Ungezaehmte Begierde
komme, sobald die Besprechung zu Ende ist.«
»Und was dann?«
Seine Miene wurde grimmig. »Kougar arbeitet da an etwas. Hoffen wir, dass er Erfolg hat. Mir läuft die Zeit davon.« Er ging.
Delaney zog ihre Stiefel an, dann durchsuchte sie kurze Zeit das Zimmer nach ihren Waffen. Nichts. Ihr Blick glitt über die Messer an der Wand. Schwere Waffen, in der Tat, aber gar nicht alltagstauglich. Sie würde mit Tighe darüber sprechen. Sie mussten einfach über das Thema Waffen reden.
Als Tighe gegangen war, hatte er die Schlafzimmertür halb offen gelassen. Da er sie nicht eingeschlossen hatte, vermutete sie, dass sie sich frei im Haus bewegen durfte, während sie auf Kara wartete. Ihre Neugierde auf das Haus und seine Bewohner war schon groß.
Als sie die breite, geschwungene Treppe hinunterstieg, öffnete sich die Haustür. Hawke und Kara kamen herein.
Hawke sah hoch und lächelte, als er ihrem Blick begegnete.
»Guten Morgen.«
»Guten Morgen.« Zumindest ein freundliches Gesicht gab es also unter den Kriegern.
Während Hawke die Halle durchschritt, wandte Delaney ihre Aufmerksamkeit Kara zu. Kein Lächeln ließ die Augen der anderen Frau heute Morgen erstrahlen. Delaneys Instinkt für Schwierigkeiten meldete sich.
»Alles okay?«, fragte sie und trat die letzte Stufe hinunter.
»Ich muss mit jemandem reden. Lass uns bitte einen Spaziergang machen.«
Delaney nickte und folgte der blonden Frau aus dem Haus in den trüben Morgen. Es kam ihr etwas seltsam vor, so einfach wegzugehen, obwohl Tighe ihr es ja auch nicht verboten hatte.
Was hielt sie eigentlich davon ab wegzulaufen? Offenbar die Bindung.
Aber selbst wenn sie könnte, wo sollte sie denn hinlaufen? Seit sie wusste, was Tighe war und was der Klon, seitdem war alles anders. Sie kämpfte nicht länger um ihr eigenes Überleben. Es stand so viel mehr auf dem Spiel. An erster Stelle Tighes Leben. Und wenn es zutraf, was er ihr über die Dämonen erzählt hatte, fast sieben Milliarden Menschenleben. Nach allem, was sie gesehen hatte, gab es keinen Grund, ihm nicht zu glauben.
Nein, natürlich würde sie nicht weglaufen. Nicht wenn hier gekämpft wurde. Und nicht, solange sie ihre besten Waffen besaß: ihre Visionen.
Es gefiel ihr, dass Tighe sie gut genug kannte, um dies zu wissen und ihr zu vertrauen.
Als sie durch den felsigen Wald gingen, blickte Delaney ihre schweigsame Begleiterin an. »Was ist denn los, Kara?«
»Ich muss dir etwas zeigen.« Mehr verriet sie nicht.
»Okay.« Sie liefen weiter, bis sie den Wald durchquert hatten und in einer Wohnstraße standen. Delaneys Instinkt sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte. »Kara, sag mir endlich, was los ist.«
Zu ihrer Überraschung zog Kara einen Autoschlüssel aus der Tasche und drückte einen Knopf. Ein roter Minivan, der vor ihnen am Straßenrand parkte, gab ein Piepen von sich.
Delaney schüttelte den Kopf. »Kara, ich gehe nirgendwohin. Nicht, ohne Tighe Bescheid zu sagen.«
Kara streckte ihr die Hand entgegen und sah sie mit listigem Blick an. »Gib mir dein Telefon. Ich ruf ihn an.«
»Nein.« Delaneys Nackenhaare stellten sich auf. Das war nicht die Frau, mit der sie letzte Nacht so lange gesprochen hatte.
Und plötzlich, von einem Augenblick auf den anderen, war sie es tatsächlich nicht mehr.
Neben ihr stand nicht mehr Kara, sondern Tighe. Nein, nicht Tighe. Es war der Klon!
Delaneys Herz raste in panischer Angst. Ihr Kopf wurde eiskalt. Sie drehte sich um, um wegzurennen, und griff nach dem Telefon in ihrer Tasche. Aber genauso wie Tighe war auch der Klon zu schnell. Er packte ihre Haare und riss sie brutal zurück. Ein heftiger Schmerz durchfuhr sie. Als er sie zu sich herumwirbelte, rammte sie ihm den Ellbogen in den Solarplexus.
Er hämmerte ihr seine Faust gegen den Kiefer.
*
»Ich will diesen Mistkerl finden!« Lyons heftiges Knurren hallte durch den Kriegsraum und verlieh damit Tighes eigener Verzweiflung Ausdruck. Er wandte sich an Kougar. »Irgendetwas Neues von diesen Dämonenfallen?«
»Ich bin ganz dicht dran. Drei könnten eventuell funktionieren, wenn ich es schaffe, sie zusammenzubasteln. Aber das muss man nachts tun.«
»Heute Abend also.« Als Kougar nickte, wandte sich Lyon an Hawke. »Was hast du herausgefunden, Wings?«
Hawke faltete vor sich auf dem Tisch die Hände. »Der Schamane hat alte Lehrbücher über Dämonen gewälzt und glaubt nun, dass der Klon auch noch Tighes andere Seelenhälfte rauben könnte. Er weiß nur nicht, wie das genau
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