Ungezogen
rot und witzig. Ich hatte erwartet, dass er einen luxuriösen Sedan führe, so ein Daddy-Auto. Er hielt mir die Tür auf, und ich glitt auf den Beifahrersitz.
Nachdem er den Wagen gestartet hatte, schob er eine CD in den Player. Eine offensichtliche Abweichung von der ansonsten originalgetreuen Ausstattung des Autos. Der unwiderstehliche Sound des Mittleren Ostens mit seinen Trommeln und Gitarren erklang. Dann ertönte die rauchige Stimme einer Frau. I put a spell on you, sang sie. Ich musste lachen.
»Wer ist das?« Ich war fasziniert, denn ich hatte etwas Bräsigeres à la Ofra Haza erwartet.
»Gefällt es dir?« Er sah ein wenig besorgt aus.
»Sehr.« Ich nickte.
»Natacha Atlas.« Er grinste mich breit an, ein völlig anderer Leonard. Der kleine Junge, verspielt und ein wenig aufmüpfig. Wir fuhren mit offenem Verdeck über die 94. Nie zuvor hatte ich Leonard so glücklich gesehen. Er hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit diesem melancholischen Kerl, der mich im Kursus angestarrt hatte.
Wir aßen Muscheln und tranken Bier im Cadieux Café, einem zeit- und wettererprobten belgischen Pub. Leonard war höflich, fragte nach meiner Familie, obwohl ich sicher war, dass er auch darüber alles ausgekundschaftet hatte, und ich ihm nichts Neues erzählte. Er nickte zu schnell oder stellte die richtige Frage an der richtigen Stelle. Als ich ihm erzählte, dass mein Vater in den letzten zwanzig Jahren immer in der gleichen Autowerkstatt in der Nachbarschaft gearbeitet habe, kommentierte er das mit »anerkennenswert«. Er lachte fast übertrieben, als ich meine Mutter als Kirchenweib beschrieb, die sich aufreibe zwischen ihrer Familie - einschließlich meiner Teenagerschwester - und ihrer Kirchengemeinde.
Als ich ihn nach seiner Familie befragte, war er weniger mitteilsam.
»Meine Mutter ist auch zu Hause.«
»Und was treibt dein Vater so?«
»Er ist im Ruhestand.« Sein Lachen klang gezwungen. »Er spielt eine Menge Golf.«
»Steht ihr euch nahe?«
»Ich war ein Nachzügler.«
»Das Jüngste?«
»Das Einzige.« »Oh.«
»Aber ich habe einen Vetter«, fügte er hinzu und verzog dabei den Mund, als ob der Gedanke an den Verwandten nicht erfreulich war.
»Einen Vetter.« Ich lachte und zählte meine Finger ab. »Ich habe allein fünfundzwanzig väterlicherseits.«
»Äußerst fruchtbar«, bemerkte er und übertrieb seine Feststellung, indem er die Augen groß aufriss.
»Das kannst du laut sagen«, erwiderte ich schmunzelnd und nippte an meinem Bier.
»Also, was ist das für eine Arbeit«, fragte ich, etwas entspannter.
Er wurde wieder ruhig. Ernüchtert.
»Ich hole dich morgen früh um zehn Uhr ab. Dann fangen wir an.«
»Aber ich muss morgen Abend von sechs bis zehn Uhr arbeiten.«
»Unser Arrangement wird deinen normalen Zeitplan nicht tangieren. Du gehst weiterhin zu deiner Arbeit und deinem Seminar. Alles wie sonst auch. Ich will dein Leben nicht in Unordnung bringen. Ich möchte nur ein wenig Zeit mit dir verbringen.«
Wir tranken aus. Er ließ mich vor dem Studentenwohnheim aussteigen und erinnerte mich daran, dass er hier am nächsten Morgen auf mich warten würde.
Und er wartete tatsächlich auf mich, mit laufendem Motor.
Er hatte eine Suite im St. Regis genommen, einem klassischen, älteren Hotel im europäischen Stil. Gerade deswegen fühlte ich mich wie eine Hure, als er mich mit der Hand auf meinem Rücken besitzergreifend und dominant zum Aufzug schob. Ich wollte mich nicht umdrehen, und er sagte kein Wort.
Die Tür führte in einen akzeptabel großen Wohnbereich. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen und gab den Blick frei auf ein King-Size-Bett in burgunderroter Aufmachung. Ich drehte ihm den Rücken zu. Leonard nahm meine Hand und führte mich durch die Verbindungstür. Auf dem Bett lag ein schwarzer Kleidersack.
Ohne Vorankündigung waren seine Hände an meiner Taille und zogen mir mein T-Shirt über den Kopf. Langsam, als ob er mich nicht erschrecken wolle. Seine warmen Finger glitten über meinen Rücken und unter meinen BH-Verschluss. Der BH fiel nach unten, er fing ihn auf und warf ihn zur Seite. Schlanke Finger und erhitzte Handflächen rutschten zögernd, fast unfreiwillig über die olivfarbenen Nippel, streichelten, umfassten und liebkosten sie. Er beugte den Kopf nach unten, nahm einen vorwitzigen Nippel zwischen seine Lippen und saugte ihn in die Schwüle seines Mundes, leckte ihn, umkreiste ihn mit der Zunge und kostete ihn, als ob Geschmack und Beschaffenheit
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