Unsere feuerrote Hexe
folgte, war dann so Mitte Vierzig und mir war klar, dass das Alter für Jess mit Sicherheit ein Pluspunkt war. Zu alt für mich…
„Also, morgen um 14.15 Uhr am Hauptbahnhof“, reißt mich Jessica wieder aus den Gedanken.
„Okay, ich schaue, dass Werner den Termin übernehmen kann“, seufze ich. Dann werfe ich einen Blick in die Bewerbungsunterlagen von Heather Ó Briain.
Ich schaue entsetzt auf das Foto von ihr. Das kann nicht der ernst von meiner Frau sein! Das hat sie doch extra gemacht!
„Sie hat rote Haare“, sage ich angewidert.
„Ja – na und?“, zuckt Jessica mit den Schultern, doch ich kann in ihrem Blick erkennen, dass sie sich dessen sehr genau bewusst ist.
„Ich mag keine Rothaarigen“, rümpfe ich die Nase.
„Du sollst sie ja auch nicht mögen, Schatz. Sondern die Kinder“, lächelt meine Frau mir verschlagen zu.
„Hast du sie deswegen ausgesucht? Weil du weißt, dass sie nicht mein Typ ist?“, ich schaue Jessica fassungslos an.
„Ich habe sie ausgesucht, weil sie gute Referenzen hat. Die Familie in Schottland, wo sie zuletzt gearbeitet hat, ist voll des Lobes über sie“, berichtet meine Frau und setzt ihren arrogantesten Blick auf.
„Und warum sucht sie dann einen neuen Job?“
„Weil die Familie nach Amerika ausgewandert ist und Heather nicht mitwollte !“
Ich betrachte mir wieder das Foto dieser Heather. Sie hat die Haare am Hinterkopf zusammengenommen, sie scheint aber lange rote Locken zu haben.
„Sie wirkt noch total jung. Die kann doch keine Erfahrung haben, die sieht aus wie sechzehn“, maule ich weiter. „Dann haben wir ja noch ein Kind im Haus.“
„Sie ist aber zweiundzwanzig“, fügt Jessica an. „Jetzt stell dich mal nicht so an, sie hat drei Monate Probezeit und dann sehen wir weiter. Ich finde, sie wirkt sehr sympathisch“, sagt sie dann etwas sanfter.
„Finde ich gar nicht“, unwillig trinke ich meinen Kaffee aus. „Wieso muss ich sie überhaupt abholen? Wieso ist sie nicht hier? Wann hast du sie denn getroffen?“
„Ich hab sie noch gar nicht getroffen. Sie ist mir von der Agentur wärmstens empfohlen worden.“
„Du hast sie dir noch nicht einmal angesehen?“, frage ich Jessica fassungslos. „Sie wird unser Kindermädchen und du hast noch nicht einmal mit ihr gesprochen?“
„So ist es. Jetzt mach mal kein Drama draus, sie wird schon keine irre Psychopathin sein“, lächelte meine Frau mir zu.
Ich stehe auf. „Ich hab keinen Hunger mehr“, knurre ich und gehe auf die Terrasse.
Es ist ein angenehmer Frühlingstag und die Sonne wärmt schon ein wenig. Eigentlich sollte ich die Ruhe genießen, solange die Kinder bei meinen Schwiegereltern sind. Erst heute Nachmittag werden sie zurückgebracht. Doch das kann ich nicht, meine Laune ist verhagelt, und wenn ich daran denke, dass ich morgen diese Irin abholen muss, wird sie noch schlechter.
‚Eine Rothaarige – wie ätzend ist das denn?’
Jessica muss echt Angst haben, dass ich ihr untreu werde, wenn sie solche Geschütze auffährt. Dabei würde ich nie wieder was mit einer Angestellten anfangen, das gibt nur Ärger, wie ich leider aus Erfahrung weiß.
Okay, ich gebe ja zu, dass die Eifersucht meiner Frau nicht ganz unbegründet ist. Ich bin nicht der treuste Ehemann unter der Sonne, das stimmt. Den ein- oder anderen Seitensprung hab ich schon auf dem Konto, aber ab und zu brauche ich das einfach.
Jessica und ich sind seit der Teenagerzeit zusammen. Als ich im Jurastudium war, ist sie dann plötzlich schwanger geworden. Ungewollt natürlich, denn sie wollte unbedingt Schauspielerin werden. Sie war erst zwanzig, ich dreiundzwanzig. Doch eine Abtreibung kam für sie nicht in Frage, obwohl mir dieser Ausweg nicht unsympathisch gewesen wäre. Aber jetzt möchte ich Nele natürlich nicht mehr missen, genauso wenig wie Ben, der vor dreieinhalb Jahren auf die Welt kam. Ich bin zwar nicht der Vorzeigevater, aber ich liebe meine Kinder natürlich schon.
Meine Tochter ist mit ihren sechs Jahren schon recht aufgeweckt und im Sommer kommt sie in die Schule. Sie sieht aus wie ein Ebenbild von Jessica, sie ist blond und hat blaue Augen. Nur ihre Haare sind lang, meine Frau trägt sie auf Kinnlänge. Nele ähnelt auch vom Charakter her Jessica. Sie ist eher ernst und sehr auf ihr Äußeres bedacht. Ganz im Gegensatz zu Ben, der ein richtiger Raufbold ist und am liebsten mit mir Fußball spielt, wenn ich denn mal Zeit habe. Ben kommt nach mir, er hat meine dunklen Augen und Haare geerbt.
Ich
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