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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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von Gruppennormen ist uns Rudeltieren offensichtlich so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es unser Verhalten im Nu verändern kann. Vermutlich liegt in unserem Gedächtnis eine tausendfach aktivierte Assoziation vor, »was wir machen, ist gut «, die zu einer prompten, automatischen und effizienten Anpassung unseres Verhaltens führt.
    Soziale Normen bestimmen nicht nur, was wir tun , sie bestimmen auch, wer wir sind . Dies zeigte zumindest die oben angesprochene Untersuchung, in der viele Menschen von sich behaupteten, schüchtern zu sein. Tatsächlich wurden die Versuchsteilnehmer aber danach befragt, welche negativen Eigenschaften sie sich selbst eingestehen würden. Würden Sie in einem solchen Fall etwa zugeben, dass Sie aggressiv, unhöflich, blöd oder faul sind, selbst wenn Sie sich wirklich dafür hielten? Das wäre gegen die Norm Ihrer Gruppe, nehme ich an. Insofern ist eine Aussage wie »Ich bin schüchtern« wunderbar, denn sie hört sich ehrlich an, und darüber hinaus ist Schüchternheit eine der wenigen Eigenschaften, die zwar negativ konnotiert, aber dennoch sozial akzeptiert sind. Politiker verhalten sich ähnlich – wie oft haben wir gelesen, dass ihre schwachen Seiten Perfektionismus und Arbeitswut sind. Na, das tolerieren wir doch gerne!
    Aus der Forschung zu Gruppennormen ziehe ich zwei Schlüsse: 1. Man braucht als Mensch nicht unendliche Trainingseinheiten, um etwas zu lernen. Selbst neue Verhaltensweisen imitiert man, ohne nachzudenken, von Freunden und Gruppenmitgliedern und passt sich ihnen an. 2. Das Programm unseres Autopiloten ist uns nicht allein von außen aufoktroyiert, es kommt auch darauf an, in welchen Kreisen man sich bewegt. Krümeln meine Freunde mit Nüssen im Wohnzimmer herum, laufe ich Gefahr, das auch irgendwann in das eigene Programm zu integrieren.
    Selbstregulation: Jenseits von Gut und Böse
    Wir rauchen nicht mehr, legen uns weniger in die Sonne, kochen fettärmer: Sind alle Veränderungen immer gleich ein Fortschritt? Für viele meiner Kollegen ist Selbstregulation gleichbedeutend mit Selbstverbesserung. Das ist jedoch eine sehr kühne Behauptung. Denn wer weiß schon genau, was wirklich eine Verbesserung für den Menschen darstellt? Schließlich müssen Veränderungen nicht zwingend positiver Natur sein. Werte verändern sich im sozialen und kulturellen Kontext, und den psychischen Kräften, die uns bei der Veränderung unserer Verhaltensweisen unterstützen, wohnen keine moralischen Standards inne. Jemand, der sich wie ich als Schüler vom Sportunterricht befreien lässt, kann je nach kulturellem Umfeld als »schwieriges Kind, das sich nicht unterordnen kann«, gelten oder als jemand, »der schon in jungen Jahren selbstbestimmt« lebt. Und seine Abkehr vom Sport mag für sein Wohlbefinden Vorteile haben, für seine körperliche Entwicklung jedoch durchaus negative.
    Schaut man sich sozialpsychologische Forschung genauer an, so sind Veränderungen zum Schlechten nichts Ungewöhnliches. Ein drastisches Forschungsergebnis der letzten Jahre lautet, dass aus einem vormals friedlichen Menschen durch sozialen Einfluss wie Bücher, Nachrichten, Kontakt mit anderen Menschen, ein traumatisches Ereignis etc. ein aggressiver Mensch oder sogar ein brutaler Terrorist werden kann. Die Offenheit unserer Persönlichkeit gegenüber der Umwelt birgt unweigerlich die Gefahr, sich von schlechten Vorbildern blenden zu lassen und sich in der Folge zum Negativen zu verändern. Wir sind weder mit einem Organ ausgestattet, das uns sagt, wem zu trauen ist und wem nicht, noch sind wir, die wir grundsätzlich zur Vernunft befähigt sind, gegen schlechte Entscheidungen gefeit.
    So verbessern sich Gesellschaften keinesfalls fortlaufend. Nehmen wir ein harmloses Beispiel: die Arbeitswelt. Ich sitze – wie die meisten von uns heutzutage – viel zu lange am Computer, weil sich unsere Arbeitsbedingungen drastisch verändert haben und damit einhergehend auch (schleichend) unsere Einstellung zur Arbeit. Der Wettbewerb ist größer geworden, weniger Stellen stehen für mehr gut Ausgebildete bereit, und immer weniger Leute müssen immer mehr Arbeit leisten. Und weil diejenigen, die Arbeit haben, so froh darüber sind, finden sie sich mit diesen Gegebenheiten ab. Längst haben wir diese neuen Normen akzeptiert – jedenfalls sehe ich trotz größer gewordenen Stresses und abnehmendem sozialem Miteinander bei den wenigsten die Neigung, aktiv etwas daran zu ändern. Unter anderem bin ich deshalb in

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