Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
jemand etwas manipuliert, weil er wusste, da kommt gleich ein kleiner Junge, den er sich schnappen kann? Wohl kaum. Woher hätte unser Mann auch wissen sollen, dass da ein Achtjähriger kommt, um Zigarette n z u ziehen. Außerdem verschwand Alexander nicht an dem kaputten Automaten, sondern an dem zwei Straßen weiter, plus minus ein paar Meter. Dasselbe gilt für fast alle andern Opfer, kannst du alles nachlesen. Frage: Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass ein Hans Müller zum ersten Mal in seinem Leben ein Kästchen eines Lottoscheins ausfüllt und gleich den Jackpot knackt, als dass eben dieser Hans Müller rein zufällig einem Serienkiller über den Weg läuft? Einem Killer, der zufällig an einem Ort ist, wo sich rein zufällig mehrere Zufälle ereignen? Wie wahrscheinlich ist das? Sag ’ s mir, du bist der Psychologe und Analytiker. Wie wahrscheinlich ist so was? «
    » Ich kenne bisher nur das, was du berichtet hast, aber ich kenne nicht die Akten! «, herrschte der sonst so ruhige Friedrichsen seinen Kollegen an.
    Lisa mischte sich in die hitzige Debatte ein und sagte in beschwichtigendem Ton: » Jetzt beruhigt euch mal wieder, es bringt doch nichts, wenn wir uns hier gegenseitig angiften. Es gibt keine Definition von Zufall, er ist auch nicht berechenbar …«
    Henning pflichtete ihr bei: » Ich bin zwar kein Mathematiker, doch ich sehe das genauso. Aber nachdem ich diese Akten wieder und wieder studiert habe, frage ich mich, ob der Täter den Zufall bestimmen kann. Weiß er, hier und jetzt wird ein zufälliges Ereignis stattfinden, das ich mir zunutze machen kann? «
    Friedrichsen lachte ironisch auf. » Wenn dem so wäre, dann könnte er hellsehen … «
    » Wie deine Frau? «, bemerkte Henning bissig .
    » Was willst du eigentlich immer mit meiner Frau?! «, fuhr Friedrichsen Henning aufgebracht an. Sein Gesicht war knallrot angelaufen, als würde er gleich explodieren. » Die hat doch hier in diesem Kreis gar nichts verloren. Noch mal, wenn de m s o wäre, könnte er hellsehen – oder er wäre Gott. Junge, vergiss es, das ist Blödsinn, ausgemachter Blödsinn! «
    » Wenn du meinst. Aber warum haben wir dann bis heute nicht den Hauch einer Ahnung, um wen es sich bei dem Täter handeln könnte? Wieso hat ihn nie jemand gesehen, wenn er sich zufällig ein Opfer gekrallt hat? Wieso gibt es nicht mal ansatzweise eine Beschreibung von ihm? Er ist und bleibt vorläufig ein Phantom. «
    Santos, die aufmerksam den Schlagabtausch zwischen Henning und Friedrichsen verfolgt hatte, sagte: » Bis er einen entscheidenden Fehler begeht. «
    » Und wann wird das sein? «, fragte Henning. » Nach dem hundertsten oder zweihundertsten Mord? Er spielt mit uns und setzt uns mit jedem Mord schachmatt. Das ist eine Tatsache, der wir ins Auge sehen müssen. Wisst ihr, wenn Lisa gestern nicht zu mir gekommen wäre, würden wir heute nicht hier sitzen, und ihr hättet keinen blassen Schimmer, dass der Mann, den wir suchen, nicht nur Sabine Körner und Miriam Hansen umgebracht hat, sondern eine ganze Menge mehr Menschen. Ihr würdet darauf warten, dass vielleicht ein Hinweis aus der Bevölkerung eintrudelt, aber dieser Hinweis wird nicht kommen, weil dieser Saukerl in den entscheidenden Momenten eine Tarnkappe aufhat. Dieser Typ ist eine Bestie in Menschengestalt, der sich offenbar gar keine große Mühe machen muss, um an Opfer zu gelangen, sie werden ihm einfach in die Hände gespielt. Zufällig. Zum Beispiel, wenn er mal wieder unterwegs ist, was wohl ziemlich häufig ist. Ich will wissen, wo er lebt, wie er lebt, was er beruflich macht und vor allem, was ihn antreibt. Er spielt Gott, aber er tötet Menschen, die ihm nicht das Geringste getan haben .
    Menschen, die ihm zufällig über den Weg gelaufen sind. Ich weiß von ihm nur eins mit Gewissheit – er muss eine sehr vertrauenerweckende Person sein, jemand, dem keiner etwas Bö ses zutraut. Aber wo finden wir den Mann mit der anscheinend perfekten Fassade? « Henning holte tief Luft und zündete sich eine Zigarette an, obwohl in dem Zimmer Rauchverbot herrschte, doch keiner der andern sagte etwas, im Gegenteil, auch Friedrichsen holte eine Zigarette und ein goldenes Feuerzeug aus seiner Jackentasche. Henning nahm sein Glas und schnippte die Asche hinein. » Jan, zieh dir die Akten rein und sag mir morgen, ob du immer noch glaubst, dass all diese Zufälle zufällig geschehen sind. Ich möchte fast wetten, du wirst nach der Lektüre anderer Meinung sein. Ach ja, sollte

Weitere Kostenlose Bücher