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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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drängte sie jedoch, das Bad zu nehmen, und half ihr beim Entkleiden. Als Isabella in dem heißen Wasser saß, löste Sarina ihre vom Wind zerzausten Flechten und fächerte das lange Haar der jungen Frau im Wasser auf. Sehr sanft massierte sie mit den Fingerspitzen Isabellas Kopfhaut und schäumte ihr Haar mit einer selbst gemachten, nach Blumen duftenden Seife ein. Nach und nach, als die Hitze des Wassers auf Isabellas Körper übergriff, ließ das Zittern allmählich nach.
    Sie war so müde, dass sie kaum noch wahrnahm, wie Sarina ihr das Haar ausspülte und sie in einen dicken Morgenmantel hüllte. Schlaftrunken taumelte sie zum Bett. Die sanften Hände Sarinas, die ihr behutsam die langen Haare ausbürsteten und sie dann wieder flochten, waren angenehm beruhigend und erinnerten Isabella an ihre Mutter, die das Gleiche auch immer getan hatte, als sie noch sehr jung gewesen war. Träge und mit halb gesenkten Lidern lag sie auf dem Bett, und der dicke Morgenmantel um ihren nackten Körper nahm die restliche Feuchtigkeit des Bades auf.
    Nicht einmal ein Klopfen an der Tür und der Duft von Essen vermochten ihr Interesse zu erregen. Vollkommen übermannt von ihrer Erschöpfung, die alle Sorgen und Ängste auslöschte, wollte Isabella nur noch schlafen. Sarina murmelte etwas, das sie nicht ganz verstehen konnte. Das Essen wurde wieder fortgebracht, und Isabella überließ sich erneut dem Gefühl des Wohlbehagens, das die Schönheit des Zimmers, das anheimelnde Prasseln des Feuers und Sarinas sanfte Hände in ihr auslösten.
    In ihrem traumähnlichen Zustand hörte Isabella wie von weit her, dass Sarina scharf die Luft einzog, und irgendwie gelang es ihr, die Wimpern ein wenig anzuheben und unter ihnen hervorzuschauen. Die Schatten im Zimmer hatten sich auf beängstigende Weise ausgebreitet, die Kerzen in den Haltern an den Wänden waren erloschen und die Flammen im Kamin heruntergebrannt, sodass die Ecken des Schlafzimmers im Dunkeln lagen. In einer von ihnen konnte sie jedoch die schattenhafte Gestalt eines Mannes sehen – oder zumindest hielt sie den Schatten für einen Mann.
    Er war groß, breitschultrig und hatte langes Haar und mandelförmige Augen, in denen sich die orange-roten Flammen des Feuers widerspiegelten. Isabella konnte die Hitze dieses glutvollen Blicks auf ihrer nackten Haut spüren. Das Haar des Mannes war von einem seltsam gelblichen Braun, das sich zu Schwarz verdunkelte, wo es ihm auf die Schultern und den breiten Rücken fiel. Er beobachtete sie aus den Schatten, mit denen er verschmolz, sodass sie ihn nicht klar erkennen konnte. Eine schattenhafte Gestalt für meine Träume, dachte sie und blinzelte, um ihren Blick zu schärfen, doch es war zu anstrengend, sich aus ihrem traumähnlichen Zustand aufzuraffen. Ihr Körper war bleischwer, und sie konnte nicht einmal die Energie aufbringen, ihren nackten Arm unter den Morgenrock zu ziehen. Während sie dort lag und versuchte, sich von der schattenhaften Gestalt ein besseres Bild zu machen, verschwamm ihre Sicht noch mehr, und für einen Moment kamen seine großen Hände ihr wie Pranken vor, und der Hüne bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, die nicht ganz menschlich war.
    Isabella fühlte sich unter seinem Blick entblößt und verletzlich, doch sosehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr einfach nicht, sich aufzurappeln. So lag sie mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett und starrte ängstlich und mit wild pochendem Herzen in die dunkle Ecke.
    »Sie ist viel jünger, als ich dachte. Und viel schöner.« Leise Worte, die sich anhörten, als wären sie nur laut gedacht und nicht für jemand anderen bestimmt gewesen. Die Stimme war tief und heiser, ihr Tonfall eine Mischung aus verführerisch, gebieterisch und einem tief aus seiner Kehle kommenden Knurren, bei dem Isabella fast das Herz stehen blieb.
    »Und sehr beherzt.« Sarinas Stimme kam von Isabellas anderer Seite und aus solch geringer Entfernung, als stünde sie beschützend neben ihr. Aber Isabella wagte nicht, sich umzusehen, weil sie nicht den Blick von der schattenhaften Gestalt abwenden wollte, die sie so intensiv beobachtete. Wie ein Raubtier, eine große Katze. Ein Löwe? Ihre Fantasie ging mit ihr durch und vermischte die Realität mit Träumen, sodass sie nicht mehr sicher war, was real war und was nicht.
    »Es war dumm von ihr hierherzukommen.« Der Tadel, der in seiner Stimme mitschwang, kränkte sie.
    Wieder versuchte Isabella, sich dazu zu zwingen, sich zu bewegen, doch es war

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