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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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dachte zunächst eher an ein zwangloses Gespräch. Nur Sie und ich.«
    »Das klingt ja schon fast konspirativ.«
    »Oh, ich glaube, in einen Plan müssen mehr als zwei Leute verwickelt sein, damit er konspirativ wird.«
    »Möchten Sie noch Kaffee?«
    »Danke, gern.«
    »Diese Fenster haben Gibbs’sche Umrandungen.«
    »Die allerdings vermutlich nicht von Gibbs stammen. Man täuscht sich schnell. Es ist wie mit vielen Dingen: Der Name trifft nicht unbedingt auf das zu, was sie in Wirklichkeit sind. Sie werden sicher bemerkt haben, dass es auch hier im College einen Unterschied zwischen Schein und Sein gibt.«
    Die Studenten hatten den Hof verlassen, und die Besucher stiegen von der Plattform des Turms. Es war so still, dass die beiden Männer sich durchaus allein im College wähnen konnten.
    »Vielleicht sollten Sie mir jetzt sagen, um was es geht.«

    Es war einer jener in England seltenen Sommer gewesen, in denen die Sonne Tag für Tag mitleidlos von einem blauen Himmel brannte. Abends wurde es so schwül, dass die Menschen sich nach einem lufterfrischenden Gewitter sehnten. Wegen der Wasserknappheit durften keine Grünflächen mehr gesprengt werden. Gepflegter englischer Rasen verwandelte sich in braune Stoppeln. Die Blumen in den vertrockneten Gärten blühten, welkten und bildeten Samen in Rekordzeit, und die Ernte begann vierzehn Tage früher. Jetzt, in der zweiten Augusthälfte, sah die Landschaft golden und fast schon herbstlich aus. Unter solchen Umständen kann es leicht passieren, dass selbst die heitersten Naturen zeitweise knurrig und grantig werden und sich mit Partnern oder Herzallerliebsten streiten, wie das folgende Telefongespräch beweist:
    »Wie meinst du das – du willst nicht mehr?«
    »Genau wie ich es gesagt habe, Chris. Ich bin es leid!«
    »Unmöglich. Ich lasse dich nicht!« Eine Faust donnert auf einen Tisch.
    »Ich streite mich nicht mit dir am Telefon.«
    »Wo denn sonst?«, kommt die lautstarke Antwort.
    »Wir sehen uns zum Mittagessen, wie verabredet. Dann können wir reden.«
    »Wiedersehen!« Der Hörer knallt auf die Gabel.
    »Wiedersehen, Chris.«

    Nach ihrem Gespräch mit Emma beschloss Kate, ihrer Enttäuschung dadurch Herr zu werden, dass sie in die Innenstadt von Oxford spazierte und sich nach einem neuen Notizbuch umsah. Sie fand es besänftigend, Geld für nicht unmittelbar nötige Dinge auszugeben. Außerdem war sie schon seit ihrer Kindheit verrückt nach Schreibwaren. Während andere Kinder ihre Mütter um Lutscher anbettelten, hatte sie sich immer nach Buntstiften und Notizbüchern gesehnt.
    Es war noch immer brütend heiß. Sie zog ein kurzes, ärmelloses Kleid mit weitem Ausschnitt an, das in allerlei Blautönen prunkte. Nachdem sie das kürzlich erst frisch blondierte Haar durchgebürstet hatte, entschied sie sich für glänzende Ohrringe aus Titan und schlüpfte in italienische Ledersandalen.
    Wenn sie keinen Job fand, würde sie sich mit dem Sammeln von Material für ihr nächstes Buch beschäftigen – und dafür brauchte sie natürlich ein Notizbuch. Es würde ihr Glücksbringer, ihr Maskottchen sein. Vor allem durfte es nicht irgendein Notizbuch aus der Schreibwarenabteilung eines Billiganbieters sein; nein, sie würde die einschlägigen Geschäfte durchforsten müssen, die dekorative Artikel an Touristen verkauften, bis sie etwas fand, das ihre Fantasie beflügelte. Dann erst konnte sie mit dem Schreiben beginnen, und zwar mit der Hand und einem richtigen Füllfederhalter. Sie würde Material zu dem geplanten Thema sammeln, bis sich der erste Schimmer eines Romans bemerkbar machte. Je nachdem, wie sie sich fühlte, würde sie sich vielleicht auch einen neuen Füller kaufen. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass ihre Sammlung von fünf schwarzen Füllern mit Goldfeder vermutlich auch dem produktivsten Schriftsteller ausreichend erscheinen dürfte. Andererseits, so rechtfertigte sie sich, gab es Frauen, die ihr ganzes Leben damit verbrachten, nach dem einen, farblich perfekten Lippenstift zu suchen. Warum sollte sie also nicht ihre Suche nach dem ultimativen Schreibgerät fortsetzen? Dem Füller, der sich in ihre Hand schmiegte und ganz von allein tausende gut verkäuflicher Wörter produzierte?
    Vor dem Haus saß Harley auf der niedrigen Mauer von Nummer 12. Harley hatte einen Strubbelkopf und war der Älteste der Nachbarskinder. Ohne Rücksicht auf den Zustand seiner teuren Turnschuhe ließ er die Füße gegen die Steine baumeln. Kate verstand sich

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