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Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze

Titel: Ungleiche Paare - Die Leidenschaft der Gegensaetze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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habe ich ein Kind geheiratet.«
    Bei Lisa Fitz, Hannelore Hoger, Karin Baal betrug das Gefälle zu den Partnern mehr als zwanzig Jahre. Joan Collins und Ivana Trump fanden jenseits der sechzig noch Männer, die dreißig Jahre weniger drauf hatten. Diese Männer mussten sich fragen lassen, ob sie einen Abglanz Glamour erhaschen wollten oder einen Teil des Festgeldkontos. Sie waren gut gebrieft. Sie hatten aus Faszination geheiratet, erzählten sie, und waren aus romantischer Liebe in die Villen gezogen.
    »Er tut es des Geldes wegen, weshalb sonst?«, kanzelte Agatha Christie jene Reporter ab, die über ihre Eheschließung mit dem vierzehn Jahre jüngeren Max Mallowan berichten wollten, einem erfolglosen Archäologen. »Außerdem möchte er endlich mal fotografiert werden.«
    Das war eine entwaffnende Antwort; weitere Fragen blieben aus. Agathas Hauptdarstellerin Margaret Rutherford tat es ihr gleich und heiratete den sieben Jahre jüngeren Stringer Davis, ihren Kollegen. Beide Ehen hielten lange, die jüngeren Männer starben ihren achtzigjährigen Frauen am Ende binnen kurzem nach.
    In den Ländern der Krone sind ungleiche Paare mit diesem Gefälle doppelt so häufig wie auf dem Kontinent. Englands berühmteste Königinnen, Elisabeth die Erste und Victoria, haben durch ihre kaum geheim gehaltenen Affären mit jüngeren Männern das Modell geschaffen. Sie nicken zustimmend über die Jahrhunderte. Und in der abtrünnigen Kolonie jenseits des Atlantiks wurde die Empfehlung, eine ältere Frau zu heiraten, beinahe in die Verfassung geschrieben.
    Einer der Autoren der Constitution und gleich der berühmteste, der gelehrte Benjamin Franklin, plädierte mitsieben schwer widerlegbaren Gründen für Ehen mit älteren Frauen. Solche Ehen seien liebevoller, gesünder, haltbarer, weshalb sie nebenbei noch die gesamte Gesellschaft stützten. In einen Paragraphen der Verfassung gelangte sein Plädoyer nicht. Es wurde auch nicht maßgeblich für das Paarungsverhalten aufgeklärter Amerikaner. Doch es leistete dieser Art Verbindung Vorschub, die im kontinentalen Europa erst allmählich in Mode kommt.
    Reife Frauen wüssten mehr von der Welt, schrieb Franklin. Sie hätten mehr Stil als ihre jüngeren Konkurrentinnen. Sie seien einfühlsamer, diskreter, nachsichtiger. »Mögen sie auch Runzeln am Hals haben und Fältchen um Mund und Augen, der Körper bleibt viel länger jung als das Gesicht.« Und ihre erotischen Fertigkeiten, lobte Franklin, seien unübertrefflich.
    In den Vereinigten Staaten ist die Frau in mehr als einem Viertel der Ehen älter als der Mann. In Deutschland ist es in jeder fünften Ehe so. Gezählt wird ab einem Altersunterschied von fünf Jahren. Trennungen kommen in solchen Partnerschaften seltener vor, vielleicht wegen der Tatsachen, die Franklin anführt.
     
    Doch ich trennte mich. Für mich war es zu früh gewesen. Ich wollte mich nicht binden an eine ältere Frau, möglichst an überhaupt keine. Weder Hannah noch Kim konnte ich mir länger an meiner Seite vorstellen. Überhaupt niemanden. Es war gut, dass diese Frauen zu ihrer Zeit da gewesen waren. Doch um die Galerie der Mesalliancen abzuschreiten, wie es das Gesetz des Abenteuers vorschreibt, bedurfte es des Wechsels.
    »Haben wir nur Fotos gemacht?«, fragte ich Kim, als ichin der Tür ihres Ateliers stand. Ich war unsicher, wie ich mich fühlen sollte, malträtiert oder heldenhaft.
    »Nicht mal das«, antwortete sie mit kühlem Lächeln. »Du warst gar nicht hier.«
    »Dann war das auch nicht Hannah vorhin am Telefon?«, stotterte ich. »Sie hat dir keinen Auftrag erteilt?«
    »Los«, winkte sie ab, denn ich war zu nichts zu gebrauchen. »Weg, hau ab!«
    Als Held ging ich jedenfalls nicht.
     
    Glücklicherweise verwandeln sich Niederlagen in Heldentaten, wenn man sie bei einem Glas Wein schildert oder bei einem gutgedrehten Joint. Es war hilfreich, dass Jakob um diese Zeit oder etwas später Heimaturlaub bekam und aus der Ödnis seiner Zivildienstprovinz ein kleines Päckchen mitbrachte. Das knittrige Silberpapier enthielt eine Kostprobe von dem, was ihm und den Kollegen die Langeweile vertrieb, beim Essenschieben und Füttern und Bettenmachen und an den leeren Abenden in den windigen Einkaufspassagen von Soltau oder Rotenburg.
    Hannah schnupperte, als heiliger Weihrauch meine Dachwohnung würzte. Auf dem Glastisch entdeckte sie außer der originalen Gropius-Teekanne auch etwas, das nicht zum Inventar ihrer Geschenke gehörte: eine Wasserpfeife, Shisha

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