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Ungestüm des Herzens

Ungestüm des Herzens

Titel: Ungestüm des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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andere Mitglieder seiner Familie hatten überlebt, und das auch nur, weil sie zur Zeit des Überfalls nicht zu Hause gewesen waren. Sein Großvater, Don Victoriano, hatte Hanks Schwester Dorotea nach Spanien mitgenommen, damit sie den Vega-Zweig der Familie kennenlernte, und als Don Victoriano krank geworden war, waren sie dort geblieben. Hank hatte die Nachricht erhalten, dass sein Großvater im Sterben lag, und er hatte dagegen rebelliert, dass man ihn hinderte, zu ihm zu reisen. Wegen seiner Auflehnung hatte er fast zwei Jahre im Gefängnis verbracht. Während er in diesem stinkigen Gefängnis saß, war sein Großvater gestorben, und sein Zuhause war verkauft worden. Er hatte nicht hoffen können, dass er es zurückkaufen könnte, auch dann nicht, als er aus dem Gefängnis entkam. Er war arm.
    Niemand wußte, dass sein richtiger Name Enrique Antonio de Vega y Chavez lautete. Die vielen Gringos im Gefängnis hatten ihn Hank genannt.
    Nach seinem Ausbruch hatte er Mexiko verlassen. Es bestand immer die Gefahr, dass man ihn doch wieder zum Militärdienst einzog. Er hatte in Texas gearbeitet, bis er genügend Geld hatte, um nach Spanien zu seiner Schwester zu fahren. Doch seine Schwester war nicht mehr in Spanien. Sie hatte einen Engländer geheiratet und lebte jetzt in England. Daher war Hank nach England gereist. Doch Dorotea, die inzwischen ihre eigene Familie hatte, brauchte Hank eigentlich gar nicht mehr. Er fühlte sich nutzlos. Und dazu kam der rasende Wunsch, den Familienbesitz zurückzufordern. Dazu brauchte er Geld, viel Geld, Geld, das er nicht hatte. Ende 1864 war er nach Nordamerika zurückgekehrt. In seiner Jugend hatte er eine vorzügliche Ausbildung genossen, und es gab vieles, was er tun konnte, aber keine dieser Tätigkeiten brachte ihm das Geld ein, das er brauchte.
    Dann hatte er Patrick McClure und etliche andere Männer kennengelernt, die ganz leicht zu Geld kamen. Sie stahlen es.
    Ein Verbrecher zu werden, verstieß gegen alles, woran er glaubte, und er hatte den Kompromiss geschlossen, nur Leute auszurauben, die es sich leisten konnten, ein bisschen Geld einzubüßen. Er hätte die Minenarbeiter im Mittleren Westen nicht bestohlen, wie es Pat und seine Bande taten, denn diese Männer arbeiteten hart für ihr Gold, und das, was sie bei sich trugen, war gewöhnlich alles, was sie besaßen. Er hätte auch keine Banken ausgeraubt, denn das bedeutete, unschuldige Menschen ihre Ersparnisse wegzunehmen. Doch er hatte die Postkutschen ausgeraubt, die durch Texas fuhren. Die Reisenden in den Postkutschen trugen nicht ihre gesamte Barschaft bei sich. Es war Hank wichtig gewesen, niemanden mittellos zurückzulassen. Er hatte sogar mehrere Male Geld zurückgegeben, wenn jemand ihn davon überzeugt hatte, dass das, was er ihm wegnahm, alles war, was er besaß.
    Sein neuer Beruf hatte sich als einträglich erwiesen. Das Anhäufen von Geld erforderte Zeit, denn bei einer einzelnen Postkutsche war nicht viel zu holen, und alles war unter den Männern aufgeteilt worden. Doch nach fünf Jahren, viel, viel eher, als es andernfalls gedauert hätte, hatte Hank genug Geld, um nach Mexiko zurückzukehren und sein Land zurückzukaufen.
    Inzwischen hätte er dort sein und seinen Traum verwirklicht haben sollen, dachte er erbittert. Stattdessen hatte er Hunderte von Meilen reiten müssen, um seinen Partner aufzuspüren. Er konnte nur beten, dass er nicht zu spät kam, dass Pat nicht sein gesamtes Geld ausgegeben hatte. Wenn das der Fall war, würde er Pat umbringen, und folglich sollte Pat sich davor hüten.
    Eine kurze Frage an der Rezeption im Foyer, und Hank wußte, dass er sich eine andere Unterkunft suchen muss te. Er hatte nur noch zehn Dollar übrig, und das hätte nicht einmal für eine Nacht in dem schicken Hotel gereicht.
    Er fand einen Stall für sein Pferd und ging dann die Straße entlang, um sich ein billigeres Hotel oder eine Pension zu suchen. Er hoffte, dass er ein Zimmer mit Bad finden würde. Seine Kleider waren nicht mehr schwarz, sondern braun vom Staub. Auch einen Barbier muss te er aufsuchen. In diesen letzten Monaten hatte er sich einen schwarzen Vollbart wachsen lassen, und sein pechschwarzes Haar reichte ihm weit über die Schultern, was ihn recht liderlich wirken ließ.
    Hank kam an einem Barbierladen vorbei, merkte sich die Adresse und ging weiter. Nach einem Restaurant und einer Eisdiele sah er das Schild MRS. HAUGES PENSION. Er bekam ein Zimmer für einen Dollar pro Tag oder fünf Dollar

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