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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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doch einer Absicht.
     
    Der Tag verging. Es gab nichts zu tun als in der Routine fortzufahren und zu warten, daß seine Vergifter zu ihm kämen. Sie wußten, daß sie nur vier Tage hatten, in denen sie handeln mußten. Sie würden keine Zeit verschwenden.
    Die Vermittler würden Nadya oder Merd sein.
    Es war ein Tag wie tausend andere seines Greisenalters. Um ihn her war ständige Bewegung, ein Kommen und Gehen eiliger Schritte: Sekretäre, Abteilungsleiter, Polizeichefs, ein fast endloser Strom der Leute, die ihn auf dem Laufenden hielten. Eine Welt von gedämpften Stimmen, die ihm Entscheidungen abverlangten und ihm die wichtigsten aus einem Wust von Tatsachen und Prognosen vorlegten, der täglich von einer gigantischen Regierungsmaschinerie aufgearbeitet wurde, einem mächtigen und komplizierten Mechanismus, der in seinem Namen handelte.
    Er verlangte kurze Analysen, verabscheute weitschweifige Vorträge. Details mußten weggelassen, eingehende Meldungen nach ihrer Wichtigkeit gesiebt werden, aber bis auf solche notwendigen Einschränkungen wollte er über alles unterrichtet sein. Unruhen in der chinesischen Mandschurei – Erneuerte Guerillatätigkeit in Deutschland – Die vom Rebellengeneral Garson kontrollierten Städte litten unter Lebensmittelknappheit – Von allen Wissenschaftlern im Regierungsdienst verfügte nur ein Mann namens Medgerow über gute Beziehungen zu wichtigen Persönlichkeiten in der Zitadelle.
    »Hm-m«, sagte der alte Mann. »Medgerow! Der Name ist heute schon einmal genannt worden. Was für einer ist er?«
    Der Chef der Staatspolizei zuckte die Achseln. »Kultivierter Gesellschafter, eine abnorme, aber faszinierende Persönlichkeit. Aber es liegt nichts gegen ihn vor, außer daß ungewöhnlich viele Leute bei ihm ein- und ausgehen. Darf ich fragen, Sir, warum Sie sich speziell für Wissenschaftler interessieren?«
    Arthur Clagg sagte bedächtig: »Keine Gruppe außerhalb oder innerhalb der Zitadelle würde in diesem Maschinenzeitalter eine Aktion gegen mich wagen, ohne sich dabei eines wissenschaftlichen Beraters zu bedienen.«
    Der Polizeichef nickte und sagte beiläufig: »Soll ich ihn festnehmen und verhören lassen?«
    Clagg winkte ab. »Wenn er ein guter Wissenschaftler ist, dann werden Sie ihn mit Ihren Lügendetektoren und ihrer mechanischen Hypnose nicht fangen können. Aber Ihr Eingreifen würde die Hintermänner warnen. Sie haben mir die Information gegeben, die ich wünschte. Soviel Sie wissen, gibt es innerhalb der Zitadelle keine geheime Verschwörergruppe.«
    »Das ist richtig, Sir.«
    Als der Polizeichef gegangen war, saß Arthur Clagg lange in Nachdenken versunken. Es schien keinen Zweifel mehr zu geben. Die Giftmischer waren seine eigenen Leute.
    Die Folgerungen waren einigermaßen beunruhigend. War es möglich, daß die bloße Existenz eines Diktators, gleichgültig wie selbstlos und gerecht er regieren mochte, menschlichen Machthunger am Leben erhielt, Blutvergießen unausweichlich machte und die Saat eines weit größeren Chaos in sich barg, als es die Demokratie war, deren Wiederherstellung er eine Zeit lang erwogen hatte?
    Es schien so; nur war die Demokratie auch nichts anderes gewesen als eine schlecht kaschierte Herrschaft der Reichen über die Armen, und in ihrem Namen waren wahrscheinlich mehr Gewalttaten verübt worden als unter den meisten anderen Regierungsformen.
    Der Tag zog sich hin. Um vier Uhr kam Nadya mit einem Rascheln von Seide und dem Geklapper hoher Absätze, glitzernd und zurechtgemacht wie ein Filmstar. Sie streifte seine Wange mit ihren parfümierten Lippen, zündete eine Zigarette an und warf sich auf ein Sofa.
    Er dachte: Nadya, Giftmischerin. Und fühlte einen Schock. Zuvor war die Vorstellung ziemlich einfach zu akzeptieren gewesen – ein Detail aus der Szenerie von Intrigen und Ränken, die ständig um ihn war.
    Aber nun, da sie hier war – seine Urenkelin! Die letzte Blutsbindung, die er mit der menschlichen Rasse hatte. Alle anderen, die vortreffliche Cedly, der ruhig-intellektuelle Peter, die erste und lieblichste Nadya und die übrigen waren alle in ihre Gräber gesunken und hatten ihn mit dieser Betrügerin und Mörderin alleingelassen.
    Die düstere Stimmung verging so rasch, wie sie gekommen war, als Nadya sagte:
    »Großvater, du bist unmöglich!«
    Arthur Clagg betrachtete sie mit einem Anflug von ironischem Interesse. Nadya war Achtundzwanzig. Sie hatte ein hübsches Gesicht, aber ihre Augen waren hart und kalt, mehr berechnend

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