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Ungezogen

Ungezogen

Titel: Ungezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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beschwören.
    Oh, dieser Kuchen. Drei Platten aus Fruchtkuchen, jede mit passierter Aprikosenmarmelade bestrichen und mit Marzipan überzogen. Okay, obwohl niemand Marzipan mag, brauchst du ihn als Grundlage für den Zuckerguss darüber. Drei Lagen königlicher Zuckerguss, perfekt geglättet zum krönenden Abschluss. Ich wiederhole: drei Lagen. Jede musste einen Tag lang trocknen. Erst danach konnte ich mit der filigranen Dekoration beginnen. Dieser Kuchen war eine Woche lang mein Lebensmittelpunkt.
    Selbst Helen würde ihn lieben. Es würde der Höhepunkt ihres Hochzeitstages sein, wenn sie und Pete das Messer in den schneeweißen Überzug senkten und dabei für die Fotos posierten.
    Ich kratzte mich an der Nase und hinterließ einen weißen Fleck, den ich mit dem Handrücken abwischte. Dann streckte ich den Rücken. Ich versuchte, die Zuckerrosen so zu arrangieren, dass sie wie eine Kaskade von der obersten Etage bis zum Boden perlten. Jede Tortenetage wollte ich detailliert ausschmücken. Das war nur in gebeugter Haltung und mit voller Konzentration auf meine Handarbeit möglich.
    Helen stammte aus einer schottischen Familie. Deshalb hatte ich mich für ein Design aus verschlungenen keltischen Knoten für die glatte Oberfläche entschieden. Dazu benötigte ich einen Spritzbeutel mit einer feinen Spritztülle in Größe eins. Niemand sollte mir nachsagen, dass ich es nicht zumindest versucht hätte.
    Ich drückte meine Faust in die kleine Kuhle in meinem Kreuz und massierte die Stelle. Mir war schon bewusst, dass ich zu viel Aufwand betrieb. Nun ist die kunstvolle Dekorierung von Torten ein absolutes Hobby von mir. Ich nahm diese Arbeit freiwillig auf mich, denn der Kuchen sollte ein Geschenk für das Hochzeitspaar werden. Trotzdem war es ein erstaunlich zeitaufwendiger Job. Es war meine erste Hochzeitstorte, und langsam begriff ich, warum sie beim Konditor so unverschämt teuer waren. Dabei ist Helen nicht einmal eine meiner besten Freundinnen, als dass sie eine solche Zuwendung verdiente. Sie hatte mich nicht einmal zu ihrem Junggesellinnenabend eingeladen. Wenngleich ich das ursprünglich schon gewesen war. Anfangs hatte sie ein Wochenende mit Trinkgelagen und Achterbahnfahren beim Alton Tower geplant. Aber dann kam ihre Mutter plötzlich auf die Idee, ihr ein Shoppingwochenende in New York zu spendieren. Ich gehörte nicht zu den Auserlesenen, die sie begleiten sollten.
    Das hat mich schon ein wenig gewurmt, aber ich bin nicht nachtragend. Helen verzeiht man immer alles, egal was sie anstellt. Sie ist eine von diesen kessen, ungestümen, willensstarken Blondinen, mit der jeder Nachsicht hat. Egal, ob sie etwas vergisst oder ein Versprechen nicht einlöst, die Leute ausnutzt oder Herzen bricht.
    Also war der Kuchen nicht wirklich für Helen. Ich wollte etwas herstellen, auf das ich ewig stolz sein konnte und das jeder bewundern würde. Dafür nahm ich einen steifen Rücken und verspannte Schultern gern in Kauf.
    »Kaffee«, sagte ich zu mir selbst und legte den Spritzbeutel mit der Zuckergussglasur zur Seite.
    In diesem Moment ging die Türklingel. Ich seufzte, denn ich erwartete niemanden und war deshalb auch nur lässig gekleidet. Nach dem Duschen am Morgen hatte ich nur bequeme Strandshorts und ein ärmelloses Top angezogen. Selbst auf einen BH hatte ich verzichtet. Außerdem war ich voller Puderzucker. Ich klopfte ihn vergebens ab, als ich zur Tür ging.
    Vor der Tür stand Pete, der Bräutigam. Ich lächelte überrascht.
    »Hi.«
    »Hi, Suzie. Helen hat mich gebeten, dir etwas vorbeizubringen.« Er hielt mir eine komische, aber teuer aussehende Einkaufstüte entgegen.
    »Ach ja?«
    Ich mochte Pete. Ihn und Helen kannte ich schon seit Jahren. Wir hatten den gleichen Bekanntenkreis. Pete war ein unkomplizierter, völlig normaler Bursche. Er trainierte am Wochenende mit seinen Kollegen, und trotz seines Schreibtischjobs war er besser in Form als alle anderen, die ich kenne. Er sah so goldig aus mit seinem akkurat geschnittenen, dichten blonden Haar und diesen unglaublich dunklen Wimpern, die die Aufmerksamkeit auf seine blauen Augen lenkten.
    Wenn ich ihn mit drei Wörtern beschreiben sollte: Nicht. Meine. Liga.
    Kein Wunder. Schließlich hatte Helen ihn mir weggeschnappt.
    »Das soll als Verzierung oben auf den Kuchen. Hat sie gesagt«, erklärte Pete verlegen. »Hat sie in New York gekauft.«
    »Oh, dann komm mal lieber rein«, sagte ich und winkte ihn in die Küche. »Magst du den Wasserkocher

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