Ungezaehmte Begierde
das Gefühl habe, darin zu versinken. Als würden mir die Beine weggerissen werden. Wenn ich in deine Augen sehe, nährt das meine Seele, Dee.«
Sie legte ihre Hände auf seine Arme und klammerte sich an ihn, wie er sich an sie klammerte. »Heißt das, dass ich dir nie mehr in die Augen sehen darf?«
»Nein.« Er drückte sie fest an sich und stieß einen Jubelschrei aus. »Das heißt, dass wir endlich wissen, wie wir ihn erwischen können.«
28
Zehn Minuten später lief Tighe im Kriegszimmer auf und ab; eine Woge von Adrenalin schoss durch seinen Körper und wurde von sprudelnder Hoffnung mitgerissen. Möglicherweise würde ihm der Boden auch wieder unter den Füßen weggezogen werden, aber für den Augenblick hatte er zumindest eine Chance zu überleben. Mehr konnte er nicht verlangen.
Delaney saß so an dem großen Tisch, dass sie ihm den Rücken zuwandte, da sie sich ja nicht versehentlich in die Augen sehen wollten. Lyon, Kara und Kougar saßen mit ihr am Tisch. Jag und Wulfe waren unterwegs und würden später informiert werden. Paenther und Foxx waren noch immer in Blue Ridge. Die Anwesenden warteten nur noch auf Hawke.
Als der Krieger den Raum betrat, zogen alle Anwesenden ein Messer hervor und schnitten sich in ihre Handflächen.
Lyon wandte sich an Tighe und musterte ihn mit einer kaum gezügelten Aufregung. »Erzähl ihnen, was du mir erzählt hast.«
Tighe nickte, wandte sich den anderen zu und erklärte, wie er und Delaney herausgefunden hatten, dass der Klon durch seine, Tighes, Augen sah.
»Dann sieht er nur Delaney«, Hawke setzte sich auf seinen Platz und beugte sich mit blitzenden Augen vor, »hört aber alles, was währenddessen gesprochen wird.«
»Richtig, genau wie bei mir.« Tighe blieb stehen, drehte sich zu dem Tisch um, legte die Hände auf Delaneys Schultern und sah jedem Krieger nacheinander in die Augen. »Damit können wir ihn austricksen. Ihm eine Falle stellen.«
Fragend hob Lyon die Brauen. »Wissen wir denn, was er will?«
»Die andere Hälfte von Tighes Seele«, schaltete sich Delaney ein. »Er hat gesagt, dass er mich benutzen wird, um sie zu bekommen.«
»Hat er gesagt, wie?«
»Leider nein.«
Lyons Blick glitt zu Hawke. »Irgendeine Ahnung?«
»Nein. Wir wissen nur, dass er sie in ein Pentagramm gelegt hat und dass er zumindest über ein gewisses Dämonenwissen verfügt. Er könnte alles Mögliche vorhaben, aber es wird vermutlich immer irgendwie mit Delaney oder Tighe zu tun haben.«
»Also machen wir es ihm leicht, uns zu fassen.« Tighe wartete, bis alle Blicke wieder auf ihn gerichtet waren. »Wir tun so, als wollten wir ihm erneut eine Falle stellen.« Er sah zu Kougar hinüber. »Eine deiner Dämonenfallen. Etwas, wozu alle Krieger das Haus verlassen müssen. Ich sage Dee, dass ich so lange wie möglich bei ihr bleibe, und dann erkläre ich ihr, dass ich leider gehen müsse, um euch zu helfen. Wenn er es auf mich abgesehen hat, kann er mich auf dem Weg durch den Wald erwischen. Wenn Dee sein Ziel ist, so ist sie vollkommen ungeschützt im Haus.«
Lyon knurrte. »Ich lasse Kara nicht unbewacht, aber das muss der Klon ja nicht wissen. Und der Rest von euch kann sich in Tiergestalt verstecken und euch zwei beobachten.«
»Genau.«
»Er wird vielleicht nicht glauben, dass du Delaney allein lässt«, bemerkte Lyon.
Delaney schnaubte leise. »Wenn er von etwas überhaupt keine Ahnung hat, dann ist es Liebe.«
»Wie kommt er in das Haus?«, fragte Kara. »Die Türen sind immer abgeschlossen.«
»Immerhin steht sein Leben auf dem Spiel.« Sanft massierte Tighe Delaneys Schultern – und allein dadurch, dass er sie berührte, gewann er an Kraft. »Wenn ich da unbedingt reinkommen müsste, würden mich Schlösser nicht aufhalten. Das wird bei ihm nicht anders sein. Er wird es versuchen. Bevor er einbricht, halten wir ihn auf.«
Er begegnete Lyons Blick. »Das alles ist doch reine Spekulation.«
»Vielleicht auch nicht, Leu«, widersprach Hawke. »Der Klon muss wissen, dass er ebenfalls stirbt. Ich wette, dass er bereits irgendetwas im Schilde führt. Wenn er spürt, dass sich seine Seele in Kürze auflöst, plant er etwas für heute Nacht. Indem wir ihm unsere Pläne mitteilen beziehungsweise unsere angeblichen Pläne, geben wir ihm ganz genau, was er will.« Er nickte Tighe zu. »Es sollte fabelhaft funktionieren.«
»Wenn wir überzeugend spielen«, sagte Delaney leise.
Er drückte ihre Schultern. »Das schaffen wir. Um Mitternacht?«, fragte er die
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