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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Frühphase der kommunistischen Gesellschaftslehre vergleicht, nur ohne deren fundamentalen Idealismus. Einige seiner linken akademischen Kollegen haben diesen Artikel als ziemlich schweren Verrat betrachtet. Und Sie?«
    »Ich hatte dazu keine Meinung.«
    »Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?«
    »Nein. Ich habe ihm gratuliert.«
    »Wieso?«
    »Weil ihm daran gelegen war.«
    »Reden Sie den Leuten immer nach dem Mund?«
    »Wenn ich jemandem seinen Willen lasse, der mir auf die Nerven geht, Mr. Luck, und wenn ich endlich wieder zu was anderem kommen will, ja, dann tue ich das in der Tat«, sagte ich und riskierte einen Blick auf meine französische Schlaguhr in ihrer gläsernen Kuppel. Aber so einfach ließ Luck sich nicht abfertigen.
    »Und November 1992 – als Pettifer diesen famosen Artikel schrieb –, das war doch etwa die Zeit, als Sie sich von dem, was auch immer Sie in London getan haben, zurückgezogen haben, wenn ich nicht irre?«
    Es gefiel mir nicht, wie Luck zwischen unseren Leben Parallelen zog, und sein anmaßender Ton war mir zuwider.
    »Kann sein.«
    »Waren Sie mit seiner Abkehr vom Sozialismus einverstanden?«
    »Erwarten Sie von mir, daß ich Ihnen meine politische Einstellung darlege, Mr. Luck?«
    »Ich dachte nur, es muß für Sie doch einigermaßen riskant gewesen sein, daß Sie ihn zur Zeit des Kalten Kriegs gekannt haben. Sie waren Beamter, und er war damals, wie Sie gerade noch gesagt haben, ein sozialistischer Revolutionär.«
    »Ich habe aus meiner Bekanntschaft mit Dr. Pettifer nie ein Geheimnis gemacht. Daß wir zur gleichen Zeit die Universität besucht haben und auf dieselbe Schule gegangen sind, war schließlich kein Verbrechen, auch wenn Sie das offensichtlich anders sehen. In meiner Dienststelle jedenfalls ist das nie ein Thema gewesen.«
    »Jemals irgendwelche seiner Freunde aus dem Sowjetblock kennengelernt? Diese Russen, Polen, Tschechen und so weiter, mit denen er sich rumgetrieben hat?«
    Ich sitze im oberen Zimmer unseres sicheren Hauses in Shepherd Market und trinke ein letztes Glas mit dem Rechtskonsulenten (für Wirtschaftsfragen) Wolodja Zorin, der in Wirklichkeit leitender Resident des wiederbelebten russischen Nachrichtendienstes in London ist. Es ist unser letzter halbamtlicher Meinungsaustausch. In drei Wochen werde ich mich von der geheimen Welt und allen ihren Aktivitäten verabschieden. Zorin ist ein ergrauter Kalter Krieger im geheimen Rang eines Obersten. Der Abschied von ihm kommt einem Abschied von meiner eigenen Vergangenheit gleich.
    »Und was werden Sie mit dem Rest Ihres Lebens anfangen, Freund Timothy?« fragt er.
    »Mich beschränken«, antworte ich. »A la Rousseau. Großen Projekten den Rücken zukehren, Reben züchten und gute Werke im Kleinen tun.«
    »Sie wollen sich mit einer Berliner Mauer umgeben?«
    »Das ist leider bereits geschehen, Wolodja. Mein Onkel Bob hat seinen Weingarten innerhalb eines ummauerten Gartens aus dem achtzehnten Jahrhundert angelegt. Eine Frostfalle und eine Brutstätte für Krankheiten.«
    »Nein, Dr. Pettifer hat mich nie mit solchen Leuten bekanntgemacht«, antwortete ich.
    »Hat er Ihnen von diesen Leuten erzählt? Wer sie waren? Was er mit ihnen getrieben hat? Was für Geschäfte er mit ihnen ausgeheckt hat? Gegenseitige Gefälligkeiten, irgend etwas dieser Art?«
    »Geschäfte? Natürlich nicht.«
    »Geschäfte. Gegenseitige Gefälligkeiten. Transaktionen «, fügte Luck drohend mit Nachdruck hinzu.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Nein, er hat nichts dergleichen mit mir besprochen. Nein, ich weiß nicht, was er mit ihnen getrieben hat. Wahrscheinlich viel leeres Stroh gedroschen. Die Probleme der Welt lässig in drei Flaschen gelöst.«
    »Sie mögen Pettifer nicht, stimmt’s?«
    »Er ist mir weder sympathisch noch unsympathisch, Mr. Luck. Ich habe, offenbar im Gegensatz zu Ihnen, keine Vorurteile. Er ist ein alter Bekannter von mir. In hinreichend kleinen Dosen genossen, ist er ganz amüsant. Und danach habe ich mich immer gerichtet.«
    »Gab’s jemals ernsthaften Streit mit ihm?«
    »Weder ernsthaften Streit noch ernsthafte Freundschaft.«
    »Hat Pettifer jemals angeboten, Ihnen ein Stück vom Kuchen abzugeben, im Gegenzug für irgendwelche Gefälligkeiten? Sie sind schließlich Beamter. Oder waren jedenfalls einer. Da konnten Sie ihm doch Wege ebnen, Tips geben, Empfehlungen für ihn aussprechen?«
    Falls Luck vorhatte, mich in Rage zu bringen, machte er seine Sache ausgezeichnet. »Das ist eine

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