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Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Titel: Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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war das Motto«, fuhr sie fort. »Hannah hat dir einiges beibringen müssen, hat sie mir erzählt. Aber es hat sich gelohnt, sagt sie.«
    Ich merkte etwas. Ausgerechnet jetzt hätte ich es bremsen wollen. Es gab keine Ablenkung. Ich stierte durch die weiten Augenlöcher in die blaue Haltlosigkeit, die von keinem Wölkchen gefestigt, von keinem Vogel durchstrichen wurde. Vom Flugzeug war noch ein freundliches Summen zu hören, während es sich weiter entfernte, den Gang der Dinge an diesem Schauplatz sich selbst überlassend.
    »Okay, das sieht gut aus, sehr gut«, sagte sie mit dunklerer Stimme. »Ich mache jetzt ein paar Fotos. Du nimmst den rechten Arm von der Lehne und formst mit der Hand eine Schale. Geht das? Als wenn du Wasser schöpfen wolltest.«
    Das bekam ich noch hin.
    »Genau so. Und diese Schale hältst du jetzt unter deinen Sack.«
    Der Befehl fuhr als Blitz in meine niedergehaltene Spannung. Rasch fügte sie mildernd hinzu: »Ich könnte auch Scrotum sagen, ich will nur nicht akademischer tun, als ich bin.«
    »Alles klar«, räusperte ich mich.
    »Als wenn du deine Eier wiegen wolltest, so hältst du deine Hand.«
    Ich sah nichts. Wusste nichts. Ich gehorchte.
    »Wie fühlt sich das an? Es soll sich gut anfühlen. Mach es so, dass es sich gut anfühlt. Das will ich sehen. Das will Hannah sehen.«
    Offenbar stand sie noch an der Staffelei. Und ich hielt den Kopf nach hinten gestreckt wie unter dem Fallbeil und blickte in die Wölbung der Himmelskuppel, die widerhallte vom Schlagen des Herzens und vom Rauschen der Ohren. Das Blut sammelte sich in den schwülen Tropen und drängte pochend, während mein Gesicht feucht wurde vor Erregung und Scham.
    »He, das sieht doch gut aus! Ja, gönne ihm das! Das wird Hannah gefallen. Das gefällt sogar mir. Aber damit das klar ist: Wir machen nur Fotos.«
    Das verkalkte Schnarren der Polaroidkamera füllte den Raum.
    »Du nimmst jetzt die linke Hand und umfasst ihn. Aber vorsichtig. Sachte herumlegen, denn wir machen nur Fotos, und dies wird ein Masterpiece. Nur herumlegen«, drängte sie, »nichts weiter machen!«
    Ich machte ja gar nichts. Ich fügte mich nur. Alles andere waren autonome Abläufe, ausgeklügelt von einer Evolution, die Fotosessions nicht einkalkuliert hatte.
    »Okay, okay ... Vorsicht!« Sie klang aufgeregt wie eine Forscherin, die ihr Leben lang nach dem legendären Einhorn gefahndet hat und die Suche schon aufgeben wollte, um für immer nach Hause zu gehen – und da, plötzlich, im letzten Tageslicht, tritt das Fabelwesen stolz und scheu auf die Lichtung.
    »Du lässt ihn so stehen und tust nichts weiter!« Sie sprach mit heiserer Wachsamkeit. »Jetzt kommst du mit dem Kopf nach vorn, aber langsam, sage ich, langsam, langsam! Hier soll nichts abgehen. Absolut nichts. Wir machen nur Fotos!«
    Ich gehorchte. Sie fotografierte. Der Kopf war schwer geworden von der Maske.
    »Du beugst ihn langsam vor. Gut so. Perfekt. Und mit dem Schnabel berührst du ganz sachte die Spitze. Sachte, sage ich. Jetzt. Ja. Diesen Kuss will ich sehen. Den will Hannah sehen. Den wollen wir alle sehen. Das ist der Vogel, auf den wir fliegen.«
    Es war eine Grenze erreicht, über die hinaus die Anspannung nicht zu ertragen war. Sie spürte das. »Sei behutsam«, mahnte sie. »Du entdeckst die Langsamkeit. Du entspannst dich. Du sitzt an einem langsamen, trägen Fluss. Es geschieht nichts. Du siehst dem einschläfernden Treiben zu. Und nicht mal das.«
    Ich hörte, wie sie den Apparat beiseitelegte: »Du tust nichts. Gar nichts.«
    Ich tat nichts. Aber ich hörte das weiche Fallen von Stoff, die rasch abgestreifte Latzhose, das metallische Klacken der Schnallen auf dem Boden. Das hurtige Elfentappen, weich über den grauen Stein.
    »Das ist doch jetzt was!« Und nun war ihre Stimme ganz nah. »Wir haben alles im Kasten. Und nun zeige ich dir noch eben, was freche Frauen robbing the cradle nennen.« Ich spürte ihre federleicht zupackende Hand. »Okay? Ich klaue mir den Jungen aus der Wiege.«

Wir haben nur Fotos gemacht
    Die Galerie der ungleichen Paare abschreitend, werde ich unsicher, ob Kim zum Modell Reife Frau und Jüngling gehört – ein Modell übrigens, das viel seltener gemalt worden ist als das Pendant von Greis und Jungfrau. In Gotha gab es von der betuchten Dame und dem Adonis nur ein einziges Beispiel.
    »Es kommt nun mal viel seltener vor«, redete ich Josephine ein.
    In Wahrheit ist das Motiv nur deshalb seltener gemalt worden, weil die Künstler Männer

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