Ungezaehmte Begierde
den letzten Teil nicht besprochen: wie sie die Vision beenden konnten, ohne sich einfach abzuwenden.
Tighe beugte sich vor und küsste sie, zuerst zaghaft, dann mit wachsender Leidenschaft, nahm ihr die Angst, die in ihrem Kopf lauerte und vertrieb all ihre dunklen Gedanken. Er löste sich von ihr und zog, ohne sie anzusehen, ihren Kopf zu sich heran.
»Ich liebe dich«, murmelte er leise.
»Und ich dich.«
Sie legte ihre Arme um ihn und betete um ein Wunder. Betete für Tighes Leben, auf dass er noch weitere sechshundert oder sechstausend Jahre leben konnte.
Obwohl sie wusste, dass sie selbst nicht dabei wäre. Sie würde ihn verlieren, selbst wenn sie es schaffte, ihn zu retten.
Denn sie konnte nicht hierbleiben und ohne Aufgabe und Lebensziel abwarten, dass sie älter und faltiger wurde und ihr stets jung bleibender Ehemann allmählich das Interesse an ihr verlor. Nein, das würde sie nicht ertragen. Da war es besser, in das Leben zurückzukehren, in das sie gehörte, selbst wenn sie dadurch anstelle ihres Herzens ein Loch in der Brust zurückbehielt.
Seine Welt konnte niemals die ihre werden.
*
Tighe zog Delaney mit sich auf das Bett und entkleidete erst sie, dann sich selbst, um noch einmal mit ihr zu schlafen. Jede seiner Bewegungen war langsam und besonnen. Er wünschte, dieser Augenblick würde niemals enden.
Während er wusste, dass sie die Augen geschlossen hielt, aus Angst, der Klon könnte wieder zu ihnen stoßen, streichelte er sie und liebte sie mit unendlicher Vorsicht. Erst mit seinen Händen, dann mit dem Mund und schließlich mit dem ganzen Körper. Als sie die Schenkel spreizte, versank er tief in ihrer Lust. Ihre Herzen verbanden sich in einer sinnlichen Explosion aus Lust und Liebe.
Weit öffnete sie die Augen.
»Die Bindung«, murmelte er.
In die Leidenschaft auf ihrem Gesicht mischte sich Erstaunen. »Es ist intensiver als vorher.«
»Ich habe gehört, dass es mit der Zeit noch stärker werden soll.«
Bei dem Gedanken, dass sie vielleicht aber gar keine Zeit mehr hatten, kniff sie die Augen gequält zusammen.
»Sieh mich an, Dee.«
»Aber …«
»Sieh mich an! Deine Augen geben mir Kraft.« Immer und immer wieder glitt er langsam in sie hinein und liebte sie – einerseits mit seinem Körper. Aber auch mit seinem Geist, mit seinem Herzen. Und mit seiner Seele.
Anschließend nahm er sie in die Arme und hielt sie, während es langsam Mitternacht wurde.
*
Tighe saß auf dem Bett und beobachtete, wie Delaney das Pistolenhalfter an ihrem Knöchel befestigte, als es an der Tür klopfte. Es war zehn vor zwölf.
Hawke steckte den Kopf herein. »Wir gehen jetzt. Gib uns zwanzig Minuten.«
Tighe nickte, stand auf und ging zu dem Mann hinüber, der seit mehr als einem Jahrhundert sein Freund war. Als er ihm auf halbem Weg begegnete und ihn heftig umarmte, sprachen Mitgefühl und tiefe Freundschaft aus Hawkes dunklen Augen.
»Wir kriegen ihn, mein Freund. Das ist noch nicht das Ende.« Aber trotz seiner aufmunternden Worte wirkte er etwas besorgt.
»Ich hoffe inständig, dass du recht hast.«
Hawke nickte Delaney zu und ging.
Als sie ihre Stiefel fertig gebunden hatte, richtete sich Delaney auf und mied sorgsam seinen Blick. »Ich bin bereit, einem Dämon in den Hintern zu treten.«
Er wurde nie müde sie anzusehen, bewunderte ihre Stärke und Eleganz. In den von Kara geliehenen Jeans, einem langärmeligen T-Shirt und mit der verwegenen Waffe um ihre Taille wirkte sie schön und stark. Sie hatte ihre feuchten Haare im Nacken zu einem Knoten gedreht, was ihr weibliches Profil und die lange, anmutige Linie ihres Halses betonte.
Göttin, wie er sie liebte. »Du weißt ja, dass ihn Waffen nicht umbringen.«
Sie verzog den Mund zu einem wilden Lächeln. »Das ist mir vollkommen klar, du Prachtkerl. Aber wenn ich bewaffnet bin, fühle ich mich allem gewachsen. Dann könnte ich es mit der ganzen Welt aufnehmen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Nur vielleicht nicht mit dieser Welt.«
Tighe lächelte.
»Ich hasse es, dich nicht ansehen zu können«, erklärte sie finster.
»Ich arrangiere mich damit, Rehauge.«
Er beobachtete, wie ihr Blick seine Beine hinaufglitt, und spürte eine kleine Brandspur auf seiner Haut. »Vielleicht bin ich ein bisschen zu unvorsichtig gewesen.«
»Wenn dein Blick noch etwas höher wandert, gefährdest du womöglich die gesamte Operation, Agentin Randall. Dann vergesse ich alles um mich herum. Alles, bis auf deinen reizenden Körper.«
Ihre Sorge
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