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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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noch keine Ergebnisse mitteilen konnten, und verließ schließlich um kurz nach sechs das Büro. Sören Henning hatte sich eine Viertelstunde vor ihr in das Wochenende verabschiedet, ohne noch einmal einen Kommentar zum Fall Miriam Hansen abzugeben .
    Sie ging zu ihrem Wagen, einem Mini Cooper, den sie vor einem Jahr gesehen und in den sie sich verliebt hatte, und wenn sie sich auch sonst nicht viel leistete, dieses Auto musste es einfach sein, weil es zu ihr passte wie ein maßgeschneidertes Kostüm. Und sie war noch immer glücklich mit ihrem Auto .
    Sie fuhr nach Hause, stellte sich unter die Dusche, aß eine Banane und einen Apfel und trank ein Glas Orangensaft, zog sich um und machte die Wohnungstür schon nach einer Stunde wieder hinter sich zu. Sie wollte sehen, ob ihr Plan funktionierte.

 
     
    FREITAG, 19.45 UHR
     
    Lisa Santos hielt vor dem achtstöckigen Gebäude, das schon von außen einen heruntergekommenen Eindruck machte.
    Graffiti an den Wänden und eine beschmierte Eingangstür, ein paar Briefkästen, die von Reklame überquollen, ein Boden, der scheinbar seit Jahren nicht gesäubert worden war, und zwei Aufzüge, die mit gefährlich anmutendem Getöse durch die Schächte ratterten, was sie schon von draußen hörte. Sören Hennings Namensschild war eines der wenigen leserlichen an der Klingelwand. Viele der Bewohner hatten gar keinen Namen angebracht, als wollten sie anonym bleiben. Siebter Stock, las sie, die Haustür stand offen, sie ging hinein, ein unangenehmer Geruch schlug ihr entgegen. Sie überlegte, den Aufzug zu nehmen, entschied sich aber doch für die Treppe.
    Ein junges Pärchen kam ihr Hand in Hand entgegen, sie klein und dick, voller Pickel und mit fettigen Haaren, er groß und schlank und sehr gepflegt. Santos wunderte sich für ein paar Sekunden über diese Ungleichheit und ging weiter nach oben.
    Im siebten Stock angekommen, zog sie die Zwischentür auf und sah sich in dem großen dunklen Flur um. Sie hatte keine Ahnung, hinter welcher der sechs Türen Henning wohnte. Sie drückte den Lichtschalter und musste gleich feststellen, dass auch hier kaum ein Name an den jeweiligen Klingeln stand.
    Nur ein türkischer und ein deutscher Name, S. Henning. Sie atmete erleichtert auf, lauschte kurz an der Tür und hörte leise Geräusche von drinnen. Gehen wir ’ s an, dachte sie und legt e d en Finger auf die Klingel. Als sich Henning durch di e S prechanlage meldete, klopfte sie und stellte sich direkt vo r d en Spion, die Tür wurde geöffnet.
    » Was machst du denn hier? «, fragte Henning überrascht un d n icht sonderlich erfreut über den Besuch seiner Kollegin.
    » Ich wollte mal schauen, was du so machst «, entgegnete si e m it entwaffnendem Lächeln. » Darf ich reinkommen? «
    » Warum? Es passt mir im Augenblick nicht besonders … «
    » Hast du Besuch? Dann komm ich ein andermal wieder. « Si e s chaute ihn an, wie nur eine Lisa Santos schauen konnte, wen n i hre großen braunen Augen selbst den härtesten Mann weic h w erden ließen.
    » Nein, das nicht, aber … «
    » Aber? «
    » Ah, verdammt, dann komm eben rein. Aber du kannst dir di e M ühe sparen «, sagte er abweisend und ließ sie eintreten. Si e k am durch einen schmalen und kurzen Flur, von dem zwe i T üren abgingen, und gelangte in das Wohnzimmer.
    » Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst. Ich wollte nu r m al hallo sagen. «
    » Aha, und das ausgerechnet heute. Meinst du, ich merk nicht , was da läuft? Ich kann nur sagen, vergiss es. «
    Bevor sie etwas auf diese Bemerkung erwiderte, sah sie sich i n d em nicht sehr großen Zimmer um, das mit einer Schlafcouch, einem Korbsessel, einem runden Holztisch, einer schlichten Regalwand voller Bücher, einem kleinen Fernseher und einem Kofferradio eingerichtet war, aus dem leise Musik spielte .
    Was fehlte, waren Pflanzen, nicht eine einzige konnte Santos entdecken. Sie war vor einigen Jahren, als er noch verheiratet war, mehrmals bei ihm zu Hause gewesen, wo eine beinahe heimelige Wohlfühlatmosphäre geherrscht hatte. Nichts von dem fand sie hier vor. Alles war schlicht, fast trostlos. Als hätte er mit seinem früheren Leben komplett abgeschlossen .
    Auf dem Tisch, auf dem keine Decke lag, standen eine Flasche Wasser, ein Glas und ein Aschenbecher mit mehreren Kippen darin. Die Balkontür war geöffnet, ein kühler Wind wehte herein.
    » Da läuft gar nichts, damit das klar ist «, sagte sie und ließ ihren Blick kurz über den Hafen schweifen .
    » Und

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