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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Rettichsaft; ein anständiger Schnaps wäre das richtige.
    Verlange Rettichsaft, sagte sie, und möglichst in größeren Mengen. Du hast mir doch versprochen, etwas für mich zu tun, wenn ich es brauchen sollte.
    Ich antwortete nicht, ich hatte zu tun.
    Siehst du, sagte sie, das steckt also hinter deinen großen Reden, nicht einmal Rettichsaft willst du trinken. Ihr nehmt heutzutage überhaupt nichts mehr auf euch.
    Also meinetwegen Rettichsaft, sagte ich, damit du mich weiterarbeiten läßt, aber denke nicht, daß ich ihn trinke.
    Schreib, daß du pro Mahlzeit drei Flaschen Rettichsaft brauchst, das wären am Tag neun Flaschen.
    Ich unterschrieb mit der linken Hand, bloß um Ruhe zu haben, denn Nereide hätte uns sonst in die Katastrophe gequasselt.
    Nach fünf Minuten war sie schon wieder da. Hier ist der Saft, Merkur.
    Hau ab, sagte ich.
    Du mußt mal dran riechen, sagte sie.
    Ich dachte, mich narrt das große Weltraumgespenst. Das war kein Rettichsaft, das war mindestens Hennessy, und ganz alter, womöglich noch aus dem zwanzigsten Jahrhundert.
    Möchtest du etwas von diesem, fragte Nereide.
    Von diesem ja, aber neun Flaschen am Tag werde ich doch nicht schaffen.
    Wir stellen sie natürlich zurück! Ganz allein sollst du ihn sowieso nicht austrinken. Ich habe fünfzig Flaschen mitgenommen, alle unter dem Etikett Rettichsaft. Darum hatte ich solche Angst, als Phobos we l chen auf seine Pampe wollte. Du bist mein Retter, Merkur.
    Wieso, fragte ich. Ihr schien diese Rettung wichtiger als die Rettung des Schiffes. In welchen Dimensionen denkst du, Nereide, du kannst die Dinge doch nicht durch eine Flasche Rettichsaft betrachten. Und willst du Phobos Hennessy auf seine Pampe gießen?
    Eine Flasche echten Rettichsaft habe ich ja mit, sagte sie, aber Phobos bringt es fertig und will eine Kur machen. Darum mußt du den Rettic h saft jetzt offiziell austrinken. Sie rannte weg, um Phobos den Saft auf seinen Brei zu gießen.
    Phobos war noch ein Kommandant von der Richtung: Der Ko m mandant schwebt als letzter aus der Rakete oder treibt, wenn’s sein muß, mit ihr in die Unendlichkeit. Er verzichtete auf seinen Rettichsaft. In der Lage, in der wir uns jetzt befinden, sagte er, muß jeder Tropfen Rettichsaft dem Wohl des Schiffes geopfert werden. Der Saft steht E r denson zu.
    Ich trank ihn, bevor ich Phobos persönlich meldete, wir wären wieder flott.
    Er roch die Rettichfahne! Großartig, Erdenson, ich sage Ihnen, ohne diesen Saft hätten Sie nicht durchgehalten.
    Er ist jetzt leider alle, sagte ich.
    Das macht nichts, wir werden gemeinsam einen Bericht über seine Wirkungsweise aufsetzen.
    Ich gab an, daß er mich innerlich erwärmt und ein angenehmes G e fühl von Klarheit und Gleichgewicht bei mir erzeugt hätte, setzte aber die Warnung dazu, bei übermäßigem Genuß könnte das Gegenteil ei n treten.
    Das ist immer so, wenn man etwas übertreibt, sagte Phobos. Ich we r de dafür sorgen, daß jetzt bei jeder Raumfahrt Rettichsaft an Bord ist, und zwar in großen Mengen.
    Ich ließ Phobos in dem Bericht auch Nereides Leistung loben, denn sie habe Phobos’ Auftrag, Rettichsaft an Bord zu nehmen, nicht schlechthin erfüllt, sondern für qualitativ besonders hochwertigen Saft gesorgt. Dadurch bekam sie auf der Erde die Verwaltung der Rettic h saftbereitstellung.
    Denn dort, sagte Phobos, kann man nur gewissenhafte Leute bra u chen.
    Die Reise mit Saturno 7 war seine letzte, er starb wenige Wochen nach der Rückkehr.
    Als wir mit Galaxis 11 aufstiegen, war der Rettichsaft wieder Klasse. Ich hatte mir ausbedungen, daß ich ihn selbst verwaltete, und seine Wirkung bestätigte sich zum zweitenmal, als ich die alte Gondel, wie Sie ja wissen, vor dem Zerplatzen rettete. Wegen des Rettichsaftes mußte ich aber auch Spott einstecken: Rettichsaft wirkt katastrophenverhi n dernd nur bei Merkur Erdenson. Man nannte mich den Rettichmerkur, den scharfen Merkur. Ich sagte, nur kein Neid.
    Als es entschieden war, daß ich mit Elektra nach Omega elf zu den Lumen sollte, fuhr ich sofort zu Nereide.
    Na, mein kleiner Rettich, sagte sie, diesmal gibt es keinen Spezialsaft für Merkur. Du mußt verstehen, ich möchte diesen Posten halten, bis ich auf Rente gehe. Es sind bloß noch drei Jahre, ich möchte meine Ehrenrente, die mir auf Grund der Teilnahme an der Rettung von S a turno 7 zusteht, nicht verscherzen.
    Du warst sonst nicht so ängstlich, sagte ich. Kann sein, daß du mich niemals wiedersiehst, die unheimlichen Erscheinungsformen

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