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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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Die Tür ging zu und das Rütteln der Kette kündigte an, dass sie aufgehakt wurde; dann öffnete sie sich wieder und ließ Ulysses ein. Gerade als er die Türschwelle überquert hatte, zog ihn der gebeugte Dr. Methuselah hinein und schloss die Tür sogleich hinter ihm.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Ich hatte nicht angenommen, dass Sie sich an gebräuchliche Arbeitsstunden halten.«
    »Tue ich auch nicht, aber darum geht es nicht«, grummelte der alte Mann und machte sich auf den Weg, den mahagonigetäfelten Korridor entlang. Passend zu der vermoderten Kulisse gesellte sich noch ein schimmeliger Geruch und bildete so den passenden Charakter zu dem steinalten Haus. Der ebenso alte Professor schlurfte den Gang entlang, und Ulysses nahm all die Eindrücke in sich auf.
    Rein gar nichts hatte sich seit seinem letzten Besuch verändert. Methuselahs Kleidung stand vor Dreck, beschmutzt mit allerlei kuriosen Flecken chemischer Flüssigkeiten. Ein Dreitagebart zierte mit weißen Stoppeln sein knöchernes Kinn und die hohlen Wangen. Es schien beinahe so, als ginge er noch gebückter und ein ungewaschener Geruch hing an ihm wie ein alter Mantel. Ulysses folgte Methuselah durch das finstere Haus und in ein Hinterzimmer, das dem alten Griesgram als Labor diente. Nicht, dass es nach einem aussah, geschweige denn, roch. Vom Fußboden bis zur Zimmerdecke bedeckten Bücherregale beinahe jeden verfügbaren Zentimeter, bis zum Bersten gefüllt mit vergilbten Schinken, Folianten und Rollen aus Pergament. Noch mehr Bücher standen in schwankenden Türmen auf dem Boden. Es gab kein natürliches Licht in dem Raum. Falls es hier einst Fenster gegeben haben sollte, so waren sie nun mit Bücherregalen verbarrikadiert oder von Pinnwänden aus Kork verhängt, auf welchen peinlich genaue, mit Tinte geschriebene Autopsie-Aufzeichnungen ausgestellt waren. Die Luft war geschwängert von einer unerfreulichen Kombination aus Formaldehyd, Mottenkugeln und Tabakrauch.
    Entlang des Raums stand ein gezimmerter Fachwerktisch. Allerlei kuriose, wissenschaftliche und medizinische Geräte häuften sich auf der Ablagefläche. Da waren Gefäße mit unnatürlich geformten Dingen, die in brackigen Flüssigkeiten dümpelten und Ulysses erblickte eine teilweise sezierte Kreatur, die auf ein Holzbrett genagelt war und nach einer deformierten Kröte aussah, jedoch ebenso gut – oder ebenso fürchterlich – ein deformierter menschlicher Fötus sein konnte. Auf einem weiteren Tisch häufte sich ein Gewirr technischer Spielereien.
    »So, was ist es, das ich mir ansehen soll?«, fragte der Doktor.
    Ulysses griff in die Tasche seines Gehrocks und beförderte das Beweismitteltütchen mit den Proben hervor, die er aus Galapagos´ Büro entwendet hatte. »Ich möchte, dass Sie einen Blick hierauf werfen.«
    »Na schön.« Methuselah nahm das Tütchen an sich und glotzte die rötlich-braunen Haare darin durch seine dicken Gläser an. Leider entging Ulysses nicht, dass die Fingernägel des Doktors schwarz vor Dreck waren. Nachdem er zwischen dem Wirrwarr seiner Arbeitsmittel umher gekrabbelt war, fand der Doktor schließlich eine Pinzette und platzierte die Haare auf einer Folie, die er unter die drehbare Linse eines Mikroskops aus Messing schob. Methuselah legte ein Glas auf das zu betrachtende Stück, und mit nicht ganz unbeträchtlichem Schnaufen und Keuchen und unverständlichem Gebrabbel drehte er an einer Vielzahl Messingrädchen, die das Gerät einstellten und die Linse über dem Objekt bewegten.
    Der Doktor hielt kurz inne, während er sich ein Schemelchen unterschob, um seine Studie der Probe weitestgehend bequem fortführen zu können. Ulysses blickte sich ebenfalls nach einem Sitzplatz für sich um, doch es waren keine mehr verfügbar. Nicht, dass es keine Möbelstücke in dem Raum gegeben hätte, nur war jede benutzbare Fläche mit dem Krimskrams des Doktors bedeckt. Also lehnte er sich nun über die Schulter des Doktors, um zu beobachten, was dieser gerade tat. Der Geruch von Methuselah´s kränklichem Körper stieg Ulysses in die Nase und setzte sich in seinem Hals fest. Er wich zurück, bevor die schwelenden Ausdünstungen ihn würgen ließen. Ehe er noch die Papierstapel mit seinem Stock umstieß, begutachtete er stattdessen einige Titel in Methuselahs Bücherregalen und warf einen genaueren Blick auf einige seiner Da-Vinci-ähnlichen Anatomiezeichnungen.
    »Bei Darwins Glubschaugen!«
    »Was ist los, Doktor?« Ungeachtet der armseligen

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