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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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her ließ sie zusammenfahren. Edna starrte durch das Gitter auf die Straße, die plötzlich von einem Gewimmel freudig erregter Menschen erfüllt war.
    Ein großer Sieg der Union? Oder gar Friede? Und Freiheit für sie, der man doch nichts anderes vorwerfen konnte, als daß sie Robert Wildrakes Schwester war?
    In ihrem Sinnen überhörte sie, daß sich die Tür ihrer Zelle öffnete. Ihr Auge begegnete in stummer Frage dem Blick des Offiziers. Der nickte.
    »Waffenstillstand, gnädiges Fräulein! Gebe Gott, daß der Krieg endgültig vorüber ist! Vielleicht wird Ihre Haft nun bald ein Ende haben!«
    Ein kurzer Händedruck. Schon war sie wieder allein.
    Waffenstillstandsverhandlungen im Lager des brasilianischen Höchstkommandierenden. Immer wieder nur der eine Punkt, an dem alles zu scheitern drohte: das Schicksal von vier venezolanischen Offizieren, deren Auslieferung zur Aburteilung durch ein brasilianisches Kriegsgericht gefordert wurde.
    »Unmöglich, Señores!« Der greise Oberst Guerrero nahm auf seiten Venezuelas das Wort. »Unmöglich! Niemals werde ich in die Auslieferung dieser Tapferen, die Sie Verbrecher nennen, einwilligen.«
    Doch eine halbe Stunde später waren die Waffenstill standsbedingungen schriftlich festgelegt. Die Vertreter der beiden Staaten unterschrieben das offizielle Protokoll und unterschrieben ein zweites Schriftstück.
    *
    Im Golf von Maracaibo die idyllische Insel Aruba. Noch vor wenigen Jahren eine nur den Fischern bekannte Insel. Inzwischen zum Treffpunkt für millionenschwere Sportsleute ganz Südamerikas geworden.
    Der Krieg jedoch hatte aller Herrlichkeit ein Ende bereitet. Verlassen jetzt die Hotelbauten, verödet der paradiesische Strand.
    Ein kleines Motorboot, die Flagge Venezuelas am Heck, näherte sich von Westen her der Anlegestelle, machte dort fest. Ein Marineoffizier sprang heraus, verabschiedete sich von dem Führer des Bootes und ging quer über den Strand. Er näherte sich einer zwischen Palmen versteckten Villa.
    Als er den Garten erreichte, sprangen drei Offiziere in weißen Tropenuniformen aus ihren Hängematten, die dort an den Bäumen befestigt waren.
    »Hallo, Kapitän Wildrake! Ist’s möglich?«
    Eine kleine, fast jungenhafte Gestalt eilte ihm entgegen. »Sie sind’s wirklich, Wildrake? Ich begrüße Sie herzlich in unserer Mitte! Kommt her, Barradas und Calleja! Kapitän, Sie kennen die Herren noch nicht? Herr Leutnant Antonio Barradas und Juan Calleja.«
    Der Angeredete drückte jedem die Hand und blickte dann in die Runde.
    »Man hat uns ja eine ganz nette Erholungsstätte angewiesen, meine Herren. Nun, das Vaterland weiß, was es uns schuldig ist. Freier Aufenthalt in Aruba, dem Milliardärbad - nicht übel! Wäre nur nicht dort drüben die unliebsame Nachbarschaft!« Er deutete auf ein paar Rauchwolken. »Das brasilianische Kreuzgeschwader, das da hinten vor Anker liegt, dürfte besser fehlen. Unsere Ruhe könnte von denen da drüben leicht gestört werden. Und wär’s auch nur, daß sie uns ein paar Granaten aufs Hausdach setzten.«
    »Ah, gut! Seht ihr? Sagte ich nicht dasselbe?« Leutnant Calleja war aufgesprungen. »Wußte gleich, daß der Brief, der mich hierherbeorderte, ein Uriasbrief war.«
    »Ich will und kann es nicht glauben!« unterbrach ihn Barradas. »Solch schnöder Undank des eigenen Vaterlandes, für das wir hundertmal unser Leben aufs Spiel gesetzt ...« Der Offizier starrte drohend nach dem Festland hin. »Dann ...!« Er hatte die Faust geballt, die Worte zischten aus seinem Munde.
    »Dann wäre mir jeder Schuß leid, mit dem ich die hundert brasilianischen Flieger herunterholte. Die Stunde wird kommen!« erwiderte Calleja. »Verlaß dich darauf, Barradas! Bald wirst du erkennen, wie Venezuela seinen besten Luftkämpen dankt. Der Brand von Pernambuco - vergiß ihn nicht! Er steht im brasilianischen Schuldbuch auf deinem Konto, Barradas! Wie konntest du auch so unvorsichtig sein und eine Bombe auf die Munitionsdepots werfen, die die lieben Brasilios unmittelbar neben der Stadt errichtet hatten! Pernambuco ist eine offene Stadt, mein Lieber! Da muß man vorsichtig sein! - Wenn ich übrigens einen leisen Zweifel hatte, so hat die Ankunft unseres verehrten Kapitäns Wildrake ihn behoben. Man versäumte es, dem alten, braven Guerrero rechtzeitig den Mund zu stopfen. Durch einen Verwandten im Ministerium kam mir einiges von den Verhandlungen im brasilianischen Hauptquartier zu Ohren. Das eine weiß ich: Hier spielt man ein böses

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