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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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weiterhin zusammen in der Ecke saßen. Sie waren vom Roman abgekommen und unterhielten sich nun über ihre eigenen Lebensgeschichten. Riley glaubte, dass sich das Innenleben von Buchclub-Mitgliedern anhand der Lektüre erkennen ließ, die sie sich aussuchten. Ihr eigenes Lebensbuch war im Moment ein Roman, der in den Südstaaten spielte und von einer kaputten Familie handelte, die vorgab, alles sei in bester Ordnung; er erzählte von einer Mutter, die betrunken die Treppe heruntergefallen war, von einer Schwester, die sich nach Kalifornien abgesetzt hatte, und von einer anderen Schwester, die ihr Studium als Freibrief betrachtete, um ungehindert Tag und Nacht Partys zu feiern.
    Riley ging zu ihrem Sohn hinüber, der gerade aus der Schule gekommen war. Er stand in der Zeitschriftenecke und blätterte in der neuesten Ausgabe von Sport Fishing. Erst als sie ihm die Hand auf den Arm legte, bemerkte er sie. »Oma ist hingefallen; es geht ihr gut, aber sie ist im Krankenhaus. Sie braucht mich. Ethel ist hier ... Ich bin so schnell wie möglich wieder zurück.«
    Brayden sah zu ihr auf. »Darf ich mit?«
    Riley schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich rufe dich an, sobald ich was weiß.«
    Er zuckte die Achseln. »Okay.«
    »Ich hab dich lieb.« Riley drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
    »Ich dich auch.« Er wischte sich den Kuss ab und grinste.
    Riley hastete in die Notaufnahme des Krankenhauses und trat an die Information. Erinnerungen an die letzten Tage ihres Vaters in diesem Gebäude drängten sich ihr auf. Die Frau hinter dem Schreibtisch blickte auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, ich suche Kitsy Sheffield. Sie ist vor ein paar Minuten eingeliefert worden.«
    »Gehören Sie zur Familie?«
    »Ja, ich bin ihre Tochter.«
    »Mrs Sheffield wird gerade geröntgt, aber Sie können auf sie warten, zweite Tür rechts. Dr. Foster kommt gleich.«
    »Gut«, rief Riley über die Schulter zurück, während sie schon durch die Doppeltür stürzte und den Flur entlanghastete. In dem Kämmerchen stand keine Liege mehr; sie setzte sich auf einen der beiden Metallstühle und ließ den Kopf in die Hände sinken.
    »Riley?«
    Als sie aufschaute, stand Dr. Foster in der Tür. Riley kannte den Arzt schon ihr Leben lang. Auch beim Sterben ihres Vaters hatte er die Familie unterstützt. Sein weißes Haar zeugte von seinem Alter, während die Linien in seinem Gesicht von stillem Leid kündeten, dem Mitgefühl für all das, was er als Arzt in einer Kleinstadt erlebt hatte.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Riley.
    »Die Computertomografie hat sie schon hinter sich, sie wird gerade geröntgt. Aber sie ist bei Bewusstsein und beschwert sich lautstark; demnach scheint es ihr ganz gut zu gehen. Allerdings hat Harriet gesagt, gleich nach dem Sturz sei sie ohnmächtig gewesen. Sie hat sich mit Sicherheit mehrere Knochenbrüche zugezogen. In etwa einer Stunde weiß ich mehr.«
    »Danke.« Riley rang sich ein Lächeln ab.
    Dr. Foster ließ sie wieder allein, und die endlose Wartezeit begann sie zu nerven. Sie wanderte durch das Zimmer und versuchte, nicht daran zu denken, was alles schiefgehen konnte, wenn ihre Mutter sich ernstlich verletzt hatte. Riley wandte sich gerade wieder der offenen Tür zu, als eine streitlustige Stimme durch den Flur schallte. Kitsy Sheffield wurde auf einer fahrbaren Liege in den Korridor gerollt.
    »Ich sag es ihnen doch«, schrie sie Dr. Foster an, »mir geht's prima! Geben Sie mir einfach was gegen die Schmerzen, dann ist alles gut!«
    Dr. Foster warf Riley einen Blick zu und lächelte.
    Sie lief zu ihnen. »Mama, ich bin da«, sagte sie und folgte ihrer Mutter zurück in den kleinen Raum.
    Kitsy Sheffields sonst so ordentlich frisiertes Haar stand an einer Seite hoch und war auf der anderen zu einem wirren Knäuel zusammengedrückt. Ihre grünen Augen waren verschleiert und feucht. Das Gesicht wirkte so weiß wie die bis zum Kinn hochgezogene Decke. Eine Krankenschwester schob den Infusionsständer neben die Liege.
    »Natürlich bist du da, Liebes«, sagte die Patientin. »Und jetzt sag Dr. Foster, dass er mich entlassen soll. Sofort. Auf der Stelle. Und es tut weh, wirklich verdammt weh.« Die Tränen stiegen Kitsy in die Augen, und sie drehte sich weg.
    »Kitsy, einen Moment noch!« Dr. Fosters tiefe Stimme wurde leise, während die Krankenschwester die Liege an die Wand schob und die Räder feststellte. »Schwester, bitte geben Sie Mrs Sheffield eine Dosis des verordneten Schmerzmittels!«
    Die Krankenschwester

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