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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schaffst das Unmögliche, dann werde ich dir diesen Wunsch ganz sicher nicht verwehren. Ich frag mich nur, wie du das hinkriegen willst. «
    » Ich versuch ’ s, und wenn ’ s nicht klappt «, sie zuckte mit den Schultern, » Pech gehabt. Aber mir ist da gerade eine Idee gekommen, wie ich ihn doch rumkriegen könnte … «
    » Und das wäre? «, fragte Harms neugierig .
    » Lass mich einfach machen. Was anderes: Ist die Presse schon informiert? «
    » Bis jetzt nicht, ich wollte warten, bis ihr wieder hier seid. Aber ich hab mir bereits einige Notizen gemacht, die ich nur noch weiterleiten muss. Allerdings hab ich schon Handzettel drucken lassen, die wohl gerade oder in Kürze in Haddeby verteilt werden. Jedenfalls heute noch. «
    » Mit Foto? «, fragte Santos leicht irritiert, die ihm gleich jenes geben wollte, das sie von Miriams Mutter erhalten hatte .
    » Wir haben einige in ihren Sachen gefunden. Wie gesagt, ich hab mir Notizen gemacht und … «
    » Notizen allein reichen nicht. Morgen sollte meiner Meinung nach in allen Zeitungen Schleswig-Holsteins ein Foto von Miriam Hansen mit einem allerdings nicht zu ausführlichen Bericht über ihre Ermordung abgedruckt sein. Den Text geben wir vor, denn für eine Pressekonferenz dürfte es jetzt zu spät sein. Außerdem sollte in dem Bericht stehen, dass eine Soko gebildet wird, et cetera pp. «
    Harms kniff die Augen zusammen und sagte: » Kannst du mir deine Absichten etwas näher erläutern? «
    » Sören hat vorhin am Tatort wortwörtlich gesagt, › er fängt an zu spielen ‹. Wenn er Recht hat, dann wird unser Mann sicher schon ganz wild drauf sein, etwas über seine Tat beziehungsweise Taten zu lesen. So können wir ihn vielleicht aus der Reserve locken. «
    » Nicht schlecht. « Harms schaute auf die Uhr und fuhr fort, indem er den Kopf von einer Seite zur andern pendeln ließ : » Es wäre noch nicht zu spät für eine Pressekonferenz. Oder nein, wir geben eine Meldung so raus. Ich werd mich gleich mal mit unserer Pressestelle kurzschließen. Hast du noch irgendwas, das ich wissen sollte? «
    » Eigentlich nicht. Sind die Fotos vom Tatort schon eingetroffen? «
    » Liegen auf deinem Schreibtisch. Wie lange bist du heute noch hier? «
    » Bis gegen sechs. Wir legen am Montag los, wir haben ja im Moment nichts, wo wir ansetzen könnten. «
    » Gut. Bis nachher. «
    Lisa Santos erhob sich und ging in ihr Büro. Sie hatte einen exzellenten Draht zu Harms, der zwar manchmal hart, aber immer fair war. Das Betriebsklima hätte nicht besser sein können, was nicht zuletzt auch sein Verdienst war. Und Harms war es auch gewesen, der sie im Dezember 1999 zur Beförderung zur Oberkommissarin vorgeschlagen hatte, und er würde es auch sein, der sie noch eine Gehaltsstufe weiter nach oben bringen würde, als Hauptkommissarin. Aber das interessierte sie jetzt wenig. Sie ging zu ihrem Schreibtisch, auf dem die Fotos von Miriam lagen, zog ihre Jacke aus, hängte sie über die Stuhllehne und setzte sich. Sie legte die Beine auf den Tisch, nahm die Fotos in die Hand und betrachtete sie, als wollte sie jedes Detail speichern oder als würde sie nach etwas suchen, was sie am Tatort übersehen hatten. Sie fand nichts, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ein Kollege, den sie nicht hatte kommen hören, stand plötzlich neben ihr und sprach sie an.
    » Müde? «, fragte Jan Friedrichsen, Kriminalpsychologe und Fallanalytiker, den es vor gut drei Jahren von Hamburg hierher verschlagen hatte, weil seine Frau die Großstadt nich t m ehr ertrug und sie deshalb jetzt in Laboe wohnten. Er war ein ruhiger, unaufdringlicher Mensch, kaum einssiebzig groß, schlank, beinahe schmächtig, wäre da nicht das kleine spitze Bäuchlein gewesen, das wie ein Fremdkörper wirkte. Die wenigen noch verbliebenen Haare verteilten sich hauptsächlich auf dem Hinterkopf und über den Ohren, seine blaugrauen, stets hellwachen Augen schienen durch die Nickelbrille alles um sie herum geradezu aufzusaugen. Er war ein exzellenter Analytiker, hatte sich mehrfach in den USA aufgehalten, um sich in der Erstellung von psychologischen und Täterprofilen weiterzubilden, und versuchte jetzt das Gelernte auch in seinem Tätigkeitsbereich umzusetzen.
    » Nein, ich denke nur nach. Nimm Platz «, sagte sie und deutete auf einen Stuhl.
    » Danke. Ich hab mir vorhin erlaubt, die Fotos zu begutachten. Das war kein normaler Mord, und ich denke, du weißt, was ich damit meine. «
    » Ich bin lange genug in dem

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