Unit Kill
von den beiden Raketentreffern stark beschädigten Turm drang weiterhin massiv Wasser in das Boot ein.
An Bord der USS Boise herrschte jetzt das totale Chaos, etliche Besatzungsmitglieder gerieten in Panik. Das U-Boot tauchte, immer noch leicht um seine Längsachse rollend, dem Meeresgrund entgegen, während der handlungsfähige Teil der Besatzung verzweifelt versuchte, die USS Boise wieder unter Kontrolle zu bekommen.
U 37
„Countdown. Fünf, vier, drei, zwei, eins, Los!“ Der Zweite Wachoffizier saß an der Konsole der Torpedosteuerung. „Torpedomeldung. Torpedo Eins auf Ziel Sierra-Vier läuft!“
„Ja!“ Hansen war aufs höchste erregt und stand hinter dem Zweiten Wachoffizier. Auf dessen Bildschirm erschien das Symbol des Torpedos, der sich mit jetzt fast hundert Stundenkilometern auf die USS Boise zu bewegte.
Im Bugraum, in dem in aller Eile die restlichen Torpedos nachgeladen wurden, herrschte Hektik. Mit Hilfe der Hydraulikvorrichtung würde man schnell damit fertig sein. Auf verräterischen Lärm brauchte auch niemand mehr zu achten, denn U 37 hatte seine Anwesenheit mit ziemlichem Nachdruck bekannt gegeben.
Das Boot lief langsam hinter der USS Boise her. Die Zielinformationen wurden vom Feuerleitrechner laufend aktualisiert und an die Torpedosteuerung übermittelt. Hansen wusste ganz genau, dass der Gegner noch nicht neutralisiert war und hoffte, dass er genug Zeit für den Fangschuss bekommen würde, bevor sich das gegnerische U-Boot wieder wehren konnte. Er blickte gebannt auf den Bildschirm der Waffeneinsatz-Konsole. Das Torpedo-Symbol näherte sich immer weiter dem amerikanischen U-Boot.
USS Boise
In einer Tiefe von hundertsechzig Metern, gefährlich nahe am Meeresgrund, gelang es der Mannschaft endlich die USS Boise abzufangen und in einen zunehmend flacheren Winkel zu bringen. Das Rollen hatte jetzt auch aufgehört. Das Boot war wieder weitgehend unter Kontrolle. Simmons sah einen Silberstreif am Horizont. Seine jähe Todesangst war in rasende Wut umgeschlagen. Er nahm das Mikrophon der Bordsprechanlage in die Hand, um die Befehle für den Angriff auf U 37 zu geben. Jetzt war der Gegner endlich aus seinem Loch gekommen und mit aktivem Sonar sofort zu orten. Für diese Schmach würde U 37 büßen.
Golf von Oman
Der DM2A4-Schwergewichtstorpedo detonierte unter dem hinteren Teil der USS Boise. Es war ein klassischer Unit Kill. Zerstörung des Antriebs. Schwere Beschädigung des Druckkörpers und massiver Wassereinbruch. Zerstörung der Reaktoranlage. Immer noch starker Wassereinbruch im Turm. Der Rest war eine Frage der Zeit. Nichts und niemand von der USS Boise würde jemals wieder aus eigener Kraft oder lebendig an die Oberfläche kommen. Die Glücklicheren an Bord des todgeweihten U-Bootes waren bereits durch die gewaltige Torpedoexplosion getötet worden.
U 37
Hansen stand in der Zentrale von U 37 vor seinem taktischen Display und brütete vor sich hin. Er hatte gerade über hundertzwanzig Menschen getötet. Der Kommandant hoffte, dass die meisten einen schnellen Tod gefunden hatten. Er zwang sich, nicht mehr darüber nachzudenken, ob es einen anderen Weg gegeben hätte. Es war ein Kampf gewesen. Das amerikanische U-Boot hatte sich verhalten, als ob es U 37 versenken wollte und sie hatten sich dagegen wehren müssen. Das sagte sich der Kommandant immer und immer wieder. Aber trotzdem, er hatte an diesem Tag über dreihundert Leben ausgelöscht.
Schmidt, der das Ganze in der Zentrale mit verfolgt hatte, machte sich auch seine Gedanken. Hansen war ein exzellenter Taktiker und traf schnelle und doch wohl überlegte Entscheidungen. Der Kommandant war in seinen Augen extrem gefährlich. Er hatte nämlich Menschen getötet. Zwar nicht von Angesicht zu Angesicht, mit einem Messer oder einer Schusswaffe, dafür aber gleich hundertfach. Und zwar, das war für Schmidt der springende Punkt, nicht aus Hass oder Wut, sondern nur, weil Hansen es in einer bestimmten taktischen Situation für zwingend notwendig erachtete. Schmidt sah in der Kombination aus U 37, dessen Besatzung und allen voran sich selbst, mit seiner Acht-Mann Truppe von Kampfschwimmern eine extrem schlagkräftige Waffe. Er dachte an einen Satz von Hansens kurzer Ansprache vor ihrem Angriff auf den Frachter zurück. „Wir sind das Schwert, nicht die Hand, die es führt“, hatte der Kommandant gesagt. Das stimmte jetzt nicht mehr ganz.
Einsatzzentrale in der Nähe von Putlos, Deutschland
Flottillenadmiral Hermes beriet sich mit
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