wie er meinen Namen sagt, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Er zieht sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche, legt mir einen Zehneuroschein hin und winkt das Wechselgeld ab.
    „Gute Nacht, Jakob. Wir sehen uns jetzt sicher öfter“, rufe ich ihm hinterher, als er schon fast zur Tür raus ist.
    „Das hoffe ich doch sehr. Gute Nacht, Katharina.“
     
    Bis auf ein kleines Licht in der Küche, sind alle Räume  dunkel, als ich die Wohnungstür aufschließe. Ben weiß, wie sehr ich es hasse, mich im Dunkeln vorzutasten und lässt deswegen immer ein Licht brennen. Ich streife

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