Ungezaehmte Begierde
umfing ihn und erstickte sein Verlangen. Er ging zu ihr, umarmte sie und hielt sie fest, was sie beide gleichermaßen beruhigte, soweit das bei dem, was auf dem Spiel stand, überhaupt möglich war. Was würden sie tun, wenn der Klon nicht anbiss?
Schließlich löste er sich vorsichtig von ihr und mied dabei ihren Blick. »Zeit für den zweiten Akt.«
Mit einem tiefen Seufzer nickte Delaney, ging vor ihm her aus der Tür und in die Halle hinunter, wo Kara auf sie wartete. Kara umarmte Delaney herzlich, dann kam sie zu ihm. Er umarmte sie fest und fragte währenddessen: »Bist du so weit, Dee?«
»Ja.«
Tighe ließ Kara los und wandte sich Delaney zu, nahm sie in die Arme und starrte ihr tief in die Augen, bis in ihr Herz. Ihre Wärme strömte in seinen Körper. Beinahe hätte er die Augen geschlossen, um diese starke Liebe zu genießen. Aber er zwang sich, ihrem Blick standzuhalten.
Langsam wiederholte er den zweiten Teil der einstudierten Sätze. »Ich muss gehen, Dee. Die Falle funktioniert nicht. Sie brauchen auch noch meine Energie.«
»Sei vorsichtig, Tighe. Ich liebe dich.« Die Angst in ihren Augen war echt. Ebenso wie die Liebe, die darin zu sehen war.
Er zog sie in seine Arme und küsste sie behutsam. Als ihm seine Vernunft sagte, dass er jetzt doch gehen müsse, wollten sich seine Hände gar nicht von ihr lösen. Was wäre, wenn ihr Plan doch nicht funktionierte? Was, wenn er es nicht zu ihr zurückschaffte, bevor sich seine Seele auflöste?
Göttin, er brauchte nur noch einen einzigen Kuss. Aber dann würde er noch einen brauchen und noch einen. Er nahm all seine Willenskraft zusammen, legte die Hand auf ihre Wange und ließ sie dann los.
Tränen funkelten in ihren Augen. »Sei vorsichtig.«
»Das bin ich immer.« Dann drehte er sich um, verließ das Haus der Krieger und trat in die kühle Nacht hinaus.
Angespannt lief er in langsamem Trab über die kreisförmige Auffahrt, bereit, um sein Leben zu kämpfen. Er betete nur, dass er alles richtig geplant hatte, dass der Klon ihn angriff, bevor die Drader kamen und er die Gestalt wandeln musste. Er betete, dass er überhaupt kam. Denn wenn nicht …
Tighe ballte die Hände zu Fäusten, während er weiterlief. Vielleicht hatte er Delaney zum letzten Mal in den Armen gehalten.
Tighe? Hawkes Stimme hallte durch seinen Kopf. Hast du uns einen Teil deines Plans verschwiegen? Dass Delaney allein aus dem Haus rennt?
Tighe verlangsamte das Tempo und sammelte sich. Nein .
Ich hole sie.
Da stürzte wie aus dem Nichts eine dunkle Wolke Drader vom Himmel herab und besetzte die Baumkronen. Verdammt . Er musste die Gestalt wandeln. Während er sich mit einem Kraftschub in sein Tier verwandelte, hallte Wulfes Fluch durch seinen Kopf.
Diese verdammten Drader greifen die Tiere an!
Im selben Augenblick bissen die Drader in sein Tigerfell. Verdammt . Genau wie sie Hawke und Kougar am Lincoln-Denkmal angegriffen hatten.
Tighe gefror das Blut in den Adern, die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Das ist der Klon! Der Klon kann die Drader kontrollieren . Sein Herz zog sich vor Angst zusammen, sein Geist schrie gequält auf. Göttin, hilf ihr. Er kontrolliert Delaney!
29
Während die Angst in seinem Kopf pochte und sich sein Magen zusammenkrampfte, suchte Tighe mit dem Herzen nach Delaney und wehrte zugleich die Drader ab.
Hundertfach strahlender als ihre alte Verbindung wies ihm das Band zwischen ihren Herzen den Weg. Während die Drader an ihm hingen, folgte er seinem Instinkt durch den Wald. Er spürte ihre Verwirrung und Angst.
Der Stein der Göttin , rief er den anderen Kriegern zu. Er hat sie zum Stein der Göttin gebracht.
Wir kommen so schnell wir können , sagte Hawke. Wir kämpfen jetzt um unser Leben, mein Freund. Die Drader haben uns überrumpelt .
Auf einmal wurde seine Tigersicht schwarz. Er hielt schwankend an und stieß mit der Schulter gegen einen Baum. Die Drader rissen an seiner Tigerhaut, doch er spürte lediglich den Schmerz in seinem Herzen und Kopf. Denn er konnte sie nicht erreichen. Und er bekam nur dann eine Vision, wenn der Klon fraß.
*
Delaneys Kopf sagte ihr, sie sollte jetzt ihre Waffe ziehen, sie sollte kämpfen – aber ihr Körper stand ruhig und zitternd vor dem Monster, das Tighes Gesicht trug.
»Was hast du mit mir gemacht?« Sie stand auf dem breiten und flachen Felsen hoch über dem Potomac River, der kühle Wind riss an ihren losen Haarsträhnen.
Als sie in der Halle des Hauses gewartet hatte, bewaffnet und auf
Weitere Kostenlose Bücher