Unerwartet (German Edition)
will ihn anbrüllen und fragen, ob er noch ganz dicht ist, doch stattdessen stehe ich nur mit offenem Mund vor ihm und starre auf seinen tätowierten Brustkorb. Erst jetzt wird mir mein Aufzug bewusst. Nur in einem Trägertop und mit einer knappen Schlafshorts, aus der gerade wahrscheinlich meine Pobacken rausschauen, präsentiere ich mich wie eine Furie mit wirren Haaren. Jakob hebt eine Augenbraue und wartet darauf, dass ich etwas sage, doch gerade will ich eigentlich nur den kleinen Schweißtropfen von seiner Schläfe lecken.
Ich brauche Sex. Dringend. Oder einen besseren Vibrator.
Resignierend werfe ich die Arme in die Luft, bevor ich noch etwas Dummes tue. Mit einem demonstrativen Augenrollen drehe ich mich auf dem Absatz um und verschwinde wieder in meiner Wohnung.
Wenige Sekunden später klingelt es, doch da habe ich mich schon längst wieder unter meiner Decke verkrochen.
Sicherheitshalber.
Für den Rest des Tages herrscht Ruhe aus der nachbarlichen Wohnung. Entweder weiß Jakob, was gut für ihn ist oder ich habe ihn mit meinem Auftritt völlig verschreckt.
Am Nachmittag gönne ich mir ein ausgiebiges Bad. Ben ist bei einem Freund und geht heute Abend bei Matthias und Steffi essen. Es ist einer der wenigen Momente, die ich nur für mich habe. Draußen ist es immer noch sehr warm, doch am Himmel stauen sich schon einige dunkle Wolken. Die Luft riecht nach Gewitter und ich vermute, dass es sich spätestens am Abend entladen wird.
Ich wasche meine Haare und rasiere meine Beine und Achseln, ehe ich aus der Wanne steige und mich abtrockne. Meine noch feuchten Haare flechte ich in einen Zopf, der mir fast bis an den Po reicht, und werfe mir ein enges, schwarzes Trägerkleid über. Da ich bis in den späten Abend alleine im Shop backen werde, lasse ich auch einen Slip weg. Es ist niemand da, vor dem ich mich versehentlich bücken könnte und ich liebe das Gefühl von frischer Luft an meiner Pussy.
Mit meinem IPod bewaffnet, schlüpfe ich in flache Riemchensandalen und gehe runter in den Coffeeshop. Ich schalte nur die Beleuchtung meiner kleinen Backstube ein und starte den Ofen.
Der Raum ist ziemlich aufgeheizt, also öffne ich die Tür zum Hinterhof. Wenn die letzten Tage schon ein Vorzeichen für den kommenden Sommer sind, dann werden wir ein paar sehr warme Nächte unterm Dach vor uns haben.
Mit Florence and the Machine auf den Ohren, knete ich eine große Menge Teig für das Ciabattabrot, mit dem wir unsere belegten Baguettes machen.
Gerade weil wir nur so wenige Snacks anbieten, ist es mir wichtig, dass sie selbst gemacht und frisch sind. Meine Kuchen und Torten sind sehr beliebt und meist schon gegen Mittag komplett ausverkauft.
Ich stelle die Teigschüssel auf die warme Oberfläche des Ofens, um ihn aufgehen zu lassen und wische mir die Hände an meiner weißen Schürze ab. Als ich die Eier aus dem Kühlschrank holen will, um eine Ladung Blaubeermuffins zu backen, passiert etwas, das mich scharf Luft holen lässt. Ich fühle ihn, bevor ich ihn sehe. Die feinen Haare in meinem Nacken und auf meinen Oberarmen stellen sich auf und ich weiß sofort, wer mich da beobachtet. So gelassen wie möglich ziehe ich die Kopfhörer aus dem Ohr und sehe ihm direkt in die Augen.
„Jakob“, sage ich als Begrüßung und warte auf eine Entschuldigung, warum er sich durch die Hintertür anschleicht und mich begafft.
„Katharina.“ Mehr sagt er nicht. Nur eine reine Kenntnisnahme meiner Anwesenheit. Aber warum reagiert dann mein ganzer Körper darauf? Eine erregende Hitze konzentriert sich in meinem Unterleib.
„Was gibt es?“
„Nichts. Ich habe nur den Müll runtergebracht und dich singen gehört. Tut mir leid wegen heute Morgen. Ich hab nicht nachgedacht. Morgen ist mein Urlaub vorbei und deswegen wollte ich heute noch den Rest fertig bekommen. Offensichtlich habe ich euch aus dem Bett geschmissen“, entschuldigt er sich schließlich.
„Nur mich. Ben ist so schnell nicht wach zu bekommen. Ich kann es ja verstehen, aber Sonntag ist der einzige Tag, an dem ich ausschlafen kann.“
„Kann ich es wieder gut machen?“ Er legt den Kopf schief und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich hätte da so ein paar Ideen, aber keine davon ist angebracht in meiner Situation.
„Lass mich einfach sonntags ausschlafen, dann hast du die friedfertigste Nachbarin, die du dir wünschen kannst.“ Ich nehme die Eier und Blaubeeren aus dem Kühlschrank und rechne eigentlich damit, dass Jakob wieder abzieht, doch er
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