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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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tatsächlich positiv verändert hat. Dieses Experiment verdeutlicht, dassselbst festgefahrene Assoziationen wie Stereotype prinzipiell verändert werden können. Es zeigt jedoch auch, wie aufwändig so ein Prozess ist: Immerhin 400 Trainingseinheiten waren nötig, um eine Veränderung zu bewirken!
    Ähnlich verhält es sich auch mit der Veränderung von Assoziationen unseres Selbstkonzepts. Das ständige Meckern unseres neuen Lovers, wir könnten nicht Auto fahren, kann unsere Selbsteinschätzung diesbezüglich nachhaltig verändern – bis dahin, dass wir irgendwann einmal sogar die Lust daran verlieren, selbst wenn wir vorher glaubten, an uns sei ein Schumi verloren gegangen.
    Werden bestimmte Gedächtnisspuren nicht mehr aktiviert, werden sie so schwach, dass wir kaum noch Zugang zu ihnen haben oder Teile unseres Selbsts irgendwann vergessen. Wer hat nicht schon erlebt, dass bestimmte Menschen, Freunde oder Bekannte, die wir eine Zeit lang als Teil unseres Selbst betrachteten, aus unserem Gedächtnis verschwunden sind? Genauso verlernen wir bestimmte Fähigkeiten, wenn wir sie nicht mehr trainieren: Sprachen, die wir einmal beherrscht haben, aber kaum noch sprechen, Musikstücke, die wir als Kinder auf unseren Instrumenten vorgetragen haben, aber mittlerweile in unseren Kellern und Dachböden in dem Maße vergilben, wie sie in unserem »Dachstübchen« verblassen. Verändern sich Fähigkeiten, verändert sich auch unser Selbstbild. Jemand, der vergisst, dass er eigentlich einmal relativ musikalisch war, wird sich irgendwann nicht mehr für musikalisch halten.
    Kurzum: Begreift man das Selbst eines Menschen als Gedächtnisstruktur, kann man erklären, warum wir feste, relativ stabile Vorstellungen von uns haben, die jedoch veränderbar sind, indem wir dazulernen oder vergessen. Es erklärt sogar, warum das Wiedererlernen einer jahrelang brachliegenden Fähigkeit gelingen kann. Haben wir zwanzig Jahre nicht mehr auf unserer Geige gespielt, so ist ein Neuanfang schwer – und dennoch werden wir schneller eine Sonate wieder so spielen können, dass sie nicht in den Ohren schmerzt, als jemand, der erst in fortgeschrittenem Alter damit beginnt, das Instrument überhaupt zu erlernen. Spuren unserer Kindheit bleiben dem Gedächtnis, wenn auch nur schwach, ein Leben lang erhalten. Sie liegen da wie eine alte, vergilbte Gebrauchsanweisung – und mit etwas Anstrengung können wir sie auch wieder lesen. Das Reaktivieren von etwas Verlerntem ist deshalb einfacher zu bewerkstelligen als das Erlernen einer völlig neuen Fähigkeit.
    Direkte und indirekte Beeinflussung
    Die 400 Trainingseinheiten, die es zur Veränderung eines Stereotyps bedurfte, klingen so, als spräche ich der Idee von einer relativ unveränderbaren Persönlichkeit das Wort. 400 Einheiten sind jedoch gar nicht so viel, wenn man bedenkt, wie häufig man bestimmten Meinungen oder Verhaltensmustern ausgesetzt sein kann. Sicherlich haben bereits in meinem ersten Monat in Amsterdam 400 Käsebrot essende Niederländer meinen Gedächtnisspeicher mit einer neuen Assoziation (Mittagessen = Käsebrot) versehen. Haben Sie eine neue Arbeitsstelle angetreten, in der man statt »Grüß Gott« »Guten Tag« sagt, bringen Sie es ebenfalls rasend schnell auf 400 Trainingseinheiten (grüßen = Guten Tag). Stürzen sich die Medien auf Manager als neue Feindgruppe, haben Sie die Assoziation »Heuschrecke = Manager« im Nu hundert Mal gehört oder gedacht. In vielen Fällen müssen Sie diese Assoziationen nicht erst bewusst lernen, damit sie sich festsetzen – die simple Konfrontation mit bestimmten Informationen oder Erlebnissen im Alltag reicht aus.
    Die Persönlichkeit eines normalen Menschen ist also veränderbar. Aber welches sind die entscheidenden Bedingungen dafür? Und wann verändert sich unser Interesse, unsere Motivation? Wann wenden wir uns neuen Zielen zu?
    Natürlich haben die Menschen in unserer Umgebung einen großen Einfluss auf uns. Einer der Gründe, warum ich als Kind eine starke Abneigung gegen Sport entwickelt habe, war ein Lehrer, den wir Sing-Sing-Birkenkötter nannten. Er hasste mich, weil ich keine Lust auf seine perversen Spielchen hatte, etwa Völkerball mit Medizinbällen zu spielen, barfuß über die Aschenbahn zu laufen und den »Zuchthäuslergang« (nach dem Sport nackt und in Reihen aufgestellt unter den kalten Dusche herlaufen – daher Sing-Sing wie das berühmte amerikanische Gefängnis). Er mochte mich nicht, weil ich klein und schmächtig

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