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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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viel zu viel Zeit verstrichen. Allein mit seinen menschlichen Sinnen konnte er sie nicht aufspüren, seine Kraft aber war so geschwächt, dass er nicht mehr an die in seinem Inneren verborgene eigentliche Stärke herankam – das Vermögen des wilden Tieres, das in ihm schlummerte.
    Bevor keine neue Strahlende auf dem Thron saß, die sie mit frischer Kraft versorgen konnte, verloren die Krieger, die Wächter des therianischen Geschlechts und damit die letzten wahren Gestaltwandler, täglich weiter an Energie. Abgesehen davon, dass sie gelegentlich ihre Krallen ausfuhren oder die Zähne bleckten, hatten sie außerdem ihre Fähigkeit verloren, die Gestalt zu wandeln. Und mit jedem neuen Sonnenaufgang war Lyon immer weniger in der Lage, die ersehnte Frau zu finden.
    Die heutige Nacht war seine letzte Chance dazu.
    Vhyper gesellte sich zu ihnen. Das blasse Mondlicht spiegelte sich auf seiner Glatze und dem Silberring in seinem rechten Ohrläppchen. »Was meinst du? Sollen wir ein Lagerfeuer machen und S’Mores rösten, während wir warten? Wir könnten den Kerl zurück zum Haus schicken, damit er Marshmallows, Cracker und diese kleinen Schokoladenplättchen holt.«
    Mitleidig musterte Lyon den Mann.
    »Du bist doch ein Idiot, Vhype.« Tighes kurze blonde Haare glänzten im Mondlicht, als er kumpelhaft und auf die unbefangene Art der meisten Gestaltwandler den Arm um Vhypes Schultern legte.
    Lyon hatte diese Unbefangenheit noch nie verstanden. »Bringen wir es also hinter uns.«
    »Müssen wir wirklich bluten?« Foxx hatte rote Wuschelhaare, eine helle Haut und Sommersprossen. Der Jüngste der Krieger besaß erstaunlich viel Kraft und verhieß Großes, falls er jemals wirklich erwachsen werden sollte.
    Lyon sah ihn an. »Ich hatte dir doch gesagt, du solltest die Klinge des Rituals mitbringen. Hast du das vergessen?«
    »Nein. Aber ich dachte …«
    »Wir bilden den Kreis der Krieger und bündeln unsere Energie. Das Ritual verlangt nun einmal, dass wir bluten.«
    »Schöner Mist«, bemerkte Vhyper gedehnt und zog an seinem Ohrring, während Tighe seinen Arm von ihm löste. »Ich würde lieber ein paar Lagerfeuerlieder singen.«
    »Halt die Klappe, Vhyper«, zischte Jag.
    Lyon klatschte in die Hände. »Fangen wir an.« Seine Hände waren feucht, und seine Nackenmuskeln verspannten sich, als er inständig hoffte, dass sie noch über ausreichend Kraft verfügten, um das Ritual durchführen zu können. Um ihre Tiere mit Energie zu versorgen, mussten sie den letzten Rest ihrer magischen Kraft aufwenden. Dazu hatten sie nur eine einzige Chance.
    Lyon steckte die Messer in die Tasche, denn innerhalb des magischen Kreises konnten ihnen die Drader nichts anhaben. Dann zog er das Hemd über den Kopf und warf es auf den Felsen. Die kühle Frühlingsluft fühlte sich auf seiner erhitzten Haut angenehm an. Während sich die anderen ebenfalls bis zur Hüfte entkleideten, zog Lyon seine Jeans aus. Wenn es gelang, würde er die Gestalt wandeln. Anders als einige seiner Kameraden besaß er kein magisches Blut, durch das die Kleidung bei der Gestaltwandlung unversehrt blieb. Während der Verwandlung trug er also lediglich den robusten Silberreifen, der sich um seinen Bizeps schlang und in dem die Energie der Erde gebündelt wurde.
    Auf dem flachen, breiten Felsen der Gottheit bildeten die neun Krieger einen Kreis. Die silbernen Armreife glänzten, während die Männer mit ihren nackten Oberkörpern in der klaren Nacht standen.
    Lyon streckte Foxx die Hand entgegen. »Das Messer.«
    Foxx reichte es ihm. Lyon richtete das Messer nun gegen sich selbst und ritzte sich die Brust auf. Mit dem beißenden Schmerz bildete sich eine seltsame Energie, die schnell von der Klinge auf seine Haut überging. Er reichte das Messer an Tighe weiter und war froh, dass sich die magischen Kräfte heute Nacht wecken ließen. Mit der rechten Hand strich er über die brennende Wunde, wischte etwas Blut ab, ballte die Hand zur Faust und streckte den Arm vor sich aus. Tighe tat es ihm gleich, schlitzte sich die Brust auf, legte seine blutige Hand um Lyons Faust und reichte das Messer dann an Jag weiter. Einer nach dem anderen legten sie ihre glitschigen Hände aufeinander, bis nur noch einer übrig war.
    Vhyper ritzte sich wie die anderen in die Brust, zuckte zusammen und ließ das Messer klappernd auf den Felsen fallen. » Verdammt , das ist doch alles vergeblich. Was wir brauchen, sind neue Rituale.«
    Doch als Vhyper in die Hocke ging, um die Klinge aufzuheben,

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