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Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte

Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte

Titel: Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mojtaba Milad; Sadinam Masoud; Sadinam Sadinam
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Sie kamen herüber, Madar drückte die beiden an sich und schaute zu uns herunter. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch ihre Augen schimmerten so, als würden sich gleich darin Tränen bilden. Einige Sekunden lang sah sie uns nacheinander an und ich hörte sie schwer atmen. Das, was sie dann sagte, klang kaum wahrnehmbarer als ein Windhauch: »Ich habe etwas getan, weshalb die Männer von der Regierung sehr verärgert sind.« Ihr Blick schweifte ab und sie seufzte nochmals. Dann sprach sie deutlicher: »Sie suchen mich jetzt. Deswegen müssen wir erstmal hierbleiben.«
    Ihre Worte hallten in mir nach: »… suchen mich … müssen hierbleiben, hierbleiben, hierbleiben, hierbleiben.«
    Am nächsten Morgen wachte ich sehr früh auf. Es war noch völlig dunkel, aber ich konnte nicht wieder einschlafen. Regungslos lag ich auf meiner dünnen Decke auf dem Boden, starrte ins Leere und fasste einen Entschluss: Ich würde uns retten!
    Die anderen schliefen noch. Links neben mir Milad, daneben Masoud und am anderen Ende Madar, die laut schnarchte. Das war merkwürdig, denn sonst schlief sie völlig ruhig.
    Das Zimmer, das Chaleh Laleh und Amu Haschem für uns vorgesehen hatten, war sehr klein. Wenn ich mein Bein ausstreckte, konnte ich mit den Zehenspitzen den viertürigen Kleiderschrank zu meiner rechten Seite berühren. Der Schrank war genauso breit wie der Raum. Und ich wunderte mich, dass Madar überhaupt schlafen konnte, denn sie war auf der gegenüberliegenden Seite an die Wand gepresst, ihre Füße lagen zwischen den Beinen des kleinen Schreibtischs in der Ecke und kaum eine Armlänge von ihrem Kopf entfernt ragte ein großer Gummibaum in die Höhe. Er stand direkt am Fenster und bekam wohl viel Licht ab. Ohnehin, dachte ich mir, musste es gleich sehr hell werden, denn die Fensterreihe über unseren Köpfen war genauso lang wie das Zimmer. Da die dicken blauen Vorhänge nicht zugezogen waren, würde das Sonnenlicht gleich den Raum durchfluten und alle aufwecken. Die Zeit lief mir also davon.
    Ich hatte keine Ahnung, was Madar getan hatte. Darüber wollte sie gestern mit uns nicht reden. Aber ich wusste, wer uns helfen konnte: unser Schuldirektor. Wir Schüler bekamen ihn selten zu sehen. Das letzte Mal hatte er am Vortag des Aschura -Fests eine Rede auf dem Schulhof gehalten. Er stand auf einem Podest, während wir ihm – klassenweise aufgereiht – lauschten. Wie jedes Jahr erklärte er uns in einem eindringlichen Ton, warum wir das Martyrium des Imam Hossein, des Enkels des Propheten Mohammad, ehrten.
    Für mich war der Direktor wie ein Halbgott, dem wir ehrfürchtig zuhörten. Aber auch die Lehrer und sogar alle Eltern schienen ihm zu gehorchen. Dieser Mann, da war ich mir sicher, hatte so viel Einfluss, dass er Madar helfen könnte. Und einem braven Schüler wie mir, der nur gute Noten vorzuzeigen hatte, würde er die Bitte nicht abschlagen.
    Fest entschlossen stand ich auf und blickte auf die anderen. Sie rührten sich nicht und schienen noch tief zu schlafen. Mit zwei schnellen, aber lautlosen Schritten war ich an der Zimmertür. Ich nahm aus dem Klamottenhaufen neben meinen Füßen meine Sachen, aus Madars Handtasche heimlich etwas Geld und schlich mich leise hinaus.
    Im Flur zog ich Hose und T-Shirt an, schlüpfte in meine Schuhe und horchte noch einmal. Madars Schnarchen hatte seine Regelmäßigkeit nicht verloren und ich konnte mich beruhigt der nächsten Hürde zuwenden: der massiven Haustür. Behutsam griff ich mit beiden Händen nach der Türklinke. Sie war aus dunklem Metall, sehr groß und behäbig. Jetzt oder nie, befahl ich mir innerlich. Ich nahm all meinen Mut zusammen, presste die Lippen fest aufeinander, drückte die Klinke herunter und zog vorsichtig daran.
    Es passierte nichts. Ich versteinerte. Beim Gedanken, dass die Tür abgeschlossen sein könnte, kroch Verzweiflung in mir hoch. Einige Sekunden vergingen. Aufgeben wollte ich nicht, die Sache war zu wichtig. Ich redete mir ein, fester ziehen zu müssen. Schließlich sah die Tür sehr schwer aus. Ich presste die Lippen noch einmal zusammen, holte tief Luft, setzte dieses Mal mit mehr Kraft an und tatsächlich: Die Tür sprang auf, allerdings mit einem furchtbar knarrenden Geräusch. Nur mit Mühe unterdrückte ich einen Schrei, so sehr hatte ich mich erschrocken. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten und jedes weitere Geräusch zu vermeiden.
    Von draußen drang frische Morgenluft herein. Der klare Himmel war

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