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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ein Gesicht, mit dem sie im ersten Moment
nichts anfangen konnte.
    Â»Tom«, sagte sie dann.
    Ihr jugendlicher Verehrer von vorhin strahlte, offensichtlich
geschmeichelt, dass sie sich an seinen Namen erinnerte. Als ob man eine solche
Nervensäge so schnell vergessen könnte!
    Er hielt ihr eine Karte hin. »Hier, die habe ich für dich besorgt.«
    Verdutzt nahm Conny die Karte und ließ sie von der Bedienung
abstempeln.
    Â»Also, ist er weg, dein Freund?«, erinnerte Tom sie. »Der, mit dem
du verabredet warst. Dieser komische Robert-Craven-Verschnitt.«
    Conny konnte mit diesem Namen nichts anfangen, aber sie wusste
natürlich, wen er meinte. »Kann es sein, dass du ihn nicht magst?«, fragte sie
lächelnd, nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas und hätte beinahe einen
Hustenanfall bekommen, als sie feststellte, dass es keineswegs nur verwässerte
Cola enthielt, sondern Cola-Rum; wobei die Betonung eindeutig auf Rum lag.
    Â»Irgendwie war mir der Kerl unheimlich«, sagte Tom. Das klang ihm
fast lächerlich, inmitten eines halben Tausends schräger Gestalten, die sich
alle Mühe gaben, möglichst unheimlich auszusehen. Immerhin verstand sie, was er
meinte.
    Â»Ich glaube, er ist weg.«
    Â»Du bist noch da.« Was für eine scharfsinnige Feststellung. Wenn
dies seine Vorstellung von Small Talk war, dann war er tatsächlich sehr small. Sie lächelte nur, nippte noch einmal –
vorsichtiger – an ihrem Getränk und sah wieder zu Pferdeschwanz und dem Mädchen
hin.
    Â»Kennst du die beiden?«, fragte Tom.
    Â»Wieso?«
    Â»Weil du sie die ganze Zeit anstarrst.«
    Â»Sieht man das so deutlich?«, fragte sie überrascht.
    Â»Und nicht nur ich«, antwortete Tom gewichtig. »Auch jemand, den du
kennst?«
    Ganz allmählich begann der Bursche ihr auf die Nerven zu gehen.
Conny überlegte, die ganze Diskussion mit ein paar passenden Worten zu beenden,
aber dann kam ihr eine Idee. Sie deutete nur ein Schulterzucken an und sah
weiter zu den beiden hin. Pferdeschwanz hatte seinen Arm wieder um das Mädchen
gelegt, diesmal aber nicht um ihre Schulter, sondern um ihre Taille, was die
Berührung zugleich vertrauter wie … besitzergreifender machte, auf eine
unangenehme Art. Sie redeten noch eine Weile miteinander, bis sich das Mädchen
mit einer kompliziert aussehenden Bewegung aus seinem Arm wand und eine
zerknitterte Zigarettenpackung und ein violettes Einwegfeuerzeug aus der
Hosentasche grub. Arm in Arm verschwanden die beiden im hinteren Teil des
Saals. Täuschte sie sich, oder drehte Pferdeschwanz im letzten Moment den Kopf
und sah sie kurz und hämisch an?
    Die Schatten verschluckten ihn, bevor sie sicher sein konnte, aber
ein sehr ungutes Gefühl blieb zurück. Conny versuchte es mit einem Schluck aus
ihrem Glas hinunterzuspülen, machte es damit jedoch nur schlimmer. So stark
konnte der Drink eigentlich gar nicht gewesen sein, und trotzdem glaubte sie
den Alkohol schon zu spüren; zumindest ein leichtes Schwindelgefühl.
    Â»Hast du die beiden gesehen?«, fragte sie.
    Â»Die du so unauffällig angestarrt hast?« Tom grinste. »Ich will dir
nicht zu nahe treten, aber du solltest lieber nicht als Privatdetektivin
arbeiten. Was ist mit denen? Die Kleine ist süß.«
    Â»Kennst du sie?« Tom schüttelte den Kopf und setzte zu einer –
vermutlich anzüglichen, irgendwie spürte sie das – Antwort an, und Conny fuhr
rasch fort: »Das ist meine Tochter.«
    Â»Du spionierst ihr nach?«
    Â»Nein«, antwortete Conny, so überzeugend sie konnte. »Eigentlich
waren wir hier verabredet.«
    Â»Doch dann hast du ihren neuen Verehrer gesehen und dir gedacht, du
schaust einfach mal, was er mit deinem Töchterchen anstellt, wenn Mami nicht
dabei ist.«
    Conny kam sich plötzlich unbeschreiblich dämlich vor, war jedoch
schon zu weit vorgeprescht, um noch einen Rückzieher zu machen. »Das nicht, aber …«
    Â»Aber der Kerl gefällt dir nicht, und du würdest zu gerne wissen,
was die beiden jetzt da hinten im Dunkeln treiben.« Tom stellte sein Glas auf
der Theke ab. »Schon erledigt, Boss.«
    Er verschwand, bevor sie ihn zurückhalten konnte (was sie auch nicht
vorgehabt hatte), und Conny sah ihm nach, bis er ebenfalls mit den Schatten im
hinteren Teil des Raumes verschmolzen war. Sie konnte dort hinten noch immer
nicht viel erkennen,

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