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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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durchnässte weiße Nachthemd, das an ihrem ausgemergelten Körper klebte, wie eine zweite Haut.
    Weinend und vollkommen aufgelöst versuchte die Auserwählte vergeblich, die Frau hochzuheben. Selbst eine Strahlende, die noch nicht inthronisiert war, musste über doppelt so viel Kraft verfügen wie ein Mensch, denn sie hatte doch schon über Jahre die Energie anderer Therianer in sich aufgenommen. Aber diese hier hatte überhaupt keine Kraft – was ein sicheres Zeichen dafür war, dass sie den Großteil ihres Lebens oder vielleicht sogar ihre ganze bisherige Existenz von ihrem Volk getrennt gewesen sein musste. Die auserwählte Strahlende der Krieger war höchstwahrscheinlich als ein vollkommen ahnungsloser Mensch aufgewachsen.
    Verdammt!
    Als er sich ihr näherte, knackte ein Ast unter seinen Stiefeln, und sie starrte ihn mit einem wilden, hasserfüllten Blick an.
    »Meine Mutter muss uns in der Küche gehört haben. Sie hat versucht, mir hinterherzulaufen. Sie haben sie umgebracht!« In dem kühlen Regen umgaben sie ihre Gefühle wie eine Aura aus grellem Feuer.
    »Sie ist nicht tot.« Als er neben sie trat, machten seine Stiefel in dem matschigen Gras ein saugendes Geräusch. »Ich kann ihre Lebenskraft spüren.« Allerdings nur sehr schwach. Das Leben dieser Frau hing an einem seidenen Faden. »Sie ist ein Mensch. Sie kann nicht deine Mutter sein.«
    Die Strahlende lachte ungläubig. »Sie sind ja vollkommen verrückt, wissen Sie das? Verschwinden Sie bloß von hier.«
    »Strahlende …«
    »Und nennen Sie mich nicht so!«
    »Ich wüsste nicht, wie ich dich sonst nennen sollte.« Lyon schob sich die triefenden Haare aus dem Gesicht. Er wusste selbst, dass er sich ungeschickt verhielt. Er war nicht der richtige Typ, sie zu überreden, zurück in die Gemeinde zu kommen. Tighe würde es mit Charme versuchen. Vhyper mit Humor.
    Lyon verfügte nicht über diplomatische oder gar zärtliche Mittel, mit denen er sich dieser Frau hätte nähern können. Oder überhaupt … irgendeiner Frau. Er war einfach der Anführer. Der Boss. Sie sollte tun, was er ihr sagte.
    »Ich bin Kara. Aber …« Ihre Wut verblasste, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Helfen Sie mir! Bitte . Wenn ich sie nicht wieder ins Haus bringen kann, wird sie hier draußen sterben. Ich gebe Ihnen, was immer Sie wollen. Nur helfen Sie mir, sie zu retten. Hilf mir!«
    Ihre Bitte, die sie mit vor Verzweiflung bebender Stimme vortrug, brachte seinen Entschluss ins Wanken. Er wusste, welchen Schaden er anrichtete – vielmehr bereits angerichtet hatte –, indem er ständig versuchte, sie mit dem Feingefühl eines randalierenden Berserkers aus ihrer menschlichen Welt zu reißen. Deshalb hatte er ein schlechtes Gewissen.
    *
    Kara stolperte die regennassen, glatten Stufen zur Hintertür hinauf. Als sie sich über ihre Schulter zu dem Fremden umsah, der mit ihrer Mutter folgte, hämmerte ihr Herzschlag laut in den Ohren. Sie war verzweifelt, und es lag eine schreckliche Ironie darin, dass ausgerechnet dieser Entführer der Einzige sein sollte, der ihre Mutter vor dem sicheren Tod hier draußen im Regen retten konnte.
    Sie hielt ihm die Tür auf und lief dann zum Telefon. »Ich muss einen Krankenwagen rufen.«
    »Kara …« Die schwache Stimme ihrer Mutter drang an ihre Ohren. »Nicht. Die Ärzte … können nichts mehr für mich tun.«
    Ein plötzlicher Donnerschlag ließ die Fenster klirren; das Licht erlosch und tauchte alles in vollkommene Dunkelheit. Das Funktelefon in ihrer Hand war ebenfalls tot. In einem Anflug hilfloser Wut schlug Kara das Telefon auf den Tisch. Ohne Strom saßen sie hier fest. Mobiltelefone hatten hier draußen noch nie Empfang gehabt, und der nächste Nachbar wohnte fast eine Viertelmeile von ihnen entfernt.
    »Trag sie zu dem Wagen. Ich bringe sie ins Krankenhaus.«
    »Nein … Kara.« So schwach die Stimme ihrer Mutter auch klang, so entschlossen war sie doch. »Ich bleibe hier.«
    Vor Verzweiflung hätte Kara am liebsten geschrien, doch stattdessen durchwühlte sie die Schubladen, bis sie ein paar Taschenlampen gefunden hatte. Wenn sie hierblieben, brauchte sie für ihre Mutter Decken und Handtücher, trockene Kleidung und vielleicht etwas heißen Tee, um sie von innen zu wärmen. Kara weigerte sich, sie an dieser albernen Bagatelle sterben zu lassen. Daran bitte nicht.
    Sie schaltete die Taschenlampen an und richtete die beiden Lichtkegel auf den großen Mann, der selber ganz durchnässt war und ihre Mutter erstaunlich

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