Unsichtbare Kräfte
Spiel!«
»Eine Falle! Nichts anderes!« fiel Alvarez ein. »Wie denken Sie darüber, Kapitän? Daß Sie nicht der Meinung unseres ehrlichen Barradas sind, sehe ich schon längst.«
Wildrake nickte stumm.
»Aber was sollen wir tun?« rief Barradas. »Wir haben Befehl, uns bis auf weiteres hier aufzuhalten. Wäre es wirklich wahr, was Sie, Herr Kapitän Wildrake, denken, keine Minute länger würde ich bleiben. Einer Regierung, die solch schändlichem Plan zugestimmt, den Gehorsam zu verweigern, würde mir ein Vergnügen sein. Ich begreife nicht, Kapitän, wie Sie hierherkommen konnten, wenn Sie die Überzeugung haben, daß ...«
»Befehl ist Befehl, Leutnant Barradas! Solange ich nicht den greifbaren Beweis habe, daß meine Vermutungen richtig sind, gehorche ich dem Befehl, bleibe hier.«
»Beweis, Kapitän Wildrake?« hohnlachte Alvarez. »Der Beweis dürfte erst erbracht sein, wenn uns die Brasilianer hier ausgehoben und nach den Südstaaten verschleppt haben. Es gibt genug Möglichkeiten, die Insel zu umstellen. Bleiben wir also hier, dann sind wir einem überraschenden Überfall der Brasilianer wehrlos preisgegeben. Denn ist’ s eine Falle, in der wir stecken, so ist ein Entkommen unmöglich.«
»Falle, mein lieber Alvarez? Gewiß, in eine Falle geht, wer keinen Ausweg sieht.«
»Ah, Kapitän Wildrake!« rief Calleja. »Sie wüßten, wie gegebenenfalls ...?«
Wildrake nickte.
»Und wie wäre das?« Gleichzeitig kam die Frage aus dem Munde der drei.
»Ich habe«, fuhr Wildrake fort, »für den Fall, daß gewisse Ereignisse hier eintreten, mir die Flucht unter Wasser gesichert.«
»Was haben Sie - ein U-Boot? Es liegt schon da? Es wird kommen?«
Wildrake sprach weiter. »Es wird da sein, wenn das Ereignis eintritt. Doch ich will Sie nicht länger im unklaren lassen. Ich kenne die Insel von einem früheren Aufenthalt her genau. An der Nordspitze befindet sich eine Höhle, die die Flut in den Felsen gewaschen hat. Ein rauchendes Feuer, da oben angezündet, wäre weithin sichtbar. Eine Stunde, nachdem das Signal gegeben, wird Kapitän Pedrazza mit seinem Boot unter der Höhle liegen. Eine kleine Schwimmtour von hundert Metern, und wir sind an Bord. Es gilt nun, scharf Ausguck zu halten, daß wir nicht in den Betten von den brasilianischen Fliegern überrascht werden. Machen wir uns jedenfalls sofort an die Arbeit, das Signal für alle Fälle vorzubereiten!«
*
Als Oswald Winterloo in sein Zimmer kam, trat ihm Major Tejo entgegen.
»Ah, guten Tag, Alfonso! Beglückwünschen wir uns! Waffenstillstand! Endlich der Krieg vorüber!«
Tejo machte ein finsteres Gesicht. »Leider!«
»Alfonso! Wünschst du wirklich, daß der Krieg noch weiterginge?«
»Wer möchte das? Aber sonst ist es halbe Arbeit, nichts anderes! Man will Venezuela zwingen, alles Gebiet bis zum fünften Breitengrad abzutreten. Wie lange wird’s dauern? Ein, zwei Jahrzehnte - ein neuer Krieg dann, um auch den Rest der Union einzuverleiben. Die Opfer werden da noch größer werden.« »Alfonso! Ich verstehe dich nicht.«
Tejo wandte sich um, trat zum Fenster, deutete auf die Stadt. »Sao Salvador, Pernambuco, Manaos in Schutt und Asche! Auch ich verstehe dich nicht mehr! Hättest du Victoria wirklich geliebt, müßtest du denken wie ich.«
»Alfonso, wohin treibt dich der Haß? Du weißt, wie teuer mir Victoria war. Aber wird ihr Andenken mir dadurch kostbarer, daß noch weitere Hekatomben von Opfern verbluten?«
»Du bist ein Deutscher! Obgleich ihr schon seit Generationen hier im Lande wohnt. Ein Deutscher - schwach im Hassen, schwach im Lieben.«
»Sieh hinaus auf die Straßen! Der Jubel der Bevölkerung beweist zur Genüge, daß andere ebenso denken wie ich.«
Tejo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vergleichst du dich mit diesen?«
Winterloo unterdrückte die heftige Antwort, die ihm auf der Zunge lag. »Ich für meine Person werde jedenfalls mit Freuden das Ende dieses Kampfes begrüßen. Vor allem bin ich froh, dieses Postens hier so oder so bald ledig zu sein.«
»Meinst du, daß die politischen Gefangenen hier so bald entlassen werden?«
»Gewiß! Zweifellos sind doch darunter sehr viele, die auf einen bloßen Verdacht hin verhaftet wurden. Man wird sie ohne Prozeß freigeben müssen.«
»Ha!« Tejo lachte ein häßliches Lachen. »Du denkst wohl besonders an diese Edna Wildrake?«
Winterloo biß sich auf die Lippen. »An sie nicht mehr als an die anderen ...«
Winterloo wandte sich achselzuckend zur Seite. »Ich
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