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Unit Kill

Unit Kill

Titel: Unit Kill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Lipp
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wann und wo es an der Oberfläche sein wird?“, wollte Hansen vom Sonar wissen.
    Das amerikanische U-Boot war langsam an U 37 vorbei getrieben und man hatte somit einen relativ klaren Kurs berechnen können. Der neue dreidimensionale Faktor des Auftauchens war dabei jedoch noch nicht einkalkuliert.
    Der Sonarmeister zögerte einen Augenblick und fragte: „Können wir uns etwas näher und höher heran manövrieren?“
    Genau diese Frage hatte Hansen befürchtet. Er verzog sein Gesicht etwas und dachte fieberhaft nach. Sie lagen auf dem Meeresboden. Unhörbar. Ohne magnetische Signatur. Für normales aktives oder passives Sonar aufgrund des unebenen Bodens und der schallabsorbierenden Rumpfbeschichtung nicht erkennbar. Die Beschichtung des Rumpfes absorbierte und streute die Reflexionen derart, dass das Boot praktisch nicht vom Meeresgrund zu unterscheiden war. Hier waren sie fast absolut sicher, nicht entdeckt zu werden.
    Wenn U 37 nun diesen Schutz verlassen würde und der Amerikaner wieder anfinge, mit aktivem Sonar zu suchen, dann lägen sie auf dem Präsentierteller. Reif zum Abschuss. Mit einer praktisch keiner Chance mehr zu entkommen. Diese Entscheidung wollte gut überlegt sein.
    Hansen überwand sich schließlich. „Besatzung auf Gefechtsstation“, befahl er mit ruhiger Stimme. Er hatte, seit sie auf dem Meeresgrund lagen, die Alarmstufe verringern lassen, damit sich seine Leute etwas ausruhen konnten. „IDAS klarmachen zum Feuern.“
    Die Männer in der Zentrale sahen sich erstaunt an. Diese Flugkörper waren eigentlich nicht zur Bekämpfung von U-Booten gedacht, sondern sollten gegen Landziele, Überwasserschiffe und vor allem U-Jagd-Hubschrauber eingesetzt werden. Hansen ging zu den beiden Bootsleuten der Waffensteuerung und gab ihnen mit lauter Stimme seine Anweisungen, wie er die Raketen einsetzen wollte. IDAS war ein Flugkörper, der unter Wasser gestartet wurde und über ein hauchdünnes Glasfaserkabel, das er hinter sich her zog, mit dem U-Boot verbunden war. Eine Infrarotkamera in dem Kopf des Lenkflugkörpers erlaubte dem Operator an Bord des getauschten U-Bootes jederzeit den Wechsel von Zielen und ein fast zentimetergenaues Ansteuern des Aufschlagpunktes. Hansen plante zwei IDAS-Raketen gleichzeitig einzusetzen. Gleichzeitig ließ er ganz leise das Nachladen eines Torpedos vorbereiten.
    „IWO, wir setzten uns etwas ab, um ausreichenden Bewegungsspielraum für alle Eventualitäten zu haben. Dann bringen Sie uns auf Sehrohrtiefe und eine Seemeile westlich zum Zielkontakt.“ Er blickte fragend zu Borstorff.
    „Das wäre perfekt, Herr Kapitän.“
    Nachdem alle Stationen besetzt waren und alle Systeme klar gemeldet waren, verließ U 37 den schützenden Meeresgrund und schlich sich nach Nordwesten davon, um aufzusteigen und sich dem amerikanischen U-Boot wieder heimlich zu nähern.

USS Boise
    Auf der USS Boise herrschte nach wie vor keine besonders gute Laune. Während sich viele Besatzungsmitglieder fragten, was eigentlich vorging und was zum Teufel in den Kommandanten gefahren war, war die Wäsche in der Waschmaschine fast fertig und der Schleudergang setzte ein.

U 37
    „Geräusch wird lauter!“ Borstorff optimierte seine Einstellungen nochmals. An Bord von U 37 war es totenstill. Nach ein paar Minuten ließ sich der Sonarspezialist wieder vernehmen. „Bei der angenommenen Auftauchgeschwindigkeit werden sie in hundertsiebzig Grad, etwa eintausend Meter entfernt an die Oberfläche kommen. Auftauchzeit in etwa zehn Minuten.“
    „Auch wenn Sie mich jetzt für verrückt halten, Herr Kapitän, aber das Geräusch hört sich an, wie eine Waschmaschine“, fügte der Sonarmeister hinzu.
    „Da haben Sie recht, Borstorff“, meinte Hansen trocken.
    „Mit der Waschmaschine?“
    „Nein, dass ich Sie für verrückt halte.“
    Das halblaute Gelächter der Besatzung löste die angespannte Atmosphäre in der Operationszentrale mit einem Schlag. Hansen grinste breit zu Borstorff hinüber, der sich vorsichtshalber durch einen Blick über die Schulter rückversicherte, dass ihn der Kommandant auch wirklich nur aufgezogen hatte.
    Hansen wurde wieder ernst und blickte auf das taktische Display. Die neuen Informationen wurden sofort von der Software verarbeitet, auf dem Lagedisplay angezeigt und standen augenblicklich dem Feuerleitsystem zur Verfügung.
    Sie mussten noch zehn lange Minuten warten. Zehn Minuten, in denen sie jederzeit mit Aktivsonar von dem amerikanischen U-Boot angepeilt werden konnten.

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