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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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Woerzke nicht selber, sondern...?
    «Zuerst die Fundortsituation, daß er da frei am Baum gehangen hat. Im allgemeinen finden wir Selbstmörder, die .sich stranguliert haben, hockend, kniend, sitzend oder liegend vor.»
    Mein Einwand dazu war klar. «Bei Woerzke ist es doch die tiefe Symbolik, daß er sich im Schmachtenhagener Forst erhängt hat: Es war damals ein Fehler, weiterleben zu wollen — jetzt korrigiere ich ihn. Zumal die Graphologen einhellig der Meinung sind, daß sein Abschiedsbrief absolut echt ist.»
    «Und? Er kann ihn geschrieben haben, um mit seinem Gefühlsstau fertig zu werden, ohne wirklich den Suicid zu planen.»
    «Damit wir uns nicht mißverstehen: meine These ist ja, daß sie ihn ermordet haben, nur... Koppatz und die Kollegen halten mich deshalb für einen Spinner. Weil am Fundort alles klargewesen ist. Keine Spuren anderer... Amtlich ist, daß er sich eine Art Hocker aus Kiefernästen gebastelt hat, da hinaufgeklettert ist und den Hocker dann mit einem Sprung zerbrochen hat.»
    «Für Profis kein Problem, das so zu arrangieren.»
    «Aber Sie haben keine Injektionsstellen, Unterblutungen an den Händen oder abgebrochene Fingernägel gefunden...?»
    «Nein, nichts, was auf einen Kampf hinweist. Keine Verletzungen. Und an Medikamenten nur einiges an Diazepam, aber er hatte ja vom Arzt Tranquilizer verschrieben bekommen. Die Strangfurche stimmt mit dem Strangwerkzeug völlig überein. Bleibt die Trunkenheit. Blutalkoholgehalt 2,21 Promille.»
    Wir hatten alles darangesetzt, die Stunden vor Woerzkes Tod genauestens zu rekonstruieren.
    Von 9 Uhr 10 bis 10 Uhr 20 frühstückt er mit Joan im Schloßhotel Friedrichsheide. Dann geht er – allein – zum Bahnhof, um sich dort ein wenig umzusehen. Er liebt alles, was mit der Eisenbahn zusammenhängt. Gegen 11 Uhr trifft er Hermann Hackenow, der im Güterschuppen von Friedrichsheide übernachtet hat. An sich hatte er noch ein gewisses ‹Wohnrecht› im Schloßhotel, doch er hatte es nicht mehr nach Hause geschafft. Hackenow spricht ihn an und schafft es, daß ihm Woerzke ‹einen ausgibt›. Sie reden über die alten Zeiten und trinken eine ganze Menge. Dann bekommt Hackenow vom Wirt einen Teller Erbsensuppe spendiert, und Woerzke kann es nicht mitanhören, wie der Landstreicher schlürft. Er geht auf die Toilette – und kommt nicht mehr zurück. Insgesamt drei Leute aus Friedrichsheide sehen ihn am Bahndamm entlanggehen, Richtung Oranienburg. Da ist es etwa 12 Uhr 30. Sein Tod muß zwischen 15 Uhr und 15 Uhr 30 eingetreten sein. Um 15 Uhr 45 findet ihn eine Besuchergruppe, die im Anschluß an die Besichtigung des KZs Sachsenhausen trotz der hereinbrechenden Dunkelheit noch in den Schmachtenhagener Forst zu den Massengräbern des Speziallagers Nr. 7 gefahren ist. Es waren die einzigen Besucher an diesem Tag.
    Meine These war klar: Der Caccia-Clan, zu dem ich auch Joan und Schweriner rechnete, hatte Woerzke aus dem Verkehr gezogen, um den Friedrichsheider Deal unter Dach und Fach zu bringen. Mindestens zwei enforcer, die nur zu diesem Zweck für einen Tag nach Berlin bzw. Oranienburg und Friedrichsheide angereist waren, hatten ihn am Bahndamm abgefangen und in den Wald verschleppt. Wahrscheinlich hatten sie sich als Kumpel ausgegeben und gewartet, bis er eingeschlafen war, um ihm dann die Schlinge um den Hals zu legen. Der Alkohol, das Beruhigungsmittel – wahrscheinlich mußten sie bei ihm gar nicht mehr viel nachhelfen. Schwermer und Joan hatten natürlich die schönsten Alibis der Welt. Schweriner hatte in der fraglichen Zeit Verhandlungen in Potsdam geführt und mit maßgeblichen Vertretern des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums und der Industrie- und Handelskammer zu Mittag gegessen, während Joan in Begleitung eines ENTER-EINS-Fernsehteams umhergezogen war, um für die Reihe (schrill und thrill › die Szene nachzustellen, wo sie bei einer Flugstunde in Fehrbellin fast abgestürzt wäre. Zu schön das alles... Und ich hätte um alles in der Welt wetten können, daß auch die Liebe zwischen ihnen nichts weiter war als ein abgekartetes Spiel, damit Woerzke das tat, was nützlich für sie war. Erst nach Deutschland zu kommen und dann seinen Abschiedsbrief zu schreiben.
    «Genial», sagte der Kollege, nachdem er sich alles angehört hatte. «Und von der forensischen Medizin haben Schwermer und seine möglichen Auftraggeber nichts mehr zu befürchten, die Leiche gibt nichts her...»
    «Ein perfekter Mord ist eben ein perfekter Mord. Nimmt

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