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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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das dort sprach, war nicht Tighe. »Ich zeige es dir«, sagte er mit einem gewissen Stolz, woraufhin sich ihr Magen verkrampfte.
    »Der Anblick von Leichen ist mir vertraut.« Sie bemühte sich, möglichst ruhig und gleichgültig zu klingen. Das Wesen ernährte sich von Angst und Schmerz. Schluck die Angst herunter . Sie versuchte es, aber ihre Haut war schweißnass und ihr Atem ging stoßweise.
    Er presste sie an sich und schleppte sie in die Küche.
    Lieber Gott, lieber Gott, lieber Gott.
    Mitten auf dem Boden, neben einem mit Kekskrümeln bedeckten Hochstuhl, lag ein Haufen verwesender Leichen, auf denen überall Fliegen saßen. Ein ganzer Haufen . Als wenn dieses verabscheuungswürdige Etwas einen nach dem anderen umgebracht und weggeworfen hätte.
    Delaney wandte den Blick ab und schluckte verzweifelt gegen die aufsteigende Galle an, doch das Bild hatte sich in ihr Gehirn gebrannt. Fliegen krabbelten über das Gesicht eines kleinen Jungen: Sein Kopf hing über der Schulter eines Mannes, dessen restlicher Körper von dem Bademantel einer Frau verdeckt wurde. Die Frau war mit dem Gesicht nach oben auf dem Stapel drapiert. Ihre Arme waren weit ausgebreitet, als wenn sie selbst im Tod noch ihre Familie beschützen wollte.
    Delaney keuchte und schluckte abwechselnd. Während sich der Hass wie ein Lauffeuer in ihr ausbreitete, schrie ihr Geist vor Entsetzen über diese vergeudeten Menschenleben auf.
    »Du bist doch krank!« Sie trat mit ihrem Absatz fest auf seinen Fuß.
    Er riss sie herum und schleuderte sie gegen die Wand, wo sie mit dem Kopf gegen einen Bilderrahmen donnerte, der daraufhin krachend zu Boden fiel. Ihr Schädel schmerzte, so als wollte er zerspringen.
    Der Klon presste sie mit seinem Körper an die Wand und packte ihr Gesicht.
    »Weißt du, was ich mit dir mache?« Wie Risse in einer Windschutzscheibe verliefen zwei schwarze Streifen durch seine grünen Augen. Als er sie das letzte Mal angegriffen hatte, waren die noch nicht da gewesen. Sah Tighe wohl genauso aus?
    Oh, Tighe! Such nach mir!
    Sie spuckte dem Wesen ins Gesicht. »Fahr zur Hölle.«
    Er machte sich gar nicht erst die Mühe, die Spucke abzuwischen. »Du wirst schreien, Mensch. Wenn ich mit dir fertig bin, werden deine Stimmbänder von deinen Schreien verschlissen sein.«
    Seine Worte hallten in ihr wider und bewirkten, dass sich ihr Puls wie ein Tornado überschlug. Er wollte , dass sie Angst hatte. Sie musste sich dagegen wehren. Gegen ihn wehren.
    Der Klon packte ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. Seltsamerweise wurde sein Gesichtsausdruck aber weicher, seine Augen strahlten Wärme aus. Einen Augenblick lang sah sie Tighe in ihm. Tighe, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte: ohne Sonnenbrille. Die Augen drückten zärtliche Gefühle aus.
    Aber es war nicht Tighe .
    Jede Ähnlichkeit verschwand, als der eiskalte Ausdruck in seine Augen zurückkehrte. Er packte ihre Brust und drückte so fest zu, bis es ihr Tränen in die Augen trieb. Sein Gesicht nahm einen tief befriedigten Ausdruck an.
    Er nährte sich von ihrem Schmerz.
    Vielleicht sollte er mal von seinem eigenen fressen. Als er einen Augenblick lang nicht aufpasste, rammte sie ihm ihre Handkante gegen die Nase. Als er noch nicht einmal zusammenzuckte, riss sie ihm mit den Fingernägeln die Wange auf. Er blutete nicht.
    Während er sie von der Wand fortriss und auf den Boden warf, begriff sie voll und ganz, dass dies kein Mensch war. Sie schlidderte über den Holzfußboden bis kurz vor den Leichenhaufen und scheuchte die Fliegen auf.
    O Gott, o Gott .
    Ihr Körper schmerzte, und ihr Verstand lag im Nebel. Als sie aufzustehen versuchte, drückte er sie mit seinem Fuß nach unten. Wie lange würde es dauern, bis eine weitere Leiche auf dem Haufen landete?
    Ihre Leiche.
    *
    Als Tighe wieder in Jags Wagen stieg, fühlte er ein Brennen in seiner Brust, und seine Muskeln krampften sich vor Anspannung zusammen. Wulfe stieg von der anderen Seite ein und setzte sich neben ihn.
    Göttin, wo ist sie? Was tut dieser Scheißkerl bloß mit ihr?
    Lebt sie überhaupt noch?
    »Wenn ich ihn in die Finger bekomme, wird er nicht schnell sterben«, zischte er. »Ich werde ihn Stück für Stück auseinandernehmen, bis nichts mehr von ihm übrig ist …«
    Aber was spielte das für eine Rolle? Was half ihm noch die Rache, wenn Delaney doch tot war? Die Messer bohrten sich erneut in seine Brust, bis er das Gefühl hatte, das Blut fließe in Strömen aus seinem Herzen.
    »Wohin?«, fragte Jag und

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