Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
das? «
    » Natürlich. «
    Sie zog das Tagebuch aus ihrer Tasche und schlug es auf .
    » Hier, das hat Miriam geschrieben. Und ich glaube nicht, dass sie übertrieben hat. Sie wissen, warum sie Husum verlassen hat, und auch, warum sie nicht in der näheren Umgebung, sondern weit weg in Heidelberg studieren wollte, oder? «
    » Worauf wollen Sie hinaus? « Frau Hansen war urplötzlich wieder kühl und sehr beherrscht.
    » Lesen Sie selbst, auch wenn ich glaube, dass es nicht neu für Sie ist. «
    Sie überflog die Zeilen und schüttelte den Kopf. » Herr Carstensen ist nicht so, Miriam hat maßlos übertrieben, sie … «
    » Nein, das glaube ich nicht. Und hören Sie auf, sich etwas vorzumachen. Sie mögen Ihr Glück gefunden haben, aber es ist oder war nicht das Glück Ihrer Töchter. Verschließen Sie nicht die Augen vor der Wirklichkeit, das könnte fatale Folgen haben. Es täte mir leid um Heike. Sie ist sehr hübsch, und manche Männer stehen auf solche Mädchen. «
    » Sie haben doch eine kranke Phantasie! Nichts von dem stimmt. Miriam und ich hatten einen fürchterlichen Streit deswegen. Ich kenne die ganze Geschichte, es ist alles, aber auch alles erfunden. Und außerdem, was wissen Sie schon von Glück oder Unglück?! Und bitte, unterlassen Sie diese infa men Unterstellungen! Werner gehört zur Familie, und Heike wird sich wohl oder übel damit abfinden müssen. Kinder schustern sich manchmal Sachen zurecht, die einfach nicht fair sind. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, ich möchte wieder nach Hause. «
    » Das wollte Miriam auch «, entgegnete Santos leise, aber bestimmt, » sie ist Tausende von Kilometern gereist und ist kurz vor dem Ziel ermordet worden. Ich kann Ihnen leider nicht vorschreiben, wie Sie Ihr Leben zu gestalten haben, aber eines weiß ich, Miriam ist nicht grundlos für ein halbes Jahr verschwunden. Keine Achtzehn- oder Neunzehnjährige verlässt einfach so das Nest. Passen Sie gut auf sich auf, vor allem aber auf Heike, sie braucht Sie mehr denn je. «
    » Sparen Sie sich Ihre Belehrungen, Frau Kommissarin, ich weiß sehr wohl, was ich zu tun und wie ich mein Leben zu gestalten habe. Und noch viel besser weiß ich, was für Heike gut ist. «
    » Es ist Ihre Entscheidung. Trotzdem wäre ein Gespräch unter vier Augen mit Herrn Carstensen vielleicht ganz sinnvoll. Hier, nehmen Sie das Tagebuch von Miriam mit. Und tun Sie nicht alles als erfunden oder Lüge ab, was Heike Ihnen anvertraut. «
    » Sie haben doch überhaupt keine Ahnung! Sie sind ja nicht mal verheiratet «, stieß sie mit Blick auf einen fehlenden Ehering an Santos ’ Finger hervor.
    » Stimmt. Sie aber auch nicht. Und für noch ein Kind sind Sie doch inzwischen bestimmt zu alt, oder? «, konterte Santos zynisch.
    » Auf Wiedersehen, Frau Kommissarin «, sagte Frau Hansen und ging mit schnellen Schritten nach draußen, ohne Henning und Reinhardt eines weiteren Blickes zu würdigen .
    » Und? «, fragte Henning, während Reinhardt sich wieder der Leiche widmete.
    » Vergiss es einfach. Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf. Die macht die Augen zu und denkt, alles sei in bester Ordnung. Und wir stehen da wie die Idioten. Wir haben schließlich keine Beweise, dass dieser Carstensen auf junges Fleisch steht. «
    » So schlimm wird ’ s schon nicht sein. Die Kleine hat auf mich zumindest keinen so verstörten Eindruck gemacht, dass … «
    » Hör zu, ich hatte mit einigen Missbrauchsopfern zu tun, und denen hat man nicht im Geringsten angesehen, was sie durchgemacht haben. «
    » Wer sagt dir denn, dass er gleich das volle Programm abspielt? Du hast vollkommen Recht, wir können nichts machen. Zu was anderem: Sie wurde vergewaltigt. Aber schau selbst oder lass es dir erklären. «
    Santos begab sich an den Tisch. Reinhardt sah sie über den Brillenrand hinweg an, während er an seiner Zigarre paffte. Er war relativ klein, untersetzt und schien nie zu lachen. Auch verfügte er nicht über den morbiden Humor anderer Rechtsmediziner. Aber er war ein Meister seines Fachs, von den Kollegen respektiert, in den letzten Jahren zu einer Art Medienstar avanciert, weil er als Fachmann für diverse gerichtsmedizinische Sendungen agierte .
    » Was haben Sie rausgefunden? «, fragte sie .
    Reinhardt zog das Laken von Miriams Körper und legte es auf einen neben ihm stehenden Hocker. Mit schnarrender, monotoner Stimme begann er: » Sie wurde mehrfach mit einem hochvoltigen Elektroschocker außer Gefecht gesetzt, vermutlich

Weitere Kostenlose Bücher