Ungezaehmte Begierde
haben? Und ihm blieben vielleicht nur noch ein paar Stunden.
Stunden.
Die Erkenntnis hallte wie eine Totenglocke durch seinen Kopf. Das erste Mal in seinem langen Leben stand er dem Tod gegenüber. Natürlich war sein Leben auch schon früher bedroht gewesen. In den Kämpfen gegen die Magier. Bei Angriffen der Drader, die ihm eine Zeitlang sehr zugesetzt hatten. Aber er hatte immer gewusst, dass er es schaffen würde. Und er hatte es immer geschafft.
Schließlich war er unsterblich.
Wenn der Klon vor ihm stünde, würde er ihn überwältigen, da war er sich sicher. Aber sein Feind kämpfte im Verborgenen und versteckte sich hinter den Gesichtern der Leute, die Tighe liebte.
Dieses Mal würde er selbst also wohl verlieren.
Das Schlimmste war, dass es für ihn zum ersten Mal, seit er vor Jahrhunderten auserwählt worden war, einen wirklichen Grund gab zu leben. Nämlich auf Delaney aufzupassen. Ihr kurzes Leben mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln sicherer und reicher zu machen, selbst wenn sie darauf bestand, in ihre Welt zurückzukehren und ihn zu vergessen. Er würde sie in Katzengestalt besuchen, und wenn sie eingeschlafen war, würde er ihren Geist verschleiern und sie in den Armen halten. Sie wäre nicht allein. Er wollte dafür sorgen, dass sie nie einsam war.
So lehnte er sich langsam zurück und betrachtete sie, umfasste ihr Gesicht und konnte sich nicht von ihrem Blick lösen. Er musste sich davon überzeugen, dass sie wirklich vor ihm stand, denn er hatte solche Angst gehabt, sie niemals wieder umarmen zu können. Die Gefühle schnürten ihm die Kehle zu, seine Augen brannten.
»Göttin, Dee, als ich gemerkt habe, dass du weg warst, bin ich beinahe gestorben.« Er zitterte. »Und als ich das Haus endlich gefunden hatte, habe ich dein Schreien gehört und gedacht, ich käme zu spät.«
Sie rieb ihre Wange an seiner Brust. »Er hat meinen Kopf in seine Hände genommen. Es hat sich angefühlt, als würde er Säure in mich hineingießen. Ich dachte, er hätte mir etwas eingepflanzt, aber der Schamane hat nichts als Schatten gefunden.«
Er schob seine Hände in ihre Haare und hielt ihren Kopf so, dass er ihr in die Augen sehen konnte. »Aber du fühlst dich jetzt gut?«
Sie sah ihn zwar mit schmerzerfülltem Blick an, doch sie empfand keinen körperlichen Schmerz. Es war ganz einfach Kummer.
Er küsste sie zärtlich und behutsam und genoss dieses Gefühl. Genoss ihren Geschmack. Er prägte sich ihre süßen Lippen ein, die so warm, so weich und überhaupt so wundervoll waren. Sollte er nur noch ein paar Stunden haben, wollte er sie so verbringen. Mit ihr.
Tighe löste sich wieder von ihr und nahm sie auf die Arme, woraufhin sie erschrocken nach Luft schnappte. »Ich muss jetzt mit dir schlafen, Dee.«
Delaney legte den Arm um seinen Nacken und küsste ihn auf die Wange. »Ich will auch mit dir schlafen.«
Ein erfreutes Knurren kam aus seiner Brust. »Aber erst muss ich duschen. Ich stinke wie ein Mülleimer, der fünf Tage nicht geleert wurde.«
Sie erschauerte. »Ich glaube, mein Geruchssinn ist für immer zerstört.«
Ihre Worte versetzten ihm einen Stich. Er erinnerte sich an die Küche und den Geruch darin und konnte nur vermuten, wie grausam das für sie gewesen sein musste. Er zog sie fester an sich, lehnte seinen Kopf zärtlich an ihren und trug sie sicher in seinen Armen davon.
Er durchquerte den Fitnessraum und ging in die offene Dusche auf der Rückseite, wo er sie vorsichtig hinunterließ. Er küsste sie flüchtig, stellte eine der Duschen an und zog sich aus.
Delaney zog ebenfalls ihr weiches Pyjamaoberteil aus und entblößte ihre Brüste.
»Nicht hier, Liebes«, sagte Tighe leise. »Ich will dich woanders lieben. Warte, nur eine Minute.«
Delaney brachte ein trauriges Lächeln zustande. »Ich muss genauso dringend duschen wie du. Wahrscheinlich noch dringender, wenn ich daran denke, wo ich war.«
Er starrte sie an und begriff. »Hast du aus einem bestimmten Grund zwei Tage lang nicht geduscht?«
Sie zog ihre Schlafanzughose aus und warf sie auf eine Bank. »Ich war genauso lange fort wie du, allerdings auf andere Art. Gleich nach dem Aufwachen bin ich zu dir gekommen, Tighe. Sofort .« Er sah in ihre Augen, sah ihren strengen und zugleich sanften Blick und verging vor Liebe.
Er zog sie in seine Arme, küsste sie leidenschaftlich und zärtlich und gab ihr zu verstehen, was gerade in seinem Herzen vor sich ging. Aber es erregte ihn, ihre nackte Haut zu fühlen, und
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