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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Funktionsweise der Schummeltabelle sowie einige Betrugsgleichungen.
    Und da kamen ihr die Tränen. So etwas hätte ich nie gedacht, Merkur Erdenson, es ist alles so schmutzig.
    Sie tat mir leid, und ich sagte, reg dich nicht auf. Manipuliert wurde doch immer schon. Ein Schüler, der etwas auswendig lernt, der paukt und manchmal sogar vorpaukt, damit er mehr auf dem Speicher hat als die andern, manipuliert sich ja auch. Er wäre dann auch ein Betrüger.
    Das ist etwas ganz anderes, sagte sie.
    Wieso, es gibt welche, die müssen das kleine Einmaleins pauken, und es gibt welche, die kapieren es. Bloß die sind vielleicht nicht so schnell im Beantworten, aber in ihrem Gehirn spielt sich etwas ab, während sich bei den andern nichts abspielt, und das vertuschen sie durch Pa u ken.
    Aber was soll sich denn abspielen?
    Ein Zahlenspiel, liebe Elektra. Ich habe manchmal nicht auf die Fr a gen des Lehrcomputers antworten können, weil ich die Zahlen zu deu t lich vor mir sah und auch die Kombinationen. Bei vier mal sieben dac h te ich an zwei mal vierzehn oder auch gleich an vierzehn plus vierzehn.
    Aber das hatte doch niemand von dir verlangt.
    Ja, so bin ich eben, was man von mir verlangt, das mache ich nicht, und was man nicht verlangt, das geht bei mir wie geschmiert. Ich mac h te das Gesicht eines armen Sünders. Ja, Elektra, mit deinem Kopiloten ist nicht viel los.
    Weißt du, sagte sie, wenn das auch alles schrecklich ist, ich glaube schon, daß es im Leben Erscheinungen gibt, für die keine Quotienten angewandt werden können, zum Beispiel was die Beziehungen von Mensch zu Mensch betrifft. Da taucht doch immer wieder das Phän o men auf, daß sich zwei Menschen, die sogar in wichtigen Grundfragen grundverschieden denken, sehr gut verstehen. Hat es dir denn weni g stens nicht allzu schlecht geschmeckt, Merkur? Vielleicht führen wir das hier an Bord ein, immer mal ein kleines gemeinsames Essen oder eine kleine Teestunde. Ich trinke leidenschaftlich gern Tee. Ich hoffe, meine Art, Tee zu brühen, wird dir auch zusagen. Es sind sogar Teekuchen da und ewige Teerosen, die man nur in ein Glas Tee legen muß, dann bl ü hen sie auf.
    Hat es damit nicht noch ein bißchen Zeit? fragte ich.
    Nein, nein, sie können jederzeit aufblühen, wann man es will. Das ist ja ihr Vorzug.
    Ich weiß nicht, ob ich es jetzt schon will.
    Man kann sie ja wieder aus dem Glas nehmen und eintrocknen, sagte Elektra, aber sie sind sehr schön.
     
     
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    Natürlich konnte ich ihr die Teestunde nicht abschlagen, bloß wollte mir nicht in den Kopf, wie ich ihr nach meinem Enthüllungstheater noch sympathisch sein konnte, und nicht nur sympathisch. Ich merkte schon, sie fing an, sich in mich zu verlieben, aber es war mir zu früh. Ich hatte mir solche Mühe gegeben, Widerspruchsminen zu legen, aber sie waren nicht hochgegangen.
    Es ist merkwürdig, sagte Elektra, daß auf der Erde noch immer die Auffassung geistert, Liebende müßten die gleichen Ansichten haben.
    Ich habe mich damit noch nicht befaßt, sagte ich. Geh auf Distanz, Merkur!
    Und diese Alberna, mit der du geschlafen hast, um die Quotienten zu erfahren? Sie richtete ihr angel-face auf mich. Jetzt wollte sie alles von Alberna wissen, soweit also war es schon.
    Ich schwieg und sah mufflig aus.
    Da lachte sie. Diese Alberna hat nämlich niemals mit dir geschlafen, und sie hat dir auch keinen Einblick in die Kartei gegeben, das kann logischerweise gar nicht sein.
    Ich schwor Stein und Bein, es sei so gewesen.
    Dann, mein lieber Merkur, hast du mich mit deiner Geschichte von den Manipulationen beschwindelt. Wenn du deine Quotienten schon kanntest, brauchtest du die Kartei nicht zu sehen. Ich glaube dir kein Wort, Merkur. Aber es ist unterhaltsam mit dir.
    Ich wollte ja vor allem deine Quotienten erfahren, sagte ich.
    Trotzdem glaube ich dir kein Wort oder doch nicht jedes Wort, sagte sie.
    Wie hättest du es denn gern? fragte ich. Daß ich mein Image manip u liert oder daß ich mit der Karteiverwalterin geschlafen habe?
    Sie ließ sich nicht so leicht schlagen. Du hast mit ihr geschlafen, falls es stimmt, um etwas über mich zu erfahren.
    Und das ist dir sympathisch?
    Es beweist zumindest dein Interesse.
    Ach, du heilige Silvesterrakete, dachte ich. Wir reden schon zuviel, Elektra, wir haben uns nichts mehr zu sagen, wenn wir noch nicht mal hinter dem Erdmond sind.
    Du hast recht, Merkur, aber trotzdem möchte man das Gefühl haben, daß der andere einen wahrnimmt.
    Das läßt sich nicht immer

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