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Ungezogen

Ungezogen

Titel: Ungezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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morgen tiefroten Lippenstift auflegen müssen, um die Spuren zu verdecken.
    »Falls wir Zeit haben«, fügt er hinzu. »Morgen ist erst Mittwoch.« Sie zittert. »Ich weiß. Aber wir können bis dahin proben.« Sie lächelt. Es wird eine höllische Woche werden.

Ich will mehr
    Alegra Verde
    Leonard stank vor Geld. Er sah aus wie das leicht verbesserte Nachfolgemodell seines Vaters. Polohemd, teure Khakis und Segelschuhe ohne Socken. Manchmal trug er einen Sportmantel über dem Polohemd. Sein dickes, dunkles, salopp geschnittenes Haar, immer ein wenig zerzaust, fiel ihm ein wenig über die Augen und endete eine Handbreit über seinem Kragen.
    Ich nahm an einem Kursus unserer Universität teil, der auf dem Unigelände in der Innenstadt stattfand. Als Leonard in unsere kleine Gruppe hereinspazierte, wirkte er so selbstsicher, dass ich ihn zuerst für einen Dozenten hielt. Nachdem er sich aber nach hinten verdrückte, dachte ich, er könne auch ein BWLer sein. Ich bin eine Filmstudentin. Es handelt sich um einen Pflichtkursus, der deshalb auch von Wirtschafts- und Finanzstudenten besucht wird. Denn es geht in dem Seminar um Führungsverhalten, Gruppendynamik, Dominanz- und Zuhörerqualitäten. Gute Voraussetzungen, wenn du eine Filmcrew koordinieren musst, aber auch nützlich für die Vorstandsetage.
    Leonard war immer in meinem Arbeitskreis, wenn wir uns auf kleinere Gruppen aufteilten. Er antwortete nur auf direkt an ihn gerichtete Fragen, sonst saß er da und hörte zu. Obwohl er mit diesem dunklen Haar und diesen Augen niedlich aussah, war er eigenartig. Ich fühlte mich unbehaglich in seiner Gegenwart. Ganz zu Anfang erwischte ich ihn dabei, dass er auf meine Brüste oder meinen Schritt starrte. Dabei waren seine Augenlider halb geschlossen und seine Lippen zusammengepresst. Das nervte mich derart, dass ich damit aufhörte, meine tiefsitzende Jeans zu tragen und meine geliebten bauchfreien T-Shirts. Ich hatte mir angewöhnt, an diesen Kursustagen Button-Down-Blusen zu tragen und bequem sitzende Hosen oder Röcke. Ich brauchte diesen Kursus und hatte nicht vor, mich von irgendeinem Perversen einschüchtern zu lassen.
    Nach drei Wochen passte mich Leonard ab, als ich mich auf dem Rückweg zum Studentenheim befand. Ich teilte mir mit einer Freundin ein Apartment. Er war charmant, fast witzig sogar mit seinen Beobachtungen über unsere Studienkollegen. Wir blieben vor Starbucks auf dem Campus stehen. Ich fühlte mich sicher, weil wir uns an einem öffentlichen Ort befanden und ließ mich von ihm zu einem Brownie mit Cappuccino einladen. Er nahm einen normalen Milchkaffee ohne Zucker.
    Wir fanden einen freien Platz, und Leonard trank schweigend seinen Kaffee. Dann wollte er wissen, wie er im Kursus gewirkt habe. Ich entschied mich, ehrlich mit ihm zu sein.
    »Also, Leonard«, sagte ich, brach ein Stückchen von meinem Brownie ab und steckte es mir in den Mund, »dann erklär mir, warum du mich während der Vorlesungen immer anstarrst.«
    »Weil es mir gefällt, wie du aussiehst«, antwortete er und schlürfte seinen Kaffee.
    »Danke, aber manchmal behagt mir das ganz und gar nicht.«
    Er setzte seine Tasse ab und schob sie ein wenig von sich.
    »Das tut mir sehr leid. Aber ich mag nun einmal Mädchen, die gut geformt sind. Du siehst so einladend, so warm aus.«
    »Na, danke auch«, sagte ich leicht beleidigt. Ich mag vielleicht ein wenig zu viel auf den Hüften haben, trage aber nur ein C-Körbchen und bin ganz sicher nicht zu fett.
    »Nein, so meine ich das nicht«. Er schüttelte lächelnd den Kopf und sah plötzlich erleichtert aus. »Du erinnerst mich daran, wie Frauen aussahen, bevor jemand bestimmte, dass sie wandelnde Skelette sein müssen. Du wirkst einfach ... einladend.«
    Ich grinste und bedankte mich nochmals. Er bedachte mich mit einem weiteren Lächeln. Dann versaute er es.
    »Ich möchte mit dir schlafen.«
    Ich konnte es nicht verhindern, dass meine Kinnlade runterfiel.
    »Es würde sich lohnen.«
    Nein, das würde es nicht. Er suchte nach meiner Hand. Ich stieß sie beiseite, bevor ich aufstand.
    »Bitte setz dich wieder«, flüsterte er ernst. »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Das hast du aber«, fauchte ich und wandte mich zum Gehen.
    Er sprang hinter mir auf und blieb mir auf den Fersen, als ich an den anderen Gästen vorbei aus dem Café eilte.
    »Leyda, ich weiß, wie sehr du das Geld brauchst.«
    Ich ging einfach weiter, aber er holte auf, und selbst als ich schneller ging, blieb er an

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