Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
hinterher frustriert ist. Wer allerdings zu lange überlegt, riskiert, am Strand des Rubikons hängenzubleiben, ohne sich im Tun zu erleben und sein Ziel zu erreichen.
Wann mehr überlegt oder schneller gehandelt werden soll, hängt von den Zielen und von der Persönlichkeit des Einzelnen ab. Jemand, der gerne überlegt und gezwungen wird, sofort zu handeln, wird dadurch verunsichert. Jemand, der gerne spontan handelt, aber daran gehindert wird, wird ebenfalls frustriert sein. Generell kann man jedoch sagen: Geht es um kleinere, alltägliche Probleme, empfiehlt sich eher eine Machermentalität. Gehen wir die großen Aufgaben des Lebens an, also solche, die viel Veränderung, teils mit schwerwiegenden Folgen, bedeuten, sollten wir uns ruhig eine Phase des Abwägens gönnen. In solchen Fällen ist es gut, in der prädezisionalen Phase mögliche Hindernisse und Schwierigkeiten zu durchdenken. Haben wir die Entscheidung getroffen, hilft uns ein (gesundes) Scheuklappendenken, das Ziel zu erreichen. Wer bereits geplant hat und dabei ist, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, kann in dieser Phase keine nörglerische Abwägung von Vor- und Nachteilen gebrauchen – sein Autopilot läuft und will nicht dabei gestört werden.
Zugegeben, ich ergreife hier ein wenig Partei für die Macher. Weil ich viel zu viele Menschen kenne, die gute Ideen haben und sie nicht umsetzen. Und ich begegne ihnen häufiger in Deutschland als in den Niederlanden oder in den USA . So gut wir Deutschen darin sind abzuwägen (das passt ja auf uns), und so sehr wir mit den besten Kritikern der Welt aufwarten können, so sehr vermisse ich bei meinen Landsleuten die Tatkraft, das Anpackende, die Risikobereitschaft, Eigenschaften, die für Kreativität unabdingbar sind. Manche gute Idee, die es verdient hätte, das Tageslicht zu erblicken, bleibt so im Sand verscharrt liegen.
Im Sinne der Passung ist dieses Gebaren durchaus in Ordnung. Wer gerne analysiert, für den ist ein solches Verhalten wertvoll. In vielen Gebieten hat die deutsche Wissenschaft gerade wegen ihrer Fähigkeit zu kritisieren überlebt. Jedoch entsteht daraus selten etwas Neues, Eigenes – denn das traut man sich nicht. Verzagtheit aber ist kein Wert an sich. Zur Erinnerung: Forschung zeigt, dass analytisches Abwägen für Erfolg notwendig ist, allerdings nur dann , wenn man seine Pläne auch irgendwann in die Tat umsetzt. Es ist aber nun einmal das Wesen der Analyse, dass sie sich allein im Kopf abspielt.
Richtiggehend gefährlich werden die Sandsitzer, wenn sie diejenigen lähmen, die den Sprung ins kalte Wasser wagen wollen: »Du kannst Dich erkälten!«, höre ich sie rufen, und »Du kannst doch gar nicht schwimmen!« Und – wenn sie trotzdem springen wollen: »Verrückter!« oder »Kopflos!« Da jeder Mensch in der prädezisionalen Phase für solche negativen Informationen offen ist, kann das fatale Folgen haben. Es kann Macher, die bereit sind, etwas zu wagen, davon abhalten, ihre Idee umzusetzen. Diese Leute brauchen wir – und wenn es nur deshalb ist, um den Sandsitzern etwas zu präsentieren, was sie dann kritisieren können. Viele der vermeintlich »kopflosen« deutschen Akademiker entwickeln heute ihre Theorien im Ausland und nehmen die Kritik dafür von ihren in Deutschland gebliebenen Kollegen entgegen. 68
Grübeln, Meckern und schlechte Stimmung versperren irgendwann den Zugang zum Selbst. Jemand, der dauernd über anderer Leute Leben oder Arbeit nachdenkt, gibt sich letztendlich selbst auf. Er wird dann von den Produkten der anderen und deren Verhalten bestimmt. Das ist auf die Dauer nicht gesund, nicht wertvoll und passt nicht zu uns Menschen, die wir grundsätzlich Gestalter sind.
Prinzip 6: Abstrakt oder konkret
Während ich an diesem Buch schrieb, habe ich mir vieles von dem, was als Motivationstrainings-, Selbstfindungs-, Selbstmanagement- oder How-To-Improve-Yourself-Literatur gerade auf dem Markt ist, angesehen: Sie rät fast ausnahmslos, sich Ziele »so konkret wie möglich vorzustellen«. Wir sollen sie bildhaft vor uns erstehen lassen, sie quasi vor uns sehen, in greifbarer Nähe. Schön und gut, aber wie sinnvoll das wirklich ist, hängt im Grunde von der Persönlichkeit, der Situation und der Aufgabe ab. Auch das bedeutet Passung: »es hängt davon ab«.
Sind wir ein Promotion-Fokus-Typ, denken wir gerne an unsere Ideale – und die sind abstrakt, global und manchmal unbestimmt. Menschen im Promotion-Fokus sind jedoch mindestens genauso erfolgreich im
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