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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Allgemeinen, aber auch im persönlichen Umfeld ändern können und wie gesellschaftliche Trends, neben Einzelpersonen wie Lehrern, Eltern und Freunden, Einfluss auf unsere Ziele und Motivation haben. Der Wandel der sozialen Norm »Intellektuelle rauchen« zu »Wer raucht, ist ein Loser, hat sich nicht im Griff und verpestet die Umwelt« kann die Einstellung zum Rauchen modifizieren und dazu führen, dass man es künftig lässt. Solche massierten, aber indirekten Einflüsse von veränderten Gruppennormen sind manchmal nachhaltiger als der direkte Versuch der Einflussnahme durch Einzelne, die uns nur allzu oft als Bevormundung vorkommen, gegen die wir uns dann bewusst wehren. Wissen wir nicht, wer uns verändert hat, können wir uns erstens nicht dagegen zur Wehr setzen und gehen zweitens letztlich davon aus, dass wir uns diese Verbesserung in unserem Leben selbst zuzuschreiben haben.
    Ein besonders interessantes Phänomen an Gruppennormen ist, dass sich das Verhalten einer gesellschaftlichen Gruppe (z. B. Intellektuelle rauchen) in eine andere (z. B. nur Unterschichtangehörige rauchen noch) verschieben kann: Dem in diesem Beispiel von der Mittel- und Oberschicht ausgehenden Gruppendruck, nicht mehr zu rauchen, wird wenig entgegengesetzt – und bevor man wegen einer so unwichtigen Angewohnheit wie Rauchen von den eigenen Gruppenmitgliedern schief angesehen wird oder gar für ein Mitglied der wenig gemochten Gruppe angesehen wird, hört man lieber auf damit und hat – wie alle anderen auch – immer eine Flasche Wasser im Gepäck. 10
    Neben einer einzelnen Person kann uns also eine soziale Norm beeinflussen, die sich innerhalb einer sozialen oder gesellschaftlichen Gruppe ergeben hat. Besonders die sozialen Normen, die von unserer sozialen Gruppe, unserer Clique oder unserem Freundeskreis, aufgestellt werden, prägen und beeinflussen uns ab der Pubertät – stärker als etwa Eltern und Lehrer. So war mein Desinteresse an Sport zwar durch einen Lehrer ausgelöst worden, wurde aber vor allem durch die Clique, der ich mich innerhalb der Klasse angeschlossen hatte, nachdrücklich unterstützt. Wir Sportnieten lernten lieber Französisch als dafür eine Eins zu bekommen, dass »wir eine Schweinsblase in ein blödes Netz schossen«. Und wir zelebrierten jedes Jahr einen Churchill-»I hate sports«-Tag. 11 Gehört man einer Gruppe an, werden die dazu gehörenden Verhaltensweisen spielend gelernt, ohne dass man sich dessen unbedingt bewusst ist.
    Ein Experiment, das ich zusammen mit Kai Epstude in Bremen durchgeführt habe, zeigt, wie wenig es häufig dazu braucht, um Gruppennormen zu lernen. Unter dem Vorwand, es gehe um eine motorische Geschicklichkeitsaufgabe, baten wir deutsche Studenten, Erdnüsse zu pulen, und zeigten ihnen vorher Beispiel-Videos mit anderen Studenten, die dasselbe taten. Der einen Hälfte der Probanden sagten wir, dass die Studenten in den Videos derselben Universität angehörten wie sie selbst, der anderen Hälfte, dass sie von einer anderen Hochschule kämen. Die in den Videos gezeigten Studenten richteten eine kleine Schweinerei beim Verzehr der Nüsse an: Sie krümelten Tisch und Boden voll und ließen die übriggebliebenen Schalen einfach liegen. 12 Und so verhielten sich auch unsere Versuchspersonen, wenn sie dachten, die Vorbilder wären Teil ihrer Gruppe. Glaubten sie jedoch, die Krümler kämen von einer anderen Universität, dann waren sie besonders reinlich, das heißt, sie taten genau das Gegenteil dessen, was die Leute aus der anderen, ihnen scheinbar fremden Gruppe vorher getan hatten. Diese Effekte waren den Versuchsteilnehmern aber nicht bewusst. Fragten wir sie, ob sie extra dasselbe oder das Gegenteil dessen getan hatten, was in den Beispiel-Videos zu sehen war, wussten sie nicht, worauf wir hinauswollten. Natürlich waren alle Versuchspersonen davon überzeugt, sich in ihrem Verhalten nicht beeinflusst haben zu lassen. Sie gaben vor, sie würden Erdnüsse immer in der Weise pulen.
    Das spontane Imitieren des Verhaltens einer Gruppe, zu der man gehört, findet also unbewusst statt. Genauso wie man sich oft unbewusst von einer fremden Gruppe absetzt, deren Normen man grundsätzlich nicht teilt. Erstaunlicherweise bedurfte es in diesem Experiment aber keiner 400 Trainingseinheiten, um eine Verhaltensanpassung zu bewirken, sondern lediglich einer einzigen, weil das Verhalten offensichtlich an eine wichtige Gruppe gekoppelt war und deshalb schnell als Norm erkannt wurde. Das Befolgen

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