Unruhe: Der erste Fall für Kommissar Steen (German Edition)
Wachhabenden seinen Dienstausweis hin und erreichte den kolossalen, runden Säulenhof. Es war wie ein Wimmelbild. Vor dem Säulengang, der den gesamten Innenhof umgab, sah er die Polizeichefin, den Leiter der Bereitschaftspolizei, den Pressesprecher und den Polizeichefinspektor im Clinch mit verschiedenen Gruppen von Journalisten und Fernsehteams.
Axel überquerte die Fliesen mit dem Sternmotiv und warf einen Blick auf die beeindruckende Gedenkstätte, die sich an den Säulenhof anschloss. Hier stand die Statue Der Schlangentöter, die den Kampf zwischen Gut und Böse symbolisierte und das Andenken an die Kollegen wachhalten sollte, die in Ausübung ihres Dienstes gestorben waren. Ursprünglich hatte man den Gedanken gefasst, Justitia – die Göttin der Gerechtigkeit – hier aufzustellen, aber Axel war sehr zufrieden damit, dass es nicht die blinde Göttin der Juristen war, die über die toten Polizisten wachte, sondern stattdessen ein Mann, der töten würde, um das Böse aus der Welt zu vertreiben.
Er sah über die Schulter und begegnete dem Blick des Polizeichefinspektors, der ihm ein Zeichen gab.
»Steen, ich brauche dich mal zwei Minuten!«
Über Rosenkvist stand nur noch die Polizeichefin. Als Vorgesetzten mochte Axel ihn, weil er innerhalb der Mauern desBunkers stets offen sprach und kein Blatt vor den Mund nahm. Außerdem konnte er mit der Presse umgehen und machte bei öffentlichen Auftritten fast immer eine gute Figur. Hochgewachsen, beinahe kahlköpfig, das spärliche Resthaar in langen schwarzen Strähnen von der einen Seite des Schädels zur anderen gekämmt, ernst, mit braunen Augen und einem Lächeln, das mehr wie ein freundlicher und entwaffnender Reflex wirkte als etwas, das sich zu einem Lachen entwickeln konnte.
»Gibt es etwas Neues über das Mordopfer?«
Es war alles andere als üblich, dass ein Mann in Rosenkvists Position nach dem Stand der Ermittlungen in einem konkreten Fall fragte.
»Nein, wir wissen noch nicht, wer er ist, aber trotz der Sturmhaube und den Springerstiefeln denke ich nicht, dass wir es mit einem Autonomen zu tun haben.«
»Das ist ja nicht gerade viel. Ich gehe davon aus, du bist dir im Klaren darüber, dass in dieser Sache nichts nach außen dringen darf.«
»Ja, davon habe ich schon gehört. Vielleicht könntest du dafür sorgen, dass die Kollegen sich nicht nur auf das Jugendzentrum konzentrieren, damit wir ausreichend Techniker und Ermittler für den Fall haben.«
»Die Frage ist, ob das notwendig sein wird. Genau darüber wollte ich mit dir sprechen. Wir haben bereits Unterstützung von außen, wenn ich so sagen darf. Oder vielleicht sollte ich es besser Besuch nennen. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft sind bereits dabei, die Kollegen zu verhören, die letzte Nacht auf dem Friedhof im Einsatz waren.«
»Was? Und warum sagt mir das niemand?«
Ein Reporter sah zu ihnen herüber. Der Chefinspektor ignorierte Axels Ausbruch.
»Das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Wir müssen gewappnet sein. Es gibt, soweit ich informiert bin, Probleme mit den Aussagen zweier Beamter. Sie waren für den Abschnitt verantwortlich, in dem das Opfer gefunden wurde, können aber nichterklären, warum sie nichts bemerkt haben. Soweit ich weiß, hat er wahrscheinlich sogar ein paar Stunden dort gelegen.«
Woher zum Teufel wusste er das alles? Axel packte die Wut darüber, dass andere dabei waren, seine Arbeit zu tun.
»Wir müssen das noch überprüfen, aber wie’s aussieht, hat sich letzte Nacht jemand ein ausführliches Nickerchen gegönnt. Kann ich bei den Verhören dabei sein?«
»Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, solange du deine Rolle einhältst und der Staatsanwaltschaft die Show überlässt. Ein Beisitzer der Polizeigewerkschaft ist auch dabei, aber das kennst du ja schon.«
Wieder das Lächeln – dieses Mal mit einem Anflug von Sarkasmus. Axel hatte schon mehrfach juristischen Beistand durch einen der Gewerkschaftsanwälte benötigt, nachdem er angeblich bestimmte Grenzen überschritten hatte und es zu einer Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft gekommen war.
»Ich schlage vor, du konzentrierst dich auf die beiden Beamten, Kasper Vang und Jesper Groes. Außerdem haben wir Besuch von zwei PET -Leuten, die irgendeinen Ausländer suchen. Sie sitzen oben bei euch und gehen sämtliche Festnahmen im Zusammenhang mit den Demonstrationen letzte Nacht durch.«
Der Papierkram in Verbindung mit den vielen Festgenommenen war Sache des Morddezernats, sobald sich
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